Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat im Zuge des Gaza-Kriegs nach eigenen Worten den Kontakt zu Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu abgebrochen.
»Netanjahu ist für uns keine Art von Gesprächspartner mehr. Wir haben ihn gelöscht, wir haben ihn durchgestrichen«, sagte Erdogan laut einer Mitteilung seines Pressebüros vom Samstag auf dem Rückflug von der kasachischen Hauptstadt Astana. Ankara beabsichtige allerdings nicht, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen.
Netanjahu habe »die Unterstützung seiner Bürger« verloren und wolle nun Unterstützung für die »Massaker« gewinnen, indem er »religiöse Terminologie« verwende, sagte Erdogan weiter.
Die Türkei nutze alle diplomatischen Optionen, um »das Blutvergießen zu stoppen«, sagte Erdogan. Dazu zählte er Gespräche mit israelischen Geheimdienstvertretern, dem Außenministerium sowie mit der Hamas und den palästinensischen Behörden.
Das türkische Außenministerium rief am Samstag seinen Botschafter in Israel »zu Konsultationen« nach Ankara zurück. In einer Mitteilung beklagte es »eine durch die fortdauernden Angriffe Israels gegen Zivilisten verursachte humanitäre Tragödie in Gaza«.
Es begründete seine Entscheidung außerdem mit »Israels Weigerung« auf die Rufe nach einer Waffenruhe und dem ungehinderten Zustrom humanitärer Hilfe zu hören. Israels Botschafter hatte die Türkei schon kurz nach Kriegsbeginn verlassen.
Vor Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober hatten sich Erdogan und Netanjahu am Rande der UN-Vollversammlung im September persönlich getroffen und vereinbart, einander zu besuchen. Im Zuge eines Normalisierungsprozesses war der israelischen Regierungschef ursprünglich für Anfang November zu einem Türkeibesuch erwartet worden.