Doron Almog, pensionierter Generalmajor der israelischen Streitkräfte, soll neuer Vorsitzender der Jewish Agency for Israel (Sochnut) werden. Der 71-Jährige wurde dafür von der israelischen Regierung diese Woche nominiert; seine Wahl Anfang Juli gilt als Formsache. Almog wird Isaac Herzog nachfolgen, der vor einem Jahr zum Staatspräsidenten Israels gewählt wurde.
Die Sochnut wurde 1929 als offizielle Vertretung der Juden im damaligen Palästina gegründet. Sie diente der britischen Mandatsverwaltung als Ansprechpartner. Die Organisation war darüber hinaus verantwortlich für die internen Angelegenheiten der Juden im Mandatsgebiet, des Jischuv. Seit der Staatsgründung Israels ist die Sochnut in erster Linie für Förderung der Einwanderung von Juden nach Israel (Alija) verantwortlich.
VERBINDUNG Herzog gratulierte seinem »Freund Doron Almog« zu dessen Ernennung und betonte die »sehr wichtige Rolle« der Jewish Agency for Israel im Hinblick auf die Verbindung zwischen dem Staat Israel und der jüdischen Diaspora. Premierminister Naftali Bennett erklärte, Almog repräsentiere »alles, was an Israel gut ist«. Auch Fleur Hassan-Nahoum, die selbst für den Vorsitz der Organisation kandidiert hatte, gratulierte Almog und nannte ihn eine »angemessene und ausgezeichnete Wahl«.
Der 71-Jährige stammt aus Haifa und verbrachte seine berufliche Karriere bei der Armee. Almog war Mitglied der Eliteeinheit, die 1976 mehr als 100 zumeist israelische Geiseln im ugandischen Entebbe befreite. Bei der Operation kam der Bruder von Benjamin Netanjahu, Yonatan, ums Leben. Später diente Almog in zahlreichen israelischen Militäreinsätzen und war unter anderem Kommandeur der Streitkräfte an der Grenze zum Gazastreifen.
Am 11. September 2005 entging er auf dem Londoner Flughafen Heathrow nur knapp seiner Verhaftung durch eine Anti-Terror-Einheit der britischen Polizei. Ein englisches Gericht hatte zuvor einen Haftbefehl gegen ihn erlassen, nachdem eine propalästinensische Gruppe ihn wegen angeblicher Kriegsverbrechen in Gaza angezeigt hatte. Ein EL-AL-Pilot verweigerte der britischen Polizei aber den Zutritt zur Maschine. Almog und seine Frau Didi blieben zwei Stunden in ihrem Flugzeug sitzen, bevor sie wieder nach Israel zurückflogen.
ENGAGEMENT Mehrmals musste die Familie Almog schwere Schicksalsschläge hinnehmen. So fiel Dorons Bruder Eran im Jom-Kippur-Krieg 1973. Sein 1984 geborener Sohn Eran, der nach seinem Onkel benannt wurde, kam mit einer schweren Behinderung zur Welt. Er starb 2007 im Alter von 23 Jahren. 1991 wurde Shoham Almog geboren; sie starb schon einen Monat nach der Geburt an einem Herzfehler. Bei einem Selbstmordanschlag 2003 starben mehrere Verwandte Almogs.
Doron Almog gründete Aleh Negev, ein Dorf speziell für behinderte Menschen im Süden Israels. Nach Erans Tod wurde der Name von Aleh Negev in Nachalat Eran geändert. Sein Sohn habe ihn gelehrt, sein Ego zu ignorieren, sagte Doron Almog einmal.
»So viele Eltern [behinderter Kinder] geben nicht einmal zu, dass es sie gibt! Die Leute schämen sich. Das verletzt ihr Ego. Wir alle wünschen uns ein Kind, das uns nacheifert. Ein Kind, das noch mehr sein wird als wir - talentierter, mit noch größeren Fähigkeiten und Erfolgen. Aber dabei geht es nur um uns - um uns und unser Ego.« Liebe zu einem Menschen bedeute in erster Linie Commitment, betonte er.
2016 erhielt Almog den renommierten Israel-Preis für sein Lebenswerk. mth