Coronavirus

Erster Schultag im Schatten der Pandemie

Nach zwei Monaten Ferien drücken die meisten israelischen Kinder wieder die Schulbank. Foto: Flash90

Es ist heiß in Israel an diesem ersten Schultag. Über 30 Grad. Viele Mädchen und Jungen drängen sich auf den schattigen Plätzen der Pausenhöfe, unterhalten sich, lachen und zupfen hin und wieder ihre Masken zurecht. Sie sind aufgeregt, nach zwei Monaten Sommerferien wieder in die Schule gehen zu dürfen. Am Tag zuvor hatte Israel mit etwa 11.000 Neuinfektionen in 24 Stunden die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie verzeichnet.

Fast zweieinhalb Millionen israelische Kinder in den Klassen eins bis zwölf drücken seit heute wieder die Schulbank oder besuchen die Kindergärten. Zuvor waren an alle Schüler Corona-Heimtests ausgeteilt worden. Mehr als 250.000 von ihnen können nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, weil sie sich in Quarantäne befinden oder in ihren »roten Wohnorten« mit hoher Inzidenzzahl nicht ausreichend Klassenkameraden geimpft sind. In diesen Gegenden ist eine Impfrate von 70 Prozent verlangt.  

»Wir haben eine moralische Verantwortung, die Kinder wieder in die Schulen zu bringen.«

Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton

Obwohl sich Experten einig sind, dass der Beginn des Schulbetriebes eine wahrscheinliche Erhöhung der Corona-Fälle nach sich ziehen wird, sind die meisten der Meinung, dass die Bildungseinrichtungen unbedingt geöffnet werden müssen. So meint Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton: »Die gemeinsame Anstrengung hat dies möglich gemacht. Einige Eltern haben Sorge, und ich weiß, dass es nicht leicht werden wird. Doch wir haben eine moralische Verantwortung, die Kinder wieder in die Schulen zu bringen. Das schulden wir ihnen als Gesellschaft«.

LÜCKEN Das Programm mache es möglich, dass die Kinder eine Routine haben und sicher sind. Sie werde jedoch nicht zögern, es anzupassen, sollte sich die Realität ändern. »Doch«, machte sie klar, »das Bildungssystem ist die Lösung, nicht das Problem«. Im kommenden Jahr wolle man sich hauptsächlich darauf konzentrieren, die Lücken zu schließen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren aufgrund des Corona-Ausbruchs entstanden seien.

Shasha-Biton forderte zudem die noch ungeimpften 18.000 Lehrkräfte auf, sich das Vakzin abzuholen und mit »gutem Beispiel voranzugehen«. All jene, die nicht geimpft sind, müssen sich mehrfach pro Woche testen lassen, um ihren Job weiterhin ausführen zu können.

Auch der Generaldirektor im Gesundheitsministerium, Nachman Ash, versicherte den Eltern und Kindern, »dass der Schulbetrieb kein Roulette ist«. Stattdessen treffe man eine Entscheidung, die mit der Regierungspolitik einhergehe. »Wir wollen die Wirtschaft und das Bildungssystem offenhalten.« Dass es eine Steigerung der Fälle geben werde, sei für ihn unvermeidbar, »ich hoffe aber, dass wir in der Woche darauf einen anderen Trend sehen werden«.  

»Ich werde eine Super-Anstrengung machen, um die Schulen offen zu halten.«

Premier Naftali Bennett

Derzeit habe Israel nach Angaben der Website »Our World in Data« der Oxford Universität die höchste Anzahl von Neuinfektionen mit dem Coronavirus innerhalb von sieben Tagen pro einer Million Einwohner. Die Zahl der schwerkranken Patienten in den Krankenhäusern ist in den vergangenen Tagen allerdings etwas zurückgegangen. Von Montag auf Dienstag beispielsweise sank sie um 34.

BEGRÜSSUNG In Israel ist es Tradition, dass der Präsident, Premierminister und viele Minister am ersten Schultag die Kinder begrüßen. Premier Naftali Bennett reiste zur Eli Cohen Meuchad Grundschule in Jerucham, etwa 20 Kilometer südlich des Zentrums. Er erklärte ihnen die Bedeutung der Einhaltung von Regeln während der Pandemie und versprach, dass er »eine Super-Anstrengung« machen werde, um die Schulen offen zu halten, damit alle lernen können.

»Für mich ist der erste Schultag immer besonders bewegend«, erzählte Bennett. »Gestern, als ich etwas früher nach Hause kam, so gegen Mitternacht, sah ich Davids Schulranzen. Ich habe nachgeschaut, dass alles in Ordnung ist. Heute früh bin ich, wie jeder andere, aufgestanden, um belegte Brote zu schmieren. Ich glaube, wir sind alle froh, dass die Sommerferien endlich vorbei sind.«

Gaza

WHO-Chef fordert Freilassung von Krankenhausleiter in Gaza

Israel wirft dem Direktor des Kamal-Adwan-Krankenhauses eine Beteiligung an Terroraktivitäten vor. Er werde gegenwärtig verhört, heißt es

 30.12.2024

Israel

Netanjahu erfolgreich operiert

Der Regierungschef war in der Vergangenheit öfter wegen gesundheitlicher Probleme im Krankenhaus

 30.12.2024

Syrien

Gouverneur von Damaskus: »Unser Problem ist nicht Israel«

Der von der HTS-Miliz eingesetzte Gouverneur von Damaskus sprach in einem Interview deutlich wohlwollend über den jüdischen Staat

 29.12.2024

Bericht

Nahezu alle Geiseln wurden grausam gefoltert

Ärzte untersuchten die mehr als 100 befreiten israelischen Geiseln. Sie fanden Spuren von Schlägen, sexualisierter Gewalt, Nahrungs- und Schlafentzug

 29.12.2024

Gaza

240 Hamas-Kämpfer in Klinik gefasst

Die israelische Armee teilt mit, sie habe in der Klinik nicht nur etliche Terroristen verhaftet, sondern auch Granaten, Handfeuerwaffen, Munition und andere militärische Ausrüstung gefunden

 28.12.2024

Jerusalem

Sirenen in Jerusalem: Rakete aus dem Jemen abgefangen

Am Samstagmorgen heulten die Sirenen über Jerusalem. Unklar bleibt, ob erneut ein amerikanisches Abwehrsystem die Rakete aus dem Jemen abgefangen hat

 28.12.2024

Jerusalem

Mit Menora verzierte Öllampe aus dem 4. Jahrhundert entdeckt

Das Fundstück aus Keramik ist unter anderem mit einem Menora-Leuchter und anderen jüdischen Symbolen verziert

 27.12.2024

Diplomatie

Israel kritisiert deutschen Botschafter Seibert nach X-Post

Der deutsche Botschafter in Israel äußerte sich zu einem Bericht, nach dem im Gazastreifen Neugeborene an Unterkühlung gestorben seien

 27.12.2024

Nordisrael

Das Hula-Tal ist wiedereröffnet

Nach 14 Monaten Dauerbeschuss im Norden lädt das berühmte Naturschutzgebiet wieder zum Beobachten von Millionen von Zugvögeln ein

 27.12.2024