Sie leuchten wieder. In ganz Israel sind rechtzeitig zu Chanukka die Leuchter aufgestellt worden – die Chanukkiot mit acht Armen und einem zusätzlichen Arm für den Schamasch, mit dessen Kerzenlicht die anderen Kerzen entzündet werden. Am 25. Dezember beginnt mit Erew Chanukka das jüdische Lichterfest, an dem die erste Kerze erstrahlt. Acht Tage lang kommt dann jeden Tag ein weiteres Licht hinzu.
Im Dezember 2023 wurden öffentlich so gut wie keine festlichen Lichter angezündet. Der Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen war nach deren Massaker am 7. Oktober im Süden Israels mit mehr als 1200 Toten und 251 Geiseln auf dem Höhepunkt. In diesem Jahr aber wird es wieder festlich in den Gemeinden.
Auf vielen Plätzen steht neben der Chanukkia ein Weihnachtsbaum im Zeichen der Koexistenz, etwa in Haifa, Akko und Jaffa, das zu Tel Aviv gehört. Und in Jerusalem weihnachtet es im christlichen Viertel überall.
Herzog reist in den Norden im Zeichen der Koexistenz
Präsident Isaac Herzog besuchte die alte Hafenstadt Akko und das Dorf Kafr Yasif in Galiläa, von wo aus er sich an »unsere Nachbarn im Libanon und in Syrien« wandte. »Wir wollen keinen Krieg. Wir hoffen auf Tage der Freiheit, Demokratie und des Friedens für alle Völker der Region, innerhalb sicherer und ruhiger Grenzen«, sagte er.
In Akko nahm Herzog an einem Treffen mit religiösen Anführern und Mitgliedern des Stadtrats teil. Akko sei eine Stadt mit einer reichen Geschichte und einem beispiellosen, einzigartigen Lebensgefüge. Sie verbinde eine glorreiche Vergangenheit mit einer hoffnungsvollen Zukunft und verkörpere die volle Stärke der Idee des gemeinsamen Lebens, so der Präsident.
»Die Stadt zu besuchen, ist für mich immer zutiefst bewegend, besonders wenn ich die vielfältige Gemeinschaft treffe, die hier in Harmonie lebt und zeigt, dass die Vermischung von Kulturen, Religionen und Glaubensrichtungen eine Quelle der Widerstandsfähigkeit und Stärke ist.« Er schloss: »Möge das Jahr 2025 uns allen Frieden, gute Nachrichten und ein fruchtbares gemeinsames Leben bringen.«
»Wir wollen keinen Krieg. Wir hoffen auf Tage der Freiheit, Demokratie und des Friedens für alle Völker der Region, innerhalb sicherer und ruhiger Grenzen«, sagte Präsident Isaac Herzog.
Auch Premierminister Benjamin Netanjahu sandte zu Weihnachten an »unsere christlichen Freunde« eine Botschaft der Koexistenz und dankte für die Unterstützung für Israel.
Am Erew Chanukka schickten israelische Politiker Festtagsgrüße an die jüdischen Gemeinden in aller Welt, während der Krieg in Gaza zwar abgeschwächt, jedoch nicht beendet ist. Die Terrororganisation Hamas weigert sich weiterhin, die fast 100 Geiseln, die noch in ihrer Gewalt sind, freizugeben, während sich im Gazastreifen die schlimmste Katastrophe abspielt, die die Menschen dort jemals erlebt haben. Die Zivilisten in der Enklave hoffen auf das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels.
Auch in Israel wünschen sich viele Menschen das Ende des Kriegs und die Befreiung der Geiseln. Sie zünden die Kerzen an, um die verschleppten Menschen, darunter immer noch zwei Kinder, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Das Fest Chanukka erinnert an die Revolte der Makkabäer gegen die Griechen, die den Tempel in Jerusalem entweiht hatten. Als die Juden wieder in das Gotteshaus einzogen, fanden sie laut Talmud nur ein winziges Fläschchen Öl. Das hätte eigentlich nur einen Tag reichen sollen, ließ die Menora aber stattdessen acht Tage lang brennen – das Wunder von Chanukka. So dreht sich alles in den acht Feiertagen um Öl.
Sufganiot ganz extravagant mit ausgefallenen Zutaten
Bei den Familienessen werden gern Lewiwot aufgetischt, in Fett gebratene Kartoffelpuffer, die in Israel oft mit saurer Sahne gereicht werden. In den Bäckereien liegen Sufganiot aus, die in Öl ausgebackenen Krapfen –traditionelle, mit Erdbeermarmelade gefüllt, oder ganz extravakant mit immer ausgefalleneren Zutaten.
Die Kette Roladin schlägt zu Chanukka gern über die Stränge und bringt jedes Jahr neue Kreationen auf den Markt. Dazu gehören Sufganiot mit Vanillefüllung, verziert mit dicken glänzenden Zuckerperlen, oder mit salziger Karamellfüllung und goldenen Haselnüssen obendrauf. Auch Alkohol darf bei Roladin ins Gebäck. In den Krapfen steckt eine Plastikspritze gefüllt mit Likör. So kann der dosiert mehr oder weniger beschwipsen.
Gesundheitsbewusste Israelis greifen heute allerdings lieber bei gebackenen als frittierten Sufganiot zu, die beispielsweise die Familienbäckerei Kirsch in Tel Aviv im Sortiment hat. Ronit Biton hat sechs Stück für ihre Familie gekauft. »Wir verzichten ganz auf frittiertes Essen, aber Sufganiot gehören zu Chanukka ja dazu. Meine Kinder warten schon lange darauf. Also finde ich diese Alternative wunderbar.« Dass sie trockener sind als in Fett gebackenen, stört sie nicht. »Wir trinken einfach etwas Leckeres dazu. LeChaim und Chag Sameach!«