An israelischen Hochschulen könnten künftig mehr geschlechtergetrennte Kurse angeboten werden. Der zuständige israelische Parlamentsausschuss hat am Sonntag einen Gesetzentwurf gebilligt, der getrennte Studienangebote für Männer und Frauen als Teil der »Handlungsfreiheit einer akademischen Einrichtung« definiert, wie die Zeitung »Haaretz« am Montag berichtete. Der Entwurf wird nun zu einer ersten Abstimmung vor die Knesset gebracht.
Nach einem Urteil des obersten israelischen Gerichts von 2021 ist eine Geschlechtertrennung bislang nur unter bestimmten Bedingungen für Bachelor-Abschlüsse zugelassen. Es sah es als Verstoß gegen die Menschenwürde, das Recht auf Berufsfreiheit sowie Chancengleichheit in der Beschäftigung an, wenn Frauen das Unterrichten von Männern verboten würde.
Entwurf würde es Studierenden ermöglichen, ihre Bildungseinrichtung zu verklagen
Die rechte Abgeordnete Lior Son Har Melech (Jüdische Stärke) begründet ihren Vorstoß laut Bericht mit der in Israel herrschenden »Auffassung, dass eine Geschlechtertrennung aufgrund eines religiös-kulturellen Lebensstils im öffentlichen Raum nicht in jedem Fall als unzulässige Diskriminierung angesehen werden« dürfe. Sie argumentiert mit Anerkennung der Religions- und Gewissensfreiheit von Studierenden und Fakultätsmitgliedern als Grundrecht. Der Entwurf würde es demnach Studierenden ermöglichen, ihre Bildungseinrichtung zu verklagen, wenn diese keine Möglichkeit zum geschlechtergetrennten Studium anbietet.
Die Frauenrechtsgruppe »Israel Women’s Network«, die sich für Gleichberechtigung von Frauen einsetzt, verurteilte den Entwurf als eine gesetzliche Verankerung der Diskriminierung und Ausgrenzung von Frauen.
Die Frage der Geschlechtertrennung im akademischen Bereich reicht laut Bericht zurück in die 2000er Jahre, als sie als begrenztes Mittel eingeführt wurde, um strengreligiösen Juden die Teilnahme am allgemeinen Hochschulsystem zu ermöglichen. kna