Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen hat die israelische Regierung eine Lockerung der Flugbeschränkungen beschlossen. Von diesem Freitag an sollen Restriktionen am internationalen Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv für Reisende wieder aufgehoben werden, wie das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Donnerstag mitteilte. »Von Freitag an kann jeder, der es will, fliegen, wohin er will«, erläuterte die israelische Verkehrsministerin Miri Regev nach Medienberichten.
LOCKERUNG Seit Verhängung eines zweiten Lockdowns am 18. September waren internationale Flugreisen nur in Ausnahmefällen erlaubt. Aus dem Land ausreisen durften zuletzt nur Israelis, die vor Beginn einer Verschärfung des Lockdowns am 25. September Flüge gebucht hatten. Diese Beschränkung wäre mit den neuen Lockerungen wieder aufgehoben.
Es ist die erste Lockerungsmaßnahme seit Beginn des Lockdowns in Israel am 18. September. Andere Beschränkungen sollen mindestens bis kommenden Sonntag in Kraft bleiben. Ebenso bestehen bleibt vorerst das israelische Einreiseverbot für ausländische Reisende. Ausnahmen hiervon gelten nur für Personen, die einen Lebensmittelpunkt in Israel nachweisen können. Diese müssen vor ihre Reise nach Israel eine vom zuständigen israelischen Konsulat im Herkunftsland ausgestellte Einreisegenehmigung vorlegen.
Eine Sprecherin der Lufthansa sagte der Jüdischen Allgemeinen, dass die deutsche Fluggesellschaft dennoch seit einigen Monaten insgesamt 14 Verbindungen wöchentlich von und nach Tel Aviv anbiete. Ab dem kommenden Monat werde zudem die belgische Lufthansa-Tochter Brussels Airlines vier Mal pro Woche nach Israel fliegen. Von Dezember bis Februar biete die Lufthansa dann zusätzlich drei wöchentliche Flüge von München aus nach Israel an.
»Im März werden wir alle Frequenzen erhöhen und insgesamt 35 wöchentliche Verbindungen von Tel Aviv zu unseren Drehkreuzen in Frankfurt, München, Brüssel, Wien und Zürich anbieten,« so die Sprecherin weiter.
SCHWERE KRISE Unterdessen gab die Fluggesellschaft EL AL bekannt, ab dem kommenden Sonntag ihren Linienbetrieb wieder aufnehmen zu wollen. Angeflogen werden sollen dann zunächst Frankfurt am Main und auch wieder Los Angeles, Miami, Amsterdam, Sofia und Kiew. EL-AL-Kunden im Besitz eines Tickets, die für Abflüge bis zum 28. Februar 2021 geplant sind, können bei Bedarf gebührenfrei Änderungen an ihrer Buchung vornehmen, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.
Die ohnehin schon angeschlagene EL AL hatte vor drei Monaten ihren regulären Flugbetrieb eingestellt und rund 5.800 ihrer 6.300 Mitarbeiter freigestellt. Im zweiten Quartal diesen Jahres wies die Gesellschaft einen operativen Verlust von rund 90 Millionen Euro aus. Nur wenige Sonderflüge wurden seit Juli von EL AL durchgeführt, darunter der Jungfernflug einer gemeinsamen israelisch-amerikanischen Delegation in die Vereinigten Arabischen Emirate Anfang September.
Anfang dieses Monats übertrug die Behörde für staatliche Unternehmen dem 27-jährigen israelisch-amerikanischen Jeschiwa-Studenten Eli Rozenberg offiziell die Kontrolle über EL AL. Rozenbergs Gesellschaft Kanfei Nesharim Aviation hatte im September knapp 43 Prozent der Anteile an der finanziell schwer gebeutelten Fluglinie erworben.
VORSCHRIFTEN Wenn Israelis in sogenannte »grüne Länder« mit niedrigen Corona-Infektionszahlen reisen, müssen sie nach ihrer Rückkehr nicht in Quarantäne. Gleiches gilt umgekehrt für jene Ausländer, denen die Einreise nach Israel gestattet wird. Zu den »grünen Ländern« zählt aktuell auch Deutschland. Wer aber in »rote Länder« mit hohen Infektionszahlen reist oder von dort nach Israel zurückkehrt, muss nach der Rückkehr für zwei Wochen in Quarantäne.
Die Corona-Krise hat Israel wirtschaftlich schwer geschadet. Nach Angaben des Tourismusministeriums wurde im September nur 15.100 Touristen die Einreise erlaubt. Dies sei im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Rückgang von 96 Prozent. In den Monaten Januar bis September seien 783.000 Touristen eingereist - ein Rückgang von 76 Prozent im Vergleich zu rund 3,3 Millionen Touristen im Vorjahreszeitraum. Für die Wirtschaft ist der Verlust von rund drei Milliarden Euro an Umsätzen ein schwerer Schlag. (mit dpa)