Solidarität

Erste Hilfe seit 1958

Nach dem Taifun: Ärzte aus Israel helfen im mobilen Feldlazarett. Foto: IDF

Wenig beachtet von der internationalen Berichterstattung wird der Umstand, dass Israel eine der Nationen ist, die bei Katastrophen meist als erste Hilfe entsendet. Nicht nur das – die Hilfe wird von den betroffenen Ländern angefragt. Der Grund: Israel verfügt über eine hervorragende Infrastruktur, Fachwissen und Erfahrung im Bereich der humanitären Hilfe, und es kann vor allem schnell reagieren. Auch bei der jüngsten Katastrophe vor rund einer Woche – dem Taifun auf den Philippinen – waren die israelischen Hilfskräfte unter den Ersten vor Ort.

Bereits zwei Tage, nachdem der Taifun »Hayan« weite Teile des Landes verwüstet hatte und unzählige Menschen obdachlos wurden, war eine Gruppe von israelischen Rettungs- und Hilfskräften aufgebrochen, darunter Mitarbeiter des Heimatschutzkommandos der Armee und des Außenministeriums. Im Laufe der vergangenen Woche dann erreichten Flugzeuge der Armee mit medizinischem Personal die Philippinen. Mit an Bord war eine Ausrüstung für ein Feldlazarett. Das Heimatschutzkommando unterstützt überdies die örtlichen Behörden beim Wiederaufbau und sorgt mithilfe von Aufbereitungsanlagen für notweniges Trinkwasser.

Der philippinische Botschafter in Israel, Generoso D.G. Calonge, bedankte sich für die schnelle Unterstützung: »Ich kann meine Gefühle darüber, dass mein Gastgeberland sich um unser gebeuteltes Volk kümmert, nicht in Worte fassen. Ich hoffe, die Menschen in Israel werden diese Haltung gegenüber Menschen beibehalten, die sich bei Naturkatastrophen auf verlorenem Posten befinden«, fügte er hinzu.

erfahrung Internationale Hilfeleistung hat in Israel eine lange Tradition. Bereits 1958 – als eine der ersten Nationen weltweit – gründete der Staat eine Organisation, die sich der internationalen Zusammenarbeit in allen Bereichen verschrieb: das Israelische Zentrum für internationale Entwicklungszusammenarbeit (MASHAV). Die damalige Außenministerin Golda Meir gab seinerzeit den Anstoß dafür, als sie von ihrer Reise durch die neu gegründeten oder unabhängig gewordenen afrikanischen Staaten zurückkehrte.

Dort kämpften die Menschen mit Problemen, die Israel zum Teil selbst kannte: schwierige klimatische Bedingungen, die Wasserknappheit zur Folge hatten, sowie soziale Probleme, die sich aus dem bunten Gemisch von Einwanderern verschiedener Kulturkreise ergaben. »Herausforderungen, die wir bewältigt haben«, schrieb später der Diplomat und zeitweilige stellvertretende Außenminister Danny Ayalon. Aus Israel wurde eine Industrienation, die Wüste wurde urbar gemacht.

Beispiele für Innovationen sind unter anderem die Tröpfchenbewässerung; eine Plastikschale, die Tau sammelt; eine Kartoffelsorte, die selbst in der Wüste wächst; Wasseraufbereitung und Abwasserreinigung. »Wir sind einer der größten Exporteure von Fachwissen, vor allem an Entwicklungsländer, in den Bereichen Gesundheit und Landwirtschaft«, erklärte Haim Divon, stellvertretender Generaldirektor von MASHAV, auf einer Konferenz. Eine Leistung, die sogar sonst israelkritische Organisationen wie die Vereinten Nationen anerkennen.

Im Einsatzfall laufen die Fäden bei MASHAV zusammen, die Kooperation mit israelischen Hilfsorganisationen wird unbürokratisch und schnell koordiniert. Darunter sind Magen David Adom, IsraAID, in der 17 jüdische humanitäre Organisationen vereint sind, sowie Zaka, die israelische Freiwilligenorganisation, die sich der Bergung und Identifizierung von Terror- und Unfallopfern widmet.

Bis heute hat Israel internationale und humanitäre Hilfe in mehr als 140 Ländern geleistet. Oft genug auch in Staaten, die Israel ablehnen – wie etwa die Türkei nach dem schweren Erdbeben 2011 im Osten des Landes. Aufgrund des Vorfalles auf der Gaza-Flottille befand sich die diplomatische Krise damals auf dem Höhepunkt, und die türkische Regierung nahm Hilfe aus Israel erst nach langem Zögern an. Traurig ist zudem, dass die Herkunft der Helfer in manchen Fällen verschwiegen werden muss, um Schwierigkeiten zu vermeiden – das ist etwa in Jordanien der Fall, wo sich israelische Organisationen um syrische Flüchtlinge kümmern.

moralisch International große Anerkennung erfuhr das Land im Januar 2010 aufgrund seiner Schnelligkeit und Expertise, mit der es auf das verheerende Erdbeben auf Haiti reagiert hatte. Ein Team von 240 israelischen Ärzten, Krankenschwestern und Rettungskräften kam nur wenige Tage nach dem Erdbeben auf dem Inselstaat an und brachte Medizin, Kommunikations- und Medizintechnik mit. Israelische Rettungskräfte retteten vielen Verschütteten das Leben. Bemerkenswert ist, dass Israel auch nach der Katastrophe fortfährt, Haiti zu unterstützen – unter anderem beim Wiederaufbau von Gemeinden und Schulen, mit Hilfspaketen und medizinischer Hilfe.

Das eine sind Ausrüstung, Know-how und Erfahrung. »Das andere ist eine moralische Frage für Israel«, sagte Haim Divon. Geleitet werden die Menschen hier von dem jüdischen Gebot des Tikkun Olam, das im wörtlichen Sinne »die Welt reparieren« bedeutet. Dahinter steht der Grundsatz, Bedürftigen zu helfen; die Gesellschaft soll dem Wohle aller dienen. Auch die eigene Geschichte ist Motivation, sagt Divon: »Israel ist ein Land, das auch dank Auslandshilfe aufgebaut werden konnte, und wir wissen besser als jede andere Nation, wie wichtig es ist, die Länder dieser Welt auf unserer Seite zu haben – und was passierte, als sie es nicht waren.«

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