Der nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober unterbrochene Bahnverkehr zwischen Sderot und Aschkelon ist am Sonntag wieder aufgenommen worden. Damit ist die Stadt in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen erneut auf dem Schienenweg an den Großraum Tel Aviv angebunden.
Seit 2001 steht Sderot unter Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Der Bahnhof ist der einzige der Welt, der gegen solche Angriffe geschützt ist. Nun sorgt eine Mauer entlang des Schienenweges für zusätzlichen Schutz.
Nach Angaben der »Times of Israel« hatte die Armee die Genehmigung zur Streckenfreigabe im vergangenen Monat erteilt: »Die israelischen Verteidigungskräfte betrachten den Zug als lebenswichtige, strategische nationale Infrastruktur und als zentralen Bestandteil der Sanierung des westlichen Negev.«
Nach Tel Aviv und Netanya
Daher seien keine Kosten gescheut worden. Es kämen neue Technologien, Verteidigungsanlagen und Überwachungsfähigkeiten zum Einsatz. Zudem seien im nördlichen Gazastreifen und in der Grenzregion weitere Maßnahmen ergriffen worden, um die Bahnlinie von Gefahrenquellen zu befreien.
Auf der Anzeigentafel des Bahnhofs Sderot erschienen am Sonntag nun wieder Verbindungen nach Tel Aviv (über Rehovot) und nach Netanya (über Ashdod). Viele Fahrgäste freuten sich über den wieder aufgenommenen Service. Doch nicht alle sind zufrieden. So kritisiert Bürgermeister Alon Davidi, dass es nur stündliche Verbindungen gibt.
Zudem verkehren die Züge nur von Sonntag bis Donnerstag. Er wünscht sich mehr Angebote, insbesondere für Pendler, die im Großraum Tel Aviv arbeiten. Auch sollten Züge am Freitag und Samstagabend verkehren. Das sei doch das Mindeste, was die Regierung für die Einwohner der Stadt tun sollte, »damit wir hier ein normales Leben führen können«, sagte er dem Fernsehsender »Kan 11«.
Duldung des Raketenbeschusses?
Dort unterstützte er auch die Kritik mancher Einwohner an der Schutzmauer entlang des Schienenstrangs: »Wir haben anderthalb Jahre einen Kampf geführt und beenden ihn mit einem Schutz für den Zugverkehr? Das ist absolut unglaublich.«
Auch Finanzminister Bezalel Smotrich soll Medienberichten zufolge bereits vor Monaten Kritik an dieser Maßnahme geübt haben, da sie eine Duldung des Raketenbeschusses darstelle.
Beim Terrorangriff am 7. Oktober kamen mehr als 50 Zivilisten und 20 Polizeibeamte und Soldaten in Sderot ums Leben. Die Stadt wurde zu Beginn des Krieges evakuiert. Die meisten der rund 30.000 Einwohner verließen ihre Heimat, viele wurden vorläufig in Hotels untergebracht. Die ersten Bewohner kehrten im März zurück. ddk