Seit Wochen beherrscht ein israelischer Soldat die Schlagzeilen. Es ist Elor Azaria, der am 24. März einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Terroristen in Hebron mit einem gezielten Kopfschuss tötete. Fast täglich gibt es neue Schlagzeilen zu dem Fall, der nach wie vor die Gemüter der Israelis erhitzt. Jüngste Aussagen von Vorgesetzten und Kameraden belasten den jungen Mann schwer. Jene, die aussagen, werden bedroht.
Azarias Kommandant, Tom Naaman, erklärte vor Gericht, es habe keinen Grund für die Erschießung gegeben. Der Soldat habe ihm, Naaman, anschließend gesagt: »Er war ein Terrorist, er musste sterben.« Daraufhin erhielt Naaman von rechtsgerichteten Extremisten Morddrohungen. Premierminister Benjamin Netanjahu schaltete sich ein und verteidigte Naaman. Der Angeklagte behauptet, er habe zur Selbstverteidigung gehandelt, da er annahm, der Verletzte könnte eine Bombe bei sich tragen. Die Videoaufnahme des Geschehens und verschiedene Zeugenaussagen widerlegen das.
Notfallknopf Der sogenannte Hebron-Fall hat eine Debatte um Moral losgetreten, die von der Falafelbude bis in die Büros der Spitzenpolitiker geführt wird. Vehement setzen sich die Verteidiger des Soldaten im Internet für Azaria ein, nennen ihn einen Helden. Doch nicht nur das: Ohne Umschweife rufen viele zu Gewalt gegen die Ankläger im Militärgericht von Jaffa und die Zeugen auf. Zu ihrem Schutz wurden diese jetzt mit einem Notfallknopf auf ihren Mobiltelefonen ausgestattet und erhielten ein spezielles Sicherheitstraining.
Eine Crowdfunding-Aktion für Azaria, mit dem Ziel, 400.000 Schekel (rund 90.000 Euro) für die Prozesskosten zu sammeln, war nach wenigen Stunden erfolgreich. Sogar Transportminister Israel Katz (Likud) erklärte im Radio: »Ich denke, ich werde auch spenden. Oder meine Frau. Ja, das werden wir tun.«
Doch ein Großteil der Bevölkerung ist gegen Selbstjustiz. Die Top-Garde des Militärs, darunter Stabschef Gadi Eizenkot und der damalige Verteidigungsminister Mosche Yaalon, verurteilten die Tat Azarias ebenfalls aufs Schärfste und betonten, für derartiges Verhalten sei kein Platz in der Armee. Der jetzige Minister im Verteidigungsressort, Avigdor Lieberman, hatte sich zunächst für Azaria starkgemacht, jedoch als amtierender oberster Chef der Armee versprochen, sich aus dem Fall herauszuhalten.