Eine Wahl hat er nie gewonnen, dennoch war er gleich dreimal Ministerpräsident. Einmal, 1977, nach dem Rücktritt Yitzhak Rabins bis zu den nächsten Knessetwahlen, dann von 1984 bis 1986 im Rahmen der Rotationsabsprache mit dem Likudnik Yitzhak Schamir, und zuletzt zwischen 1995 und 1996 nach Rabins Ermordung. Doch obwohl Schimon Peres, der heute 90 Jahre alt wird, nie eine Mehrheit der Wähler für sich gewinnen konnte, prägte er die israelische Politik seit der Staatsgründung maßgeblich mit.
Als Hagana-Mitglied war der im polnischen Wischnewo geborene Peres während des Unabhängigkeitskrieges im Auftrag von David Ben Gurion für die Waffenbeschaffung zuständig. Später, als Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums, fädelte er zahlreiche Waffendeals ein und leitete das – bis heute offiziell geheim gehaltene – Atomprogramm in die Wege. 48 Jahre lang war er Mitglied der Knesset und bekleidete zahlreiche Ministerposten. 1994 wurde ihm, zusammen mit Arafat und Rabin, für seine Verdienste im Oslo-Prozess der Friedensnobelpreis verliehen.
Ratschläge Seit 2007 ist Peres Staatspräsident und damit endlich an der politischen Spitze angekommen. Entsprechend ließ er seinen 90. Geburtstag bereits im Juni mit einem internationalen Staraufgebot feiern – auf einer Gala, die vielen Israelis zu pompös schien. Auch seine Kommentare zur aktuellen israelischen Politik und zum Umgang mit den Palästinensern oder dem Iran, mit denen der überzeugte Anhänger einer Zwei-Staaten-Lösung nicht geizt, gehen manchen Kritikern zu weit. Es sei leicht, Ratschläge zu erteilen, wenn man keine politische Verantwortung tragen muss, heißt es oft. Zumal Peres in früheren Jahrzehnten durchaus nicht als naive Friedenstaube bekannt war.
Doch die Politik ist nicht das einzige Betätigungsfeld des Jubilars. Er ist Förderer der Wissenschaft und der Hightech-Industrie, glaubt an den ökonomischen und wissenschaftlichen Fortschritt durch Hirnforschung und Nanotechnik und gründete 1996 das Peres Center for Peace in Jaffa, das die Völkerverständigung durch wirtschaftliche Zusammenarbeit voranbringen will. Wenn seine Amtszeit als Staatspräsident zu Ende geht, wird er sich höchstwahrscheinlich noch lange nicht zur Ruhe setzen.