Tikkun Olam

»Entscheidung für das Leben«

Asael Shabo über den Verlust seiner Familie, Hilfe für Terroropfer und die Verbesserung der Welt

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  26.09.2019 11:39 Uhr

Asael Shabo Foto: imago/Future Image

Asael Shabo über den Verlust seiner Familie, Hilfe für Terroropfer und die Verbesserung der Welt

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  26.09.2019 11:39 Uhr

Herr Shabo, Sie halten derzeit Vorträge bei Keren-Hayesod-Events in Deutschland und Österreich. Worum geht es dabei?
Als ich neun Jahre alt war, wurde meine Familie Opfer eines Terroranschlags. Arabische Terroristen drangen in unser Haus im Westjordanland ein und ermordeten meine Mutter und meine drei Brüder. Ich war im selben Zimmer und stellte mich 45 Minuten lang tot. Doch ich überlebte. Damals sagte ich mir: Der einzige Grund, weshalb ich überlebt habe und sie nicht, ist, dass ich diese Welt besser machen soll. Ich möchte meine Geschichte erzählen, um damit möglichst viele Menschen zu erreichen.

Was wollen Sie den Menschen mitgeben?
Ich habe das Schlimmste erlebt, das kann ich nicht ändern. Aber ich kann es in etwas Gutes umwandeln. Ich hätte allen Grund, Muslime zu hassen – doch das Gegenteil ist der Fall. Bei den BG Baskets, einem Hamburger Profiverein, wo ich zwei Jahre lang spielte, traf ich meinen besten Freund – einen Iraner. Ich will zeigen: Wenn ich etwas zu Tikkun Olam, zur Verbesserung der Welt, beitragen kann, können andere es auch. Indem ich meine Geschichte erzähle, zeige ich auch ein anderes Israel: wie wir einander helfen, wie Organisationen wie Keren Hayesod zum Beispiel Terroropfer unterstützen.

Inwiefern hat der Sport Ihnen geholfen, das Erlebte zu bewältigen?
Es begann mit dem Schwimmen – das brachte mich ins Leben zurück. Später wechselte ich zum Rollstuhlbasketball. Ich hatte das Gefühl, ich müsste das Schwimmen hinter mir lassen und den nächsten Schritt gehen. In der Schule sahen mich die Kinder immer als den Schwächeren – Basketball gab mir Freunde, die mich zum ersten Mal so nahmen, wie ich war. Und nach einem Jahr trat ich der israelischen Nationalmannschaft bei.

Wann haben Sie angefangen, öffentlich über Ihre Geschichte zu sprechen?
Das war nach dem Schulabschluss – ich wurde plötzlich unabhängig. Ich hatte meinen ersten eigenen Job, mein erstes Auto. Ich konnte meinen Vater, der immer für mich und meine Schwester da war, unterstützen. Zu dieser Zeit begann ich auch mit den Vorträgen.

Was hatte sich damals verändert?
Eines Morgens wachte ich auf und sagte mir: Ich möchte leben. Ich möchte die Probleme, das Leiden, den Schmerz nicht mehr beiseiteschieben – denn das funktioniert nicht –, sondern sie integrieren. Mir wurde plötzlich klar: Dieser Horror, das, was meiner Familie und mir passiert ist, ist ein Teil meiner Identität. Ich habe mein Bein verloren, und ja: Das bin ich.

Bestimmt keine leichte Entscheidung.
Nein, die schwerste überhaupt. Es ist viel leichter, aufzugeben. Doch ich wollte wachsen, mich weiterentwickeln. Wenn man sich für das Leben entscheidet, ist es das beste Gefühl der Welt.

Mit dem israelischen Basketballer sprach Katharina Schmidt-Hirschfelder.

Gaza

Weiter kein Durchbruch bei Geiseldeal-Verhandlungen

Die Hoffnung auf eine Einigung im Abkommen zur Freilassung von Hamas-Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge hat sich bisher nicht bestätigt

 23.12.2024

Pager-Angriff

Ex-Mossad-Agenten lüften Geheimnis um Pager-Attacke auf die Hisbollah

Im September detonierten Tausende Pager und Walkie-Talkies im Besitz der libanesischen Terrormiliz Hisbollah. Zwei Ex-Agenten beschrieben nun, wie der ausgefeilte Angriff jahrelang vorbereitet wurde

von Darlene Superville  23.12.2024

Reisen

Wizz fliegt wieder nach Israel

Auch andere internationalen Fluggesellschaften nehmen nach dem Waffenstillstand im Norden die Route wieder auf

von Sabine Brandes  23.12.2024

Nahost

Netanjahu droht den Huthi im Jemen mit härterer Gangart

Durch eine Rakete der Islamisten wurden in der Nacht zum Samstag in Tel Aviv Dutzende verletzt

 23.12.2024

Geiseln in Gaza

Wieder Berichte über möglichen Deal

Angeblich sollen sich die Hamas und Israel auf Liste von Geiseln und palästinensischen Gefangenen geeinigt haben

von Sabine Brandes  22.12.2024

Meinung

Eine Replik von Eva Menasse auf Lorenz S. Beckhardts Text »Der PEN Berlin und die Feinde Israels«

von Eva Menasse  21.12.2024

Jerusalem

Israel schockiert über Anschlag von Magdeburg

Außenminister Gideon Saar spricht den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus

 21.12.2024

Terror

Huthi-Rakete schlägt in Jaffa ein – 23 Verletzte

Zum zweiten Mal in drei Nächten feuern die Islamisten im Jemen gegen Israel. Ein Geschoss konnte nicht abgefangen werden

von Sabine Brandes  22.12.2024 Aktualisiert

Geiseln

Sein Zuhause ist verbrannt

Eli Sharabi wurde am 7. Oktober von palästinensischen Terroristen aus dem Kibbuz entführt. Eine Erinnerung

von Sabine Brandes  20.12.2024