Israel

»Es gibt weniger Ängste«

Karin Prien, Bildungs- und Wissenschaftsministerin (CDU) von Schleswig-Holstein Foto: Uwe Steinert

Israel

»Es gibt weniger Ängste«

Karin Prien über Wissenschaft, Schule und den Pioniergeist im Bildungssystem des Landes

von Detlef David Kauschke  12.09.2019 12:12 Uhr

Frau Prien, Sie waren in Israel, um mehr über das Bildungssystem der Start-up-Nation zu erfahren. Was haben Sie gelernt?
In Israel bestimmt der Pioniergeist auch das Bildungssystem. Es gibt vielfach eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Schule. Auch die Wehrpflicht spielt eine große Rolle. Viele junge Israelis wollen es unbedingt in die berühmten Cyberwarfare-Einheiten der Armee schaffen. Auch die Zuwanderung der sehr gut ausgebildeten russischen Einwanderer hatte einen Einfluss auf die Bildungslandschaft. Mentalitäten spielen eine große Rolle. In Deutschland neigen wir dazu, immer gleich 100 Prozent leisten zu wollen, bevor wir anfangen. In Israel legt man erst einmal los, und dann verbessert man im Laufe des Prozesses. Und natürlich ist die Orientierung auf die Chancen neuer Technologien prägend. Es gibt weniger Ängste etwa vor Digitalisierung oder Künstlicher Intelligenz.

Wie kann man das in Schleswig-Holstein umsetzen?
Man kann kein System eins zu eins kopieren und auf Deutschland übertragen. Es ist ja auch nicht alles gut oder besser in Israel. Vieles verfolgen wir in Deutschland bereits. Es sind eher kleinere Ideen und Ansätze, bei denen wir jetzt überlegen, wie wir sie übertragen können. Nehmen wir zum Beispiel das Modell einer App des Weizmann-Instituts, die Wissenschaftler und Lehrerinnen und Lehrer der Naturwissenschaften vernetzt. Die Wissenschaftler berichten den Schülern über ihre aktuelle Forschung, häufig online oder in »Blended Learning«-Formaten. Dabei geht es vor allem darum, Neugier und Faszination zu wecken.

Ansonsten schneiden israelische Schüler in der PISA-Studie nicht besonders gut ab, besonders in Naturwissenschaften und Mathematik. Wie passt das zusammen?
Zum einen ist die Gesellschaft extrem heterogen. Die Segregation in mindestens vier Schulsysteme bleibt nicht ohne Folgen. Ultraorthodoxe und leider auch arabische und beduinische Communitys schneiden im Schnitt deutlich schlechter ab. Die große Zahl der wissenschaftlichen und ökonomischen Erfolge ist nicht gleichmäßig über die Gesellschaft verteilt. Andererseits wird in den letzten drei Schuljahren gerade in den Naturwissenschaften viel aufgeholt.

Ihr Besuch fand unmittelbar nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg statt. Wie haben Sie Ihren Gesprächspartnern den Wahlerfolg der AfD erklärt?
Die Landtagswahlen konkret spielten bei keinem meiner Gespräche eine Rolle. Eher war es so, dass viele Gesprächspartner zu Recht besorgt über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und Europa sind. Und wenn ich nach Erklärungen gefragt werde, dann sage ich, dass wahrscheinlich keine der gängigen Thesen allein ausreicht, um die ja leider weltweit zu beobachtende Tendenz hin zu Populismus und antiliberalen Ideen zu erklären. Da müssen wir deutlich stärker analysieren.

Mit der schleswig-holsteinischen Bildungs- und Wissenschaftsministerin sprach Detlef David Kauschke.

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Geiseldeal

Hamas übergibt Leichnam von Meny Godard

Der 73-jährige Großvater wurde am 7. Oktober im Kibbuz Be’eri von Terroristen der Hamas ermordet und in den Gazastreifen entführt

 14.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Westjordanland

Israel: Rund 40 Hamas-Mitglieder in Betlehem festgenommen

Israelische Einsatzkräfte wollen Anschlagspläne mit möglicherweise vielen Toten gestoppt haben: Was hinter der Festnahme Dutzender Hamas-Mitglieder steckt

 13.11.2025

Westjordanland

Jüdische Siedler zünden Moschee an

Nur einen Tag nachdem Israels Präsident Herzog und hochrangige Vertreter der Armee Angriffe gewalttätiger Siedler verurteilt hatten, schlugen diese wieder zu

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025