Shlomo Mansour wurde im Irak geboren. 1941, als er drei Jahre alt war und die Juden Bagdads gerade Schawuot feierten, überfiel ein von Iraks Premier Raschid Ali al-Gailani und dem Botschafter Nazideutschlands, Fritz Grobba, aufgehetzter Mob die jüdische Gemeinschaft. Fast 200 Juden wurden getötet, Frauen vergewaltigt und verstümmelt. Es gab mehr als 1000 Verletzte. Die Häuser von Juden wurden mit dem Abdruck roter Hände markiert. Das »Farhud« genannte Pogrom war der Anfang vom Ende der 2500 Jahre alten jüdischen Präsenz im Irak.
Mansours Familie überlebte den Farhud und verließ wie rund 100.000 andere irakische Juden das Land in Richtung Israel. Mit 16 Jahren wurde Shlomo Mitgründer des Kibbuz Kissufim im Negev. Sein ganzes Leben hat der heute 86-Jährige dort verbracht. Bis zum 7. Oktober 2023. Als Hamas-Terroristen den Süden Israels und auch seinen Kibbuz überfielen, wurde auch Mansour in einem Auto nach Gaza verschleppt. Seine Frau Mazal, mit der Mansour seit 60 Jahren verheiratet ist, konnte hingegen entkommen. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von »Saba Shlomo«, wie die Kinder des Kibbuz den lebensfrohen Mann liebevoll nennen.
Mansours Familie überlebte den Farhud und verließ wie rund 100.000 andere irakische Juden das Land in Richtung Israel.
Mansour habe in allen Bereichen des Kibbuz gearbeitet, von der Hühnerzucht bis zur Tischlerei, sagte seine Schwester Hadassah im Interview mit »Ynet«. »Er repariert gern, baut alles Mögliche aus Holz.« Seine große Liebe zum Kibbuz könne man auch an seinem gepflegten Garten sehen. »Er ist ein Mann, der es liebt zu lieben – mit einem Lächeln von Ohr zu Ohr. Ich wünschte, der menschliche Abschaum, der ihn entführt hat, hätte das bemerkt«, sagte Hadassah wütend.
Seinen 86. Geburtstag am 17. März musste Mansour in Gefangenschaft verbringen. »Wir können seit seiner Entführung nicht mehr gut schlafen«, so seine Schwester. »Einen Mann in seinem Alter zu kidnappen, mit Handschellen? Muslime, für die der Respekt vor dem Alter so wichtig ist, haben ihn gedemütigt.« Ihr Vater habe zwei Massaker überlebt, sagt Shlomos Tochter Moshit, »wovon das zweite in seinem eigenen Land stattgefunden hat, in seiner Heimat, da, wo er sich am sichersten fühlen sollte.«