Der moderne Mensch hat Afrika möglicherweise deutlich früher verlassen, als bisher angenommen. Fossilienfunde in einer Höhle im nordisraelischen Karmelgebirge deuteten darauf hin, dass eine Auswanderungswelle des Homo sapiens vor rund 200.000 Jahren während der Eiszeit stattgefunden habe, heißt es in einer Mitteilung der israelischen Antikenbehörde (IAA) und der Universität Haifa von Montag.
Forscher beider Einrichtungen untersuchten Tierfossilien in der Milija-Höhle und fanden Reste von 13 verschiedenen Nagern und Insektenfressern, darunter Arten, die heute in kalten Bergregionen wie dem Kaukasus verbreitet sind. Die tierischen Überreste wurden in derselben Schicht mit einem knapp 200.000 Jahre alten menschlichen Kieferknochen gefunden, der zu den ältesten menschlichen Knochenfunden außerhalb Afrikas zählt.
Zu den Funden gehört nach Angaben der Forscher eine nur in kalten Gebieten vorkommende Wühlmaus, die während der Eiszeit in der Region verbreitet war und vor 150.000 Jahren aus ihr verschwand. Dies zeige zum einen, dass es in Israel klimatische Bedingungen gegeben habe, die den Nagern ein Überleben ermöglichten. Der Fund menschlicher Knochen in derselben archäologischen Schicht lege ferner nahe, dass auch der Mensch sich dem Klima angepasst habe.
Die Funde, die am Sonntag in der Fachzeitschrift »Journal of Human Evolution« veröffentlicht wurden, widerlegen nach Einschätzung der Forscher die verbreitete Annahme, dass das Klima während der Eiszeit menschliche Wanderungsbewegungen zwischen den Kontinenten verhindert habe. Damit geben dsie neue Aufschlüsse über die Herkunft des modernen Menschen, seine Entwicklung sowie seine Anpassungsfähigkeit. kna