Premierminister Benjamin Netanjahu liegt mit dem Polizeichef im Clinch. Dabei hatte er Roni Alscheich vor nicht allzu langer Zeit selbst ausgewählt und eingesetzt. Jetzt zweifelt er dessen Kompetenz an und beschuldigt ihn gar, für Leaks im Sicherheitsapparat verantwortlich zu sein.
Es geht um das Verfahren gegen Netanjahu. Gegen den Ministerpräsidenten sind Ermittlungen in drei verschiedenen Fällen eingeleitet. In der nächsten Woche soll der Premier erneut verhört werden. Doch zuvor kritisierte dieser heftig die Arbeit der Polizei.
amtsantritt Er sagte, Alscheich habe bei Amtsantritt erklärt, es werde in seiner Behörde weder undichte Stellen noch Empfehlungen geben, wer angeklagt werden solle und wer nicht. »Doch seitdem der externe Berater Lior Horev auf Kosten der Steuerzahler beauftragt wurde, sind die Leaks zu einem Tsunami geworden«, so Netanjahu. Außerdem sei es inzwischen so, als hätte es die »Nicht-Empfehlungs-Politik« nie gegeben.
Alscheich, der von Netanjahu-Anhängern bereits als Verräter bezeichnet wird, nimmt das Geschehen nicht auf die leichte Schulter. Zwar habe er schon eine Weile damit gerechnet, von Netanjahu gemaßregelt zu werden, wie er in privaten Unterhaltungen zugab, doch unkommentiert stehen lassen will er die Aussagen nicht.
gesetz Ein Sprecher der Polizei erklärte am Sonntagabend: »Die israelische Polizei erledigt ihre Arbeit in Übereinstimmung mit Gesetz und Staat und wird sich nicht in grundlose Attacken ziehen lassen, die nur dazu dienen, ihre Arbeit zu stören.«
Auch immer mehr Politiker verschiedener Parteien sprechen sich für die Sicherheitskräfte und gegen die Attacken des Premiers aus. Roy Folkman von der Koalitionspartei Kulanu beispielsweise schrieb auf Twitter: »Wie sollen sich Zehntausende Polizisten fühlen, wenn ihre Arbeit ständig angezweifelt wird? Das öffentliche Vertrauen ist der schwierigste Teil des Rechtssystems, eine verantwortungsbewusste Regierung sollte gerade das stärken.«