Die Zahl der Israelis, die ihr Zuhause verlassen müssen, steigt stetig. Nach den Massakern der Hamas wurden fast alle Gemeinden komplett evakuiert, die in der Nähe des Gazastreifens liegen. Jetzt kommen immer mehr Ortschaften im Norden hinzu, aus denen die Einwohner in Sicherheit gebracht werden. Die Spannungen mit der Hisbollah im Libanon nehmen zu. Mittlerweile sind es insgesamt mehr als 200.000 Menschen, die innerhalb Israels flüchten mussten.
Rund 120.000 Geflüchtete würden aus den 105 Gemeinden im Süden und Norden stammen, die die Anweisung erhielten, ihre Häuser zu verlassen. Die restlichen Menschen hätten sich auf eigene Faust in sicherere Gebiete des Landes begeben, gab ein Sprecher aus dem Büro des Premierministers an.
Orte an der Grenze zum Libanon evakuiert
Die nationale Notfallmanagementbehörde (NEMA) teilte mit, dass sie Dienste für etwa 120.000 geflüchtete Israelis bereitstelle. Nach Angaben von Ministeriumsvertretern lassen sich die Zahlen in zwei Hauptkategorien unterteilen: Menschen, die vollständig aus ihren Häusern evakuiert wurden, und jene, die berechtigt sind, sich vorübergehend in staatlich subventionierten Gästehäusern »auszuruhen und zu erfrischen«. Der Staat will für diese Israelis verantwortlich sein, bis das Militär ihnen die Rückkehr in die jetzt geschlossene Militärzone nahe der Grenze zum Gazastreifen und ein Sperrgebiet in der Nähe des Libanons erlaubt.
Auch Kiriat Schmona wird derzeit evakuiert. Es ist keine reiche Stadt. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die nördlichste Ansiedlung Israels gemausert, zwei große Einkaufszentren wurden gebaut, die Bevölkerungszahl stieg auf über 23.000.
Was fehlt, ist ein Krankenhaus. Und nicht nur das. Auch die Zahl der Luftschutzbunker und Sicherheitsräume sei viel zu gering, folgerte der staatliche Kontrolleur Matanyahu Englman nach einer Ortsbesichtigung. Und das, wo Israel eine weitere Front im Norden drohen könnte. Kiriat Schmona liegt weniger als fünf Kilometer vom Libanon entfernt.
»Die Zahl der Luftschutzbunker und Sicherheitsräume ist viel zu gering.«
Staatlicher Kontrolleur Matanyahu Englman
Englman stellte in seinem Bericht abschließend fest, dass darüber hinaus die zivilen Sicherheitsteams, die kleinere Gemeinden Israels in Grenzgebieten schützen sollen, völlig überarbeitet sowie ohne entsprechende Ausrüstung und Waffen seien. Er forderte die israelische Regierung auf, zu etwas zu tun und unterstrich: »Das muss sofort geschehen«.
Chaos im Evakuierungsplan
Seit dem 7. Oktober, als schwer bewaffnete Hamas-Terroristen in südliche Gemeinden Israels eindrangen, Blutbäder unter Zivilisten anrichteten, 1400 Menschen ermordeten und Geiseln nach Gaza verschleppten, ist das Sicherheitsgefühl vieler Israelis zerstört. »Es herrscht die nackte Angst«, sagt Schimon Cohen, der in Kiriat Schmona lebt und den Libanon aus seinem Fenster sehen kann. Der 63-Jährige hat bereits seine Koffer gepackt. »Alle wollen nur noch weg von hier. Ich fahre morgen los« Allerdings, schränkt er ein, »weiß ich nicht, ob wir irgendwo in Israel sicher sind, wenn die Hisbollah oder sogar der Iran uns angreifen«.
Hebräischen Medienberichten zufolge sei die Zahl der Hotelzimmer im ganzen Land begrenzt, und im Evakuierungsplan herrsche Chaos. Es gebe 56.000 Hotelzimmer, die die Kriterien für die Unterbringung von Menschen und Familien erfüllen, die durch den Krieg vertrieben wurden. Einige Hotels sind geschlossen, andere eignen sich nicht für die Unterbringung während des Krieges.
Die Israel Hotels Association (IHA) sagte, das Angebot an verfügbaren Zimmern gehe zur Neige, und die Organisation suche »im ganzen Land nach freien Zimmern, entsprechend den Anforderungen der Regierung«.
»Wir bereiten uns auf den nächsten Schritt vor, um den Zehntausenden weiteren Menschen zu helfen.
bürgermeister eilat eli lankri
Aus diesem Grund werden derzeit mehrere Zeltstädte gebaut. Im Kfar Maccabiah-Komplex in Ramat Gan beispielsweise will die Maccabi World Union »1000 Menschen ein vorübergehendes Zuhause bieten«, so der Geschäftsführer Amir Gissin.
Familien aus dem Süden übernachten bereits im Dorf, die Zelte würden den Menschen aus dem Norden dort den Aufenthalt ermöglichen. Die Zelte seien robust genug, um auch im Winter trocken zu bleiben. Gissin erklärte, dass die Anzahl der Menschen, die in den Zelten übernachten, begrenzt wird, um sicherzustellen, dass alle Schutz finden, wenn eine Raketensirene ertönt.
Auch die Badestadt Eilat am Roten Meer bereitet sich darauf vor, eine Zeltstadt aufzubauen. »Eilat hat seine Größe verdoppelt, mehr als 60.000 Vertriebene sind angekommen«, sagte Eilats Bürgermeister Eli Lankri im Fernsehkanal zwölf. »Seit Kriegsbeginn wohnen sie in unseren 12.000 Hotelzimmern, in von uns eröffneten Gästezentren, Hostels und Airbnb-Zimmern der Stadt.«
Doch mittlerweile seien alle Herbergen voll. »Wir bereiten uns auf den nächsten Schritt vor, um den Zehntausenden weiteren Menschen zu helfen, die sich offenbar auf den Weg nach Eilat machen werden.«