Fast 1.000 aktive und pensionierte Angehörige der israelischen Luftwaffe haben die Wiederaufnahme des Kriegs gegen die Hamas kritisiert und damit für Unmut in Regierung und Armee gesorgt. Derzeit dienten die Kämpfe »hauptsächlich politischen und persönlichen Interessen«, nicht aber der Sicherheit des Landes, hieß es in einem Brief der Gruppe. Die Unterzeichner forderten darin auch ein Abkommen zur Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen, auch wenn dies das Ende des Kriegs gegen die Hamas bedeuten würde. Die Fortsetzung der Kämpfe könne zum Tod der Geiseln, israelischer Soldaten und unschuldiger Zivilisten führen, hieß es in dem Schreiben weiter.
Die meisten Unterzeichner sind pensionierte Armeeangehörige, hieß es aus Kreisen des israelischen Militärs. Die Luftwaffe wird den Angaben nach alle beteiligten aktiven Reservisten entlassen. Generalstabschef Eyal Zamir erklärte, dass die israelische Armee kein Problem damit habe, wenn Soldaten privat protestieren würden, doch es sei »inakzeptabel«, wenn sie sich in ihrem Protest auf ihre Rolle in der Luftwaffe beziehen würden.
Netanjahu: Unterzeichner wollen Regierung stürzen
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterstützt diesen Schritt. Der Brief schwäche die Armee und stärke den Feind in Kriegszeiten, so Netanjahus Büro. Bei den Unterzeichnern handle es sich um eine »radikale Randgruppe«, deren Ziel der Sturz der Regierung sei, behauptete er.
Kritiker werfen Netanjahu vor, er habe den Gaza-Krieg auch wieder aufgenommen, um sein politisches Überleben zu sichern. Bis Ende März musste der israelische Haushalt gebilligt werden, sonst hätte es automatisch Neuwahlen gegeben. Dafür brauchte Netanjahu die Unterstützung des rechtsextremen Ministers Itamar Ben-Gvir, der aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas aus der Regierung ausgeschieden waren. Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe kehrten Ben-Gvir und seine Partei zurück in die Koalition.
Israelischen Medien zufolge verweigern derzeit auch immer mehr Reservisten die Rückkehr in den Gaza-Krieg, weil sie mit dem Vorgehen der Armee nicht länger einverstanden sind und etwa eine israelische Wiederbesetzung des Gazastreifens fürchten. dpa/ja