Israel

Erst Geisel - jetzt Soldatin in der IDF

Sie erinnert sich an das Gefühl von Sicherheit, das sie überkam, als sie am Tag der Entlassung aus der Hamas-Gefangenschaft zum ersten Mal wieder Soldatinnen und Soldaten der IDF sah. »Es verstärkte nur meinen Wunsch, Teil der israelischen Armee zu sein und in ihr zu dienen.« Worte der 18-jährigen Noga Weiss, die während des Angriffs der Hamas am 7. Oktober aus dem Kibbuz Be’eri nach Gaza verschleppt wurde. Jetzt schloss sie den Grundkurs der IDF mit Auszeichnung ab.

Es ist eine immense Errungenschaft und alles andere als eine Selbstverständlichkeit für die junge Israelin, in der Armee zu dienen - nach all den Traumata, die ihr zugefügt wurden. Bei dem Massaker wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter Shiri Weiss in ihrem Heimatkibbuz überfallen und von Terroristen in den Gazastreifen verschleppt.

Zunächst hieß es, dass auch ihr Vater Ilan (56) Geisel sei. Doch vor einigen Monaten überbrachten die israelischen Sicherheitsbehörden der Familie die traurige Nachricht, dass er am 7. Oktober ermordet worden und sein Leichnam nach Gaza entführt worden sei.  

Hamasnik sagte, er wolle ihre Kinder haben

In einem Interview offenbarte die 18-Jährige später das Martyrium während der Zeit in der palästinensischen Enklave: »Der Hamasnik sagte mir: ›Alle werden freigelassen, aber du nicht. Du wirst bei mir bleiben und meine Kinder haben‹.« Er habe ihr sogar einen Ring geschenkt, als Zeichen, dass sie ihm »gehöre«.

Noga Weiss berichtete auch über die Perversion und den Psychoterror der Hamas-Männer: »Eine als Araberin gekleidete Frau kam herein, und nach einem Moment wurde mir klar, dass es meine Mutter ist. Ich dachte, sie hätten sie getötet, ich war mir sicher, ich wäre ganz allein. Und dann... Plötzlich lebt sie, und ich bin nicht mehr allein.« Allerdings sei ihr schnell bewusst geworden, warum ihre Mutter zu ihr gelassen wurde: »Einer der Terroristen sagte, er liebe mich, er wolle mich heiraten und brachte meine Mutter zu mir, damit sie ihr Einverständnis für unsere Hochzeit geben konnte.«   

»Im Grundkurs wurde mir klar, dass ich meine eigenen Erwartungen übertreffen wollte.«

Noga weiss

Glücklicherweise kam es nicht so weit. Noga und ihre Mutter kamen im Rahmen eines Deals zwischen Israel und der Hamas Ende November nach mehr als 50 Tagen wieder nach Hause.

Ihre Einberufung in die Armee erfolgte rund fünf Monate nach diesem Tag. »Jahrelang war es mein Traum, Soldatin in der Sozialeinheit der Armee zu sein. Ich denke, dass ich dabei viel beitragen, etwas bewirken und anderen helfen kann«, sagte sie bei der Zeremonie. Ein leichter Weg sei es aber nicht gewesen: »Ich habe mir vorher viele Gedanken gemacht, von dem Moment an, als ich sicher war, dass ich nie eingezogen werden würde, bis ich mich dort, wo ich war, sicher fühlte. Im Grundkurs dann sei ihr klar geworden, »dass ich meine eigenen Erwartungen übertreffen wollte«.

Noga fühlt sich, als hätte sie »gewonnen«

Während des Trainings habe sie sich immer mehr mit ihrer Entscheidung anfreunden können. »Heute habe ich den Kurs beendet und fühle mich, als hätte ich gewonnen. Ich freue mich auf die Zukunft und darauf, zu spüren, dass ich anderen Soldatinnen und Soldaten helfen kann.«

»Nach einer sehr turbulenten Zeit habe ich das Gefühl, dass die Einberufung das Richtige für mich ist. Ich wollte mich immer einschreiben und dem Land dienen.« Doch jetzt sei die Armee für sie auch eine Hilfe für die Verarbeitung von allem, was passiert ist. »Sie ist Ablenkung, Alltag - und vor allem ein Kontakt mit der Realität.«

Fragen und Antworten

Brisanter Besuch von Netanjahu in Ungarn

Der israelische Regierungschef besucht Ungarn. Dort müsste er aus Sicht des Internationalen Strafgerichtshofes, der wegen angeblicher Kriegsverbrechen in Gaza einen Haftbefehl gegen ihn ausstellte, festgenommen werden. Dies wird jedoch nicht passieren

 02.04.2025

Nahost

Israel weitet Bodeneinsatz in Gaza deutlich aus

Verteidigungsminister Katz hatte schon mit der Einnahme von Teilen des Gazastreifens gedroht. Je länger sich die Hamas weigere, Geiseln freizulassen, desto mehr Land werde sie an Israel verlieren

 02.04.2025

Berlin

»Wir brauchen Taten«

Liran Berman über seine Brüder Gali und Ziv, die Geiselhaft in Gaza, seine Gespräche in der Bundesrepublik und die Bemühungen für ihre Befreiung

von Detlef David Kauschke  01.04.2025

Geiseln

Sie sagten: »Hol dir eine neue Frau, bessere Kinder«

Der freigelassene Yarden Bibas beschreibt den Horror in der Gewalt der Hamas – und ruft US-Präsident Trump auf, alle Verschleppten nach Hause zu holen

von Sabine Brandes  01.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  01.04.2025

Westjordanland

Israelische Soldaten für Vandalismus in Palästinenserdorf bestraft

Entdeckt worden seien die Aktivitäten durch Filmaufnahmen in sozialen Medien

 01.04.2025

Nahost

Israel greift weiteres Hisbollah-Ziel in Beirut an

Der Schlag richtete sich gegen ein Mitglied der Terror-Miliz, das zusammen mit der Hamas einen Anschlag auf israelische Zivilisten vorbereitet haben soll

 01.04.2025

Jerusalem

Netanjahu hebt Ernennung von Geheimdienstchef wieder auf

Der ehemalige Marinekommandeur Scharvit sollte Ronen Bar als Inlandsgeheimdienstchef ablösen. Doch nach nur einem Tag macht Netanjahu einen Rückzieher - ohne Angabe von Gründen

 01.04.2025

Politik

»Katargate« spitzt sich zu

Bestechungsgelder, geheime Unterlagen und Kontakte zu feindlichem Staat – ein Skandal erschüttert das Büro des Premiers

von Sabine Brandes  31.03.2025 Aktualisiert