Während die einen bereits ihre Stimme abgeben, liegen sich manche Parteien noch kräftig in den Haaren. Weniger als 48 Stunden – und die Israelis entscheiden über die nächste Regierung ihres Landes. Traditionell machen die Soldaten der israelischen Armee in ihrer Basis den Auftakt an den Urnen. Dabei ist der Wahlkampf offenbar noch gar nicht zu Ende. Einige Parteien eröffnen sogar in den letzten Momenten eine neue Runde im Rennen um Wählerstimmen. Dieses Mal heißt es: Viele gegen das Jüdische Haus.
Schas, die Partei der ultraorthodoxen Sefarden, macht derzeit mächtig Stimmung gegen Naftali Bennetts nationalreligiöse Partei, Jüdisches Haus. »Es ist eine Partei der Gojim«, wetterte Schas-Rabbi Ovadia Josef nach dem Ausgang des Schabbats. »Auch wenn sie sich so nennen, sind sie kein Heim für Juden, sondern wollen die Tora zerstören.«
Facebook Die Kritikwelle hatte bereits in der vergangenen Woche begonnen, als Parteivorsitzender Bennett auf seiner Facebook-Seite verkündet hatte, nach den Wahlen werde man »Kontrolle über die Konversionen« verlangen. »Es gibt Hunderttausende Israelis, die übertreten wollen und müssen«, schrieb Bennett, »doch das System, das ihnen helfen sollte, ist korrupt«.
Schas-Mitglied und Innenminister Eli Yishai hatte ihm daraufhin vorgeworfen, das »Judentum nicht schützen zu wollen«. Nachdem ein Mitglied der Bennett-Partei am Wochenbeginn zudem eine gewisse Art der zivilen Heirat in Israel forderte, platzte dem religiösen Oberhaupt Yosef der Kragen.
Doch auch Zivpi Livni ist nicht gut aufs Jüdische Haus zu sprechen. Ihre Partei Hatnua forderte das Wahlkomitee auf, deren Kandidaten Jeremy Gimpel (Platz 14 auf der Wahlliste) von den Knessetwahlen auszuschließen. Gimpel war dabei aufgenommen worden, als er die Zuhörer während eines Vortrages in den USA aufgefordert hatte, sich vorzustellen, dass »der Felsendom in die Luft gejagt und an dessen Stelle ein neuer Tempel gebaut wird«. Hatnua beschuldigte Gimpel daraufhin der Aufwiegelung zur Gewalt.
»Die Maske ist von Bennetts Gesicht gerissen worden«, so Knessetmitglied Yoel Hasson (Hatnua). »Seine Liste von Irren droht den gesamten Nahen Osten zu entzünden und einen Dritten Weltkrieg vom Zaun zu brechen.«
Parteivorsitzender Naftali Bennett sieht die Attacken auf seine Partei anscheinend gelassen. Er betonte, dass er sich als Brücke zwischen den verschiedenen Sektoren der Gesellschaft verstehe. »Und wenn wir so sehr von allen Seiten angegriffen werden, haben wir wohl einiges richtig gemacht.«