Nach einem Anschlag mit fünf Todesopfern ist die israelische Armee in den Wohnort des mutmaßlichen palästinensischen Täters im besetzten Westjordanland eingedrungen. In dem Ort Jabed nahe der Palästinenserstadt Dschenin seien in der Nacht sechs junge Männer festgenommen worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Mittwoch. Israelischen Medienberichten zufolge war unter den Festgenommenen auch der Bruder des Attentäters.
Am Dienstagabend schoss ein 26-jähriger Palästinenser in Bnei Brak bei Tel Aviv auf zahlreiche Passanten. Er wurde daraufhin von Polizisten erschossen. Unter den Todesopfern waren auch ein israelischer Polizist sowie zwei ukrainische Gastarbeiter. Ein 29-jähriger israelischer Familienvater kam ums Leben, als er sich schützend vor seinen kleinen Sohn warf, berichtete die »Times of Israel«.
In einer Videobotschaft lobten Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden in Dschenin den Anschlag. Einer von drei Vermummten kündigte darin auf Hebräisch einen »Krieg im ganzen Staat Israel« an. Die Al-Aksa-Brigaden sind der militärische Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Örtliche Gruppierungen agieren jedoch oft auf eigene Faust.
Der Hamas-Chef im Gazastreifen, Ismail Haniyeh, veröffentlichte am Mittwoch eine Erklärung, in der er den Anschlag begrüßte. »Wir sind stolz auf das palästinensische Volk und das freie Volk der Nation angesichts des heldenhaften Angriffs, der ganz Israel getroffen hat«, sagte Haniyeh.
REAKTIONEN »Unser Volk wurde aus dem Schoß dieser Helden geboren, mit dem ›Schwert von Jerusalem‹, das Gaza während des letzten Ramadans [nach Israel] brachte«, sagte Haniyeh. Er bezog sich dabei auf den Konflikt zwischen Israel und der Hamas in Gaza im Mai 2021.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut feierten Anhänger der schiitischen Miliz Hisbollah die Todesopfer in Israel und verteilten Süßigkeiten an vorbeifahrende Autofahrer.
Der Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah, Mahmud Abbas, verurteilte den Anschlag in Bnei Brak dagegen. Die Tötung von Palästinensern und Israelis werde »nur zu einer weiteren Verschlechterung der Lage beitragen«, insbesondere angesichts der anstehenden Feiertage von Muslimen, Christen und Juden, erklärte Abbas der Nachrichtenagentur »Wafa« zufolge.
REAKTIONEN UN-Generalsekretär António Guterres verlangte in einer Erklärung ein Ende des Terrors. »Solche Gewalttaten sind niemals zu rechtfertigen und müssen von allen verurteilt werden«, so Guterres. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, sagte in einem Statement, die Anschlagsserie gegen Zivilisten sei »der Beweis dafür, dass wir es uns nicht leisten können, unvorsichtig zu werden«. Lauder appellierte an die internationale Gemeinschaft, »einschließlich derjenigen, die Israel bei jeder Gelegenheit angreifen«, alle Gewalttaten entschieden zu verurteilen. Der Terror unterstreiche einmal mehr, dass Israel sich und seine Bürger schützen und verteidigen müsse.
Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der Anfang April beginnt, wird eine weitere Eskalation der Gewalt befürchtet. Der Anschlag in Bnei Brak war der dritte binnen einer Woche. Insgesamt sind während der jüngsten Terrorwelle elf Menschen in Israel ums Leben gekommen. Drei der Täter waren israelische Araber.
Die israelische Polizei wurde angesichts der Terrorserie in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Die Präsenz an belebten Orten solle deutlich verstärkt werden, hieß es in einer Mitteilung. dpa/ja