Jerusalem

Festnahmen nach Spuck-Attacken auf Christen

Israelische Grenzpolizei und orthodoxe Juden in den christlichen Vierteln der Jerusalemer Altstadt Foto: Flash 90

Die israelische Polizei hat am Mittwoch vier erwachsene und einen minderjährigen Juden wegen des Verdachts festgenommen, Christen und Kirchen in der Altstadt von Jerusalem angespuckt zu haben.

Einer der Verdächtigen tauchte Anfang dieser Woche in einem Video auf, in dem eine Gruppe ultraorthodoxer Juden zu sehen ist, die christliche Pilger anspuckt, während sie die vier Arten von Sukkot durch die Altstadt tragen. Die anderen Verdächtigen spuckten am Mittwochmorgen christliche Besucher an und wurden sofort festgenommen. Die Polizei ermittelt nun wegen Körperverletzung.

KÖRPERVERLETZUNG Das Video wurde in den sozialen Medien geteilt und löste in Israel Empörung aus. Viele verurteilten die Attacken, darunter Premierminister Benjamin Netanjahu, die Oberrabbiner und Abgeordnete der ultraorthodoxen Parteien.

»Diejenigen, die sich auf ein solches Verhalten einlassen, haben ein ernstes Problem mit Bildung, Weltanschauung und Respekt gegenüber anderen.

polizeikommissar von jerusalem, doron turgeman

Nach Angaben in israelischen Medien habe der Bruder des Abgeordneten Simcha Rothman, Rabbi Nathan Rothman, einen Marsch durch die Altstadt von Jerusalem angeführt, bei dem ein Verdächtiger festgenommen wurde, weil er einen Christen angespuckt hatte. Simcha Rothman ist einer der Initiatoren der umstrittenen Justiz-Reform und gehört der rechtsextremen Partei Religiöser Zionismus an.

HASSVERBRECHEN Der Polizeichef von Jerusalem, Doron Turgeman, gründete im Anschluss an die Übergriffe eine Sonderkommission, um das Spuckphänomen und andere Hassverbrechen gegen Christen in der Altstadt zu untersuchen. Ein Sonderermittlungsteam werde offene und verdeckte Maßnahmen ergreifen, um Spucker in Echtzeit und rückwirkend zu lokalisieren. Es könnten sowohl Geldstrafen verhängt werden als auch, in extremeren Fällen, eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet werden.

»Da die überwiegende Mehrheit der Spuckvorfälle gegen Christen nicht gemeldet werden, müssen wir mit der Identifizierung und Bearbeitung solcher Fälle beginnen und Überwachungskameras, Beamte vor Ort, Netzwerküberwachung und alle verfügbaren Mittel einbeziehen«, so Turgeman.

ZEUGEN »Wir werden Hassbekundungen gegenüber niemandem, ob Juden, Muslime oder Christen, in der Altstadt und anderswo in Jerusalem dulden«, führte er aus. »Leider sind wir weiterhin Zeugen dieses beschämenden und hässlichen Phänomens, Hass gegenüber Christen in der Altstadt von Jerusalem zum Ausdruck zu bringen.« Diejenigen, die sich auf ein solches Verhalten einlassen, »haben ein ernstes Problem mit Bildung, Weltanschauung und Respekt gegenüber anderen«.

Derzeit sind Zehntausende Christen zu Sukkot in Israel. Am Mittwoch wollen Tausende aus Solidarität mit dem jüdischen Volk und Staat durch Jerusalems Straßen marschieren.

»Der Papst ist über jeden Vorfall auf dem Laufenden. Und er ist sehr wütend.«

Wadie Abu Nasser, Sprecher kathol. Kirchen in Jerusalem

Im Vorfeld des Marsches veröffentlichte die Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem (ICEJ) eine Erklärung, in der sie den israelischen Beamten dankte für »ihre starken Unterstützungsbekundungen für die Religionsfreiheit in diesem Land und ihre Missbilligung der jüngsten Taten, die darauf abzielten, Christen zu demütigen oder zu schädigen«.

GESCHICHTE Die ICEJ sagte jedoch, dass Christen auch »zugeben müssen, dass es eine viel längere, schmerzhafte Geschichte christlicher Feindseligkeit gegenüber dem jüdischen Volk gibt«. Aber zum Glück habe sich »in unserer Zeit die Einstellung der Christen gegenüber der Nation und dem Volk Israel grundlegend verändert«.

Die jüngsten Spuck-Vorfälle hätten derweil die höchsten Ränge erreicht, sagte Wadie Abu Nasser, der Sprecher des Rates der Oberhäupter der katholischen Kirchen in Jerusalem, am Mittwoch im Armeeradio. »Der Papst ist über jeden Vorfall auf dem Laufenden. Und er ist sehr wütend.«

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025