Kaum jemand in Israel fährt noch ohne die Navigations-App »Waze«. Man steigt ins Auto, schaltet das Handy ein und lässt sich nach drei, vier Klicks auf kürzestem Weg ans Ziel bringen. Simpel und praktisch. Jetzt wird die gute Idee verkauft – an den Internet-Giganten Google für etwa 1,3 Milliarden US-Dollar. Keines der beiden Unternehmen bestätigte den Verkauf bislang offiziell, doch Insider wissen, dass es geschieht. Als Erster hatte das Wirtschaftsmagazin Globes die Nachricht verkündet. Der Deal wäre nicht nur der größte in Israels Start-up-Geschichte, es wäre auch der höchste Preis, der je für eine App gezahlt wurde.
Nachdem Facebook lange um Waze geschachert hatte (wohl, um einen Konkurrenten auszuschalten), haben die Gründer nun Google den Zuschlag gegeben. Alle Forderungen seien erfüllt worden, hieß es. Waze wird sowohl als Firma wie auch als Marke seine Eigenständigkeit behalten, war der einzige Kommentar von Geschäftsführer Noam Bardin. Außerdem soll die Entwicklungsabteilung zumindest für die kommenden drei Jahre in Israel bleiben. Derzeit sitzt Waze in Raanana.
Summe Genau diesen Punkten hatte Facebook nicht zugestimmt. Offenbar wollte das Social-Media-Unternehmen die App aus Israel zu seinem eigenen Produkt umfunktionieren. Facebook hatte ebenfalls rund eine Milliarde Dollar angeboten, jedoch die Hälfte davon in Anteilen. Google soll nun angeblich die gesamte Summe in bar auf den Tisch legen. Gerüchte, dass Apple ebenfalls im Bieterrennen war, zerstreute Chef Tim Cook auf einer Pressekonferenz im Mai.
Nach seiner Gründung 2008 avancierte Waze schnell zur alltagstauglichsten App in Israel. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 47 Millionen registrierte Nutzer, besonders viele in den USA, Brasilien und Italien. Das Navigationssystem benutzt Satellitensignale der Smartphones seiner Teilnehmer und teilt die Informationen dann mit allen. Auf diese Art werden Verkehrsmeldungen wie Staus, Unfälle oder Polizeikontrollen in Echtzeit aufs Handy gesandt.
Obwohl Waze zum größten Teil inländischen wie ausländischen Investoren gehört, werden die drei Gründer Ehud Schabtai, Amir Schinar und Uri Levine schätzungsweise mit Millionenbeträgen im Hunderterbereich nach Hause gehen. Und dann brauchen sie kein Navi mehr. Das übernimmt ihr Chauffeur.