Am vergangenen Wochenende lud die Organisation Yeru-Shalem zum Festival »Oneg Shabbat/Joy of Shabbat« in die Synagogen, Parks, Museen und Straßen Jerusalems. »Die Idee ist, Schabbat als Geschenk für alle Juden zu sehen und dabei auch den öffentlichen Raum der Stadt zu nutzen«, erklärte Shaike El-Ami von Yeru-Shalem. »Hier in Jerusalem leben Menschen ganz unterschiedlicher Couleur. Es ist eine Herausforderung und eine Bereicherung.«
Yeru-Shalem möchte Jerusalem als Stadt für alle gestalten – sowohl Juden aus der ganzen Welt wie auch Nichtjuden. Für »Joy of Shabbat« bedeutete das auch, religiöse und säkulare Juden zusammenzubringen. Rund 40 Veranstaltungen in ganz Jerusalem zogen Familien, Studenten, Senioren, hier Geborene und olim chadaschim an.
Museum Von Freitag bis Samstagabend wurde bei Podiumsdiskussionen über Religion, Kultur und Politik gesprochen, Bands gaben kleine Konzerte, das Bible Lands Museum öffnete seine Pforten, Familien trafen sich zu einer Wanderung, und am Freitagabend wurde der Schabbat gemeinsam begrüßt.
So kamen der 30-jährige Chen und seine Freunde zum Kabbalat Schabbat in die German Colony, um im Haus von Kolot den Schabbat musikalisch zu begrüßen. Kolot ist eine Organisation, die jüdische Texte zugänglich machen möchte – als Inspiration für neue Perspektiven. In einer kleinen Gruppe sangen die jungen Jerusalemer typische Kabbalat-Lieder wie Jedit Nesfesh und Lecha Dodi. »Wir sind nicht religiös. Wir wollen etwas über das Judentum lernen – das ist eher eine intellektuelle Neugier«, sagt Chen. Er und seine Freunde haben in Jerusalem studiert und sind der Stadt treu geblieben. »Sie ist besonders, so richtig können wir das nicht erklären.«
Olim Die Organisation »Jerusalem Village« servierte rund 150 jungen Jerusalemern – vorwiegend Neueinwanderer – ein typisches Schabbatessen mit Wein, Challa, Tehina, israelischem Salat, Huhn und Kebab. »Gerade für Olim, die hier keine Familie haben, ist es schön, nicht allein zu sein«, sagte Lisa Barkan, die Gründerin der Organisation.
Eigentlich sollte auch der Mahane-Yehuda-Markt Treffpunkt sein. »Wir hatten ein großes Schabbat-Dinner auf dem Markt geplant«, erklärt Shaike El-Ami. Es sollte Diskussionen mit Professoren geben, Spiele und Musik. »Aber Leute aus dem Stadtrat haben uns gebeten, den Ort zu wechseln. Und wir wollten keinen Streit entfachen.«
Der Markt befindet sich an einer markanten Grenze zu den charedischen Vierteln. »Die Charedim hatten sich im Vorfeld beschwert, und die Ladenbesitzer hatten wiederum Angst, dass ihr Umsatz dadurch einbrechen könnte.« Beim nächsten Oneg Shabbat wollen Shaike El-Ami und sein Team das Event deshalb verlegen.