Vor jedem Schultor steht heute Morgen ein Polizist. Doch nicht, um Strafzettel für die Falschparker zu verteilen, sondern um die sogenannten I-Dötzchen zu begrüßen. Für mehr als zwei Millionen Kinder in Israel beginnt heute, am 1. September, wieder die Schule oder der Kindergarten.
Fast 160.000 Mädchen und Jungs von Naharija bis nach Eilat drücken heute zum ersten Mal die Schulbank, sie kommen in die Kita Alef, die erste Klasse. 166.200 Lehrer im ganzen Land stehen im Klassenzimmer und lehren Mathe, Hebräisch, Englisch oder Bibelkunde.
Bildungsminister Naftali Bennett brachte in der Vorstadt Raanana seine eigenen drei Kinder in die Schule und begrüßte gleichzeitig die Eltern. »Ich wünsche allen ein gutes und erfolgreiches Bildungsjahr und hoffe, dass alles glatt läuft.«
Gehälter Vielleicht bezog sich Bennett mit seinen Worten vor allem auf die angekündigten Streiks der verschiedenen Lehrervereinigungen, die allesamt kurz vor dem ersten Schultag abgewendet werden konnten. Die Forderungen der Lehrer umfassen unter anderem höhere Gehälter und geringere Schülerzahlen in den Klassen. Doch nicht alle Dispute sind beigelegt.
In Jerusalem etwa wurden einige Dutzend sefardische Mädchen von ultraorthodoxen aschkenasischen Schulen abgelehnt. Sie mussten draußen vor dem Tor bleiben. Nun sucht das Bildungsministerium händeringend Plätze für die Mädchen. Eine ethnische Trennung und ein Skandal, den es bereits in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben hatte.
Familien Viele der Unterschiede bei der Schulbildung in Israel aufgrund von sozioökonomischen Voraussetzungen, besonders in der Peripherie und in Jerusalem, bleiben bestehen, wie verschiedene Untersuchungen ergeben haben. Kinder aus sozial schwachen Familien schneiden im Durchschnitt wesentlich schlechter ab als ihre Altersgenossen. Doch Bennett betonte: »Jedes einzelne Kind ist wichtig für uns, nicht nur die, die Top-Leistungen erbringen«.
Gelöst hat der Minister offenbar das Problem der überfüllten Klassenräume. Während es vor den Ferien noch hieß, dass das kommende Jahr mit mehr als 40 Kindern pro erster Klasse starten würde, gibt es nun eine Reform, von Bennett auf den Weg gebracht, die nicht mehr als 34 Schulanfänger in einem Klassenzimmer erlaubt.