Wörtlich übersetzt beschreibt das hebräische Wort »Hasbara« den Akt des Erklärens. Doch benutzt wird es in Israel für etwas ganz Spezielles: die »öffentliche Diplomatie« oder mit anderen Worten: »die öffentliche Meinung auf seine Seite bringen«. Einer, der darin offensichtlich nicht so versiert ist und öfter ins Fettnäpfchen tritt, ist Elon Musk. Der Milliardär reiste am Montag nach Israel. Zur Hasbara in eigener Sache.
Denn Musk, Eigentümer von X/Twitter, Tesla und SpaceX, stößt zusehends auf Gegenreaktionen bei seinen Posting-Eskapaden. Seit dem Kauf der Plattform Twitter, heute X, im vergangenen Jahr wurde Musk von der Anti-Defamation League, einer jüdischen Bürgerrechtsorganisation, und anderen vorgeworfen, antisemitische Botschaften auf der Plattform zu dulden.
Eine Reihe großer Unternehmen, darunter Disney und IBM, beschlossen, die Werbung auf der Plattform einzustellen, nachdem ein Bericht der liberalen Interessenvertretung Media Matters zeigte, dass die Anzeigen von Unternehmen neben pro-nationalsozialistischen und weiß-nationalistischen Inhalten stehen.
Entrüstung im Weißen Haus
Es geschah in derselben Woche, in der Musk eine antisemitische Verschwörungstheorie als »echte Wahrheit« bezeichnete, was unter anderem bei Investoren und im Weißen Haus für Entrüstung sorgte.
Am Montag taten sich Musk und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu zusammen. Sie wollen dasselbe, was zwar nichts miteinander zu tun hat, sich aber gut verbinden lässt: ihr lädiertes Image aufpolieren. So landete der reichste Mann der Welt am regnerischen Montagmorgen mit seinem Privatjet in Israel und ließ sich vom Regierungschef persönlich die Schrecken des Schwarzen Schabbats im zerstörten Kibbuz Kfar Aza zeigen. Die zerstörten Häuser filmte Musk dabei mit seinem Telefon.
Die beiden gingen auch zum Haus von Ofir Leibstein, dem Vorsitzenden des Regionalrats von Sha’ar Hanegev, der sich jahrelang für die Aussöhnung mit den Palästinensern eingesetzt hatte. Am Morgen des 7. Oktober wurde er von Terroristen der Hamas ermordet. Musk hörte auch die traurige Geschichte der kleinen Avigail Idan (4), deren Eltern ermordet wurden. Sie war mit Nachbarn nach Gaza entführt und am Sonntag freigelassen worden. Im Haus der Familie zeigte ein IDF-Sprecher Fotos, die einige Tage nach dem Angriff aufgenommen wurden.
»Es war erschütternd, den Schauplatz des Massakers zu sehen.«
elon musk
»Es war erschütternd, den Schauplatz des Massakers zu sehen«, sagte Musk im anschließenden Gespräch mit Netanjahu. Sie sprachen ausführlich über den Konflikt, die dadurch ausgelösten Proteste, den Nahen Osten und mehr, gingen jedoch nicht auf den Antisemitismus im Internet ein, der seit dem 7. Oktober förmlich explodiert. Netanjahu sagte, er hoffe, dass Musk am Aufbau einer besseren Zukunft beteiligt sein werde, worauf der Milliardär antwortete: »Ich würde gerne helfen.«
Er wolle auch Israels Kampagne gegen die Hamas unterstützen. Als der Premier erklärte, dass das von Israel erklärte Ziel die Zerstörung der Hamas sei, um einen künftigen Frieden mit den Palästinensern zu erreichen, äußerte Musk seine allgemeine Zustimmung. »Es gibt keine Wahl.« Er fügte hinzu, dass »diejenigen, die einen Mord beabsichtigen, neutralisiert werden müssen. Die Propaganda, Menschen in Zukunft zu Mördern auszubilden, muss aufhören«. Wenn Gaza dann noch wohlhabend gemacht werde, »wird es meiner Meinung nach eine gute Zukunft sein«.
Musk will Israels Kampagne gegen Hamas unterstützen
Der Besuch am Montag ist nicht das erste Mal, dass sich Musk und Netanjahu trafen. Im September war der israelische Ministerpräsident nach Kalifornien gereist und hatte Musk gebeten, einen Weg zu finden, um Antisemitismus und andere Formen des Hasses innerhalb der Grenzen der Meinungsfreiheit einzudämmen.
Es ging bei dem Besuch des Tech-Milliardärs auch um Technologie: Israels Kommunikationsminister Shlomo Karhi twitterte am Montag über eine Vereinbarung, die sein Ministerium mit Musks Satelliteninternetunternehmen Starlink getroffen habe. »Aufgrund dieser bedeutenden Vereinbarung können Starlink-Satelliteneinheiten in Israel, einschließlich des Gazastreifens, nur mit Genehmigung des israelischen Ministeriums für Kommunikation betrieben werden«, schrieb Karhi, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Musk traf sich auch mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog und Benny Gantz, dem ehemaligen Verteidigungsminister, der jetzt dem Kriegskabinett der Regierung angehört. Ob Musk auf Einladung der Regierung angereist war oder sich selbst eingeladen hatte, wurde nicht bekannt.