Im Geschirrspüler auf den Mond? Wenn es nach einigen israelischen Wissenschaftlern geht, ist die Reise auf unseren Trabanten mit einem Shuttle im Miniformat schon sehr bald möglich.
Der »Spatz«, wie ihn seine Erfinder nennen, hat die Größe eines Küchen-Einbaugerätes und wiegt etwa 140 Kilogramm. Mit ihm, hofft Yariv Bash, Gründer des Projektes SpaceIL, könnte Israel schon Ende des nächsten Jahres auf dem Mond landen. Etwas, das vorher nur die Amerikaner, Sowjets und Chinesen schafften.
preis Und nun greifen auch die Israelis nach den Sternen. Dank der jüngsten generösen Spende müssen die hochfliegenden Pläne keine Luftschlösser bleiben. Vor zwei Wochen überwies die Miriam-und-Sheldon-Adelson-Stiftung 16,4 Millionen Dollar auf das Konto von SpaceIL. Damit sind die 36 Millionen Dollar, die für die gesamte Aktion benötigt werden, beisammen.
Die Leute von SpaceIL haben sich viel vorgenommen: Sie wollen nicht nur auf dem Mond landen, sondern ihr Gefährt zudem auf der Mondoberfläche 500 Meter weit vorwärts bewegen und Bilder sowie Videos zurück an die Erde schicken.
All das, um den heiß begehrten Preis von Google einzuheimsen. Der mit 20 Millionen Dollar dotierte »LunarX« war 2007 von dem Internetgiganten ausgeschrieben worden. Einst waren 33 Teams gegeneinander angetreten, heute ist die Teilnehmerzahl auf 18 geschrumpft. Noch dabei sind neben den Israelis unter anderem Brasilianer, Inder, Amerikaner, Japaner und Deutsche. Gewinner ist, wessen Shuttle die Voraussetzungen »Landung«, »Hüpfer« und »Bilder« als Erstes erfüllt.
bruchlandung Lediglich die Landung könnte sich etwas schwierig gestalten, denn die vielen Mondberge und -krater könnten dem Spatz schneller als gewünscht den Garaus machen. Elektronikingenieur Bash gibt zu: »Das Landen könnte beides sein: 15 Minuten Ruhm oder 15 Minuten reines Grauen.«
Das unbemannte Raumschiff der Israelis ist vergleichsweise klein, die schwersten Komponenten sind der Antriebsmechanismus und der gefüllte Tank. Lässt sich das Shuttle tatsächlich auf dem Mond nieder, würde er dort lediglich noch 40 Kilogramm wiegen. Die geringe Größe hat vor allem einen Grund: »Ganz einfach, je kleiner es ist, desto weniger kostet es«, erklärt Bash. Sollte es tatsächlich ankommen, es wäre das kleinste und intelligenteste Gefährt, das je auf dem Mond gelandet ist. Das meinen zumindest seine Erfinder.
Der Spatz wird über neun Computer und acht Kameras verfügen. Doch noch gibt es ihn gar nicht. Das graue Etwas auf dünnen Beinen, das auf der Pressekonferenz in Tel Aviv präsentiert wurde, ist lediglich ein Prototyp. Das echte Shuttle soll in ein bis anderthalb Jahren fertiggestellt werden.
Personalkosten hat SpaceIL kaum. Denn das Team aus 250 Mitarbeitern besteht hauptsächlich aus freiwilligen Idealisten, die tüfteln, ohne einen einzigen Schekel zu bekommen. Die Spender geben ihr Geld hauptsächlich, »um eine positive Wirkung für Israel zu erzielen«, erklärt Daniel Saat, der Geschäftsführer von SpaceIL. »Etwas, das unser Land inspiriert und verändert.«
Und sogar, wenn Israel nicht gewinnt, setzt Saat darauf, dass die Aktion ein Selbstläufer wird und das Thema Raumfahrt als nächsten Start-up-Zweig im Land etabliert. »Für 36 Millionen Dollar wollen wir der Welt zeigen, dass Israel ins All fliegen und verschiedene Missionen erfüllen kann.«
Universitäten Saat ist sicher, dass der Flug das Thema auch an den Universitäten boomen lassen wird. Er hofft darauf, dass sich im Anschluss jede Menge junge Leute zu Raumfahrtingenieuren ausbilden lassen. Die Non-Profit-Organisation SpaceIL wird hauptsächlich von den Hochschulen des Landes unterstützt.
Viele der Freiwilligen sind vom ersten israelischen Astronauten, Ilan Ramon, inspiriert und bezeichnen ihn als Vorbild. Die Aktion läuft in enger Zusammenarbeit mit Ramons Witwe Rona und ihrer Ilan-Ramon-Stiftung. »Er war ein wundervoller Botschafter für Israel«, sagt Saat, »und eine unglaubliche Inspiration für Israel.«
Obwohl Israel über Informationssatelliten verfügt – erst vor zwei Wochen ist »Ofek 10« in die Erdumlaufbahn eingetreten –, ist es bisher nicht in der Lage, Raumfahrzeuge ins All zu schicken. Noch nicht, denn die Raumfahrtbehörde arbeitet seit Jahren an der theoretischen Entwicklung eines zivilen Space-Programms.
Abgeflogen werden soll von einem Ort in den USA oder Russland. Eine eigene Abschussrampe aber wird für das israelische Mini-Shuttle nicht gebaut werden, denn das würde den finanziellen Rahmen gänzlich sprengen. SpaceIL will versuchen, auf eine bereits gebaute aufzusteigen, und verhandelt dafür mit privaten Firmen.
Zurückkehren wird der Spatz von seiner Mission übrigens nicht. Die Aktion beinhaltet lediglich die Landung. Doch die Leute von SpaceIL wollen mit seiner Hilfe Mondforschung betreiben und ihren kleinen Vogel so nicht in Vergessenheit geraten lassen.