Sport

»Findet eine Lösung!«

Ofer Eini über Fußball und Religion

von Sabine Brandes  08.09.2015 21:44 Uhr

Ofer Eini Foto: Flash 90

Ofer Eini über Fußball und Religion

von Sabine Brandes  08.09.2015 21:44 Uhr

Herr Eini, ist das Gerichtsurteil der Anfang vom Ende des Fußballs in Israel?
Das kommt auf die Regierung an. Wir haben Interesse daran, den populärsten Sport im Land weiterzuentwickeln. Aber die derzeitige Lage bedroht genau das. Das Gericht verlangt, dass wir um eine Erlaubnis bitten, was wir bei Minister Deri getan haben. Denn wir lassen uns nicht zu Kriminellen machen. Im Moment ist es unmöglich, Fußball in Israel zu haben, ohne am Schabbat zu spielen. Wenn jemand das generell regeln möchte – bitte schön! Ich sage: Findet eine Lösung in einem angemessenen Zeitrahmen.

Werden Sie wirklich den Fußball im ganzen Land bestreiken, wenn Sie keine Antwort vom Ministerium bekommen haben?
Absolut! Wir haben gar keine andere Wahl. Wann sollen die Kinder und Jugendlichen spielen? Wie sollen sie an Tagen kicken, wenn sie zur Schule gehen und ihre Eltern arbeiten? Wer stellt das Licht zur Verfügung, wenn sie nur noch am Abend auf den Platz dürfen? Wenn es keinen Fußball für die Kinder in Israel mehr gibt, dann ist das tatsächlich der Anfang vom Ende dieser Sportart hierzulande.

Sollte das geschehen, wie werden die Fans reagieren?
Ich bin überzeugt, dass die breite Öffentlichkeit sich gegen eine derartige Zerstörung des Fußballspielens ausspricht. Es ist schließlich die liebste Freizeitbeschäftigung der Leute. Die Zahlen der Aktiven bestätigen das zweifellos.

Ist so etwas in Israel schon einmal vorgekommen?
Soweit ich weiß, nein. Der Status quo besteht seit Jahrzehnten. Also gab es keinen Grund, die Spiele am Schabbat zu untersagen. Die Entscheidung des Gerichts hat eine neue Situation geschaffen, die eine große Herausforderung für alle Beteiligten darstellt.

Der Wirtschaftsminister ist ein ultraorthodoxer Mann. Gibt es eine Chance, dass er eine Erlaubnis für die Spieler am Schabbat ausstellt?
Die Tatsache, dass der verehrte Minister ein Charedi ist, spielt überhaupt keine Rolle. Denn er ist der Minister aller Bürger, ob religiös oder säkular. Dies ist kein Krieg gegen den Schabbat, und wir haben von Herrn Deri nicht verlangt, den Status quo zu ändern. Wir wollen nur, dass er beibehalten wird.

Gibt es Hoffnung auf eine Lösung, welchen Kompromiss würden Sie eingehen?
Wir möchten sehen, dass es eine Lösung gibt, die den Status quo wiederherstellt. Wir haben schließlich nicht darum gebeten, die Anzahl der Spiele am Schabbat zu erhöhen. Wenn jemand diese Zahl aber verringern will und dennoch gleichzeitig den Sport fördert, können wir darüber reden. Doch wir müssen langfristig denken. Mit leeren Versprechen geben wir uns nicht zufrieden.

Wenn die Religion hier das letzte Wort haben wird, welche Auswirkungen hätte das für den Sport in Israel generell?
Das ist eine wichtige Frage. Denn es betrifft wirklich nicht nur den Fußball. Der gesamte Sport passiert in Israel am Schabbat. Ob es formelle Turniere sind oder nur ein Training. Ich glaube daher, dass sich alle Sportarten zusammentun müssen, um dieses Problem gemeinsam zu lösen.

Mit dem Präsidenten des israelischen Fußballverbandes sprach Sabine Brandes.

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