Die am Dienstagabend zwischen Israel und der Hamas geschlossene Feuerpause hält. Nach einer ruhigen Nacht schweigen auch am Donnerstagmorgen die Waffen auf beiden Seiten weiter. Aus Syrien aber flogen am Mittwochabend Granaten und verletzten zwei Israelis. Die israelische Armee (IDF) geht davon aus, dass es sich dabei um Irrläufer gehandelt habe. Bei einem Vergeltungsangriff sei eine Abschussrampe zerstört worden, hieß es.
In Israel versuchen die Menschen derweil, ihren Alltag wiederaufzunehmen. Sie bewegen sich unbeschwerter in den Straßen, ohne ständig den nächsten Schutzraum im Visier zu haben. Die Bewohner des israelischen Südens jedoch wähnen sich nicht in Sicherheit. Zu oft bereits sind Waffenruhen von der Hamas gebrochen worden, meinen viele. Daher sind nur wenige der während der heftigen Kämpfe der vergangenen Tage Geflüchteten bereits in ihre Häuser zurückgekehrt. Viele wollen noch einige Tage abwarten und sehen, ob sie der Ruhe tatsächlich trauen können.
»Sieg« Während Tausende von Einwohnern des Gazastreifens die Vereinbarung zum Waffenstillstand frenetisch feierten und sich von der Hamasführung erklären ließen, »es ist nicht in Worte zu fassen, wie überragend dieser Sieg« sei, sehen die Israelis die Vereinbarung mit der Terrororganisation im Gazastreifen skeptisch. Viele glauben nicht, dass sie sich langfristig an Abmachungen halten werde.
»Die Mission ist nicht beendet worden«, meint auch Danny Danon, ehemaliger stellvertretender Verteidigungsminister, der im vergangenen Monat für ähnliche Kommentare seinen Posten verlor. »Wir haben den Wählern versprochen, dass wir eine klare Linie gegen Hamas fahren werden, wir hatten die Chance – und haben doch gezögert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir uns wieder mit den Terroristen auseinandersetzen müssen.«
Schlag In einer Umfrage der Tageszeitung Haaretz meinen mehr als die Hälfte (54 Prozent), dass weder Israel noch die Hamas diesen Krieg gewonnen habe. »Es gibt keine Sieger«, lautet der Tenor in großen Teilen der israelischen Bevölkerung, obwohl Premier Benjamin Netanjahu immer wieder betonte, dass seine Regierung »eine große militärische und politische Errungenschaft« vorzuweisen und dem Gegner einen »großen Schlag« verpasst habe. Außerdem habe Jerusalem für diesen Waffenstillstand keine großartigen Konzessionen an die Hamas gemacht.
Netanjahus Arbeit war in der Mitte der Operation »Protective Edge«, die 51 Tage lang angedauert hatte, von durchschnittlich 80 Prozent der Israelis als »gut« oder sogar »herausragend« eingeschätzt worden. Jetzt sind es nur noch 50 Prozent, die mit der Leistung des Ministerpräsidenten während der Krise zufrieden sind. Es komme nun darauf an, meinen viele, wie der Regierungschef mit den Herausforderungen der Nachkriegszeit umgeht.