Man hat ihn geliebt, Yitzhak Navon, den fünften Präsidenten des Staates Israel. Am Samstag ist er im Alter von 94 Jahren gestorben. Am Tag darauf nahmen ehemalige sowie amtierende Politiker, darunter Altpräsident Schimon Peres, Familie und Freunde Abschied bei seinem Staatsbegräbnis auf dem Herzl-Berg in Jerusalem. Voller Trauer und gleichsam Dankbarkeit für die gemeinsam gelebte Zeit. Navon war von 1978 bis 1983 Israels Staatsoberhaupt – von den Menschen aller politscher Couleur verehrt und geschätzt.
Seine Witwe Miri zeigte sich während der Beisetzung dankbar ob der 20 gemeinsamen Jahre. »Ich hatte das Privileg, mit dir zusammen sein zu dürfen. Und sah die große, wahre Liebe, die die Menschen in diesem Land dir gaben. Du, der du ein wahrer Demokrat, ein Liberaler, ein Feminist und ein Kämpfer für die Gerechtigkeit warst.«
amtszeit Navon war der Spross einer alteingesessenen sefardischen Familie aus Jerusalem, die seit mehr als 300 Jahren in der Stadt ansässig war. Während seiner Amtszeit setzte er sich vor allem für die Verständigung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen seines Landes ein. »Die Menschen bei uns kommen aus 102 Ländern und sprechen 81 Sprachen. Wie man sie zusammenbringt – darin sah ich meine Rolle«, sagte er oft über seine Aufgabe. »Es ist eine große Verantwortung, aber gleichzeitig eine große Befriedigung.«
Der amtierende Präsident Reuven Rivlin betonte in seiner Rede auf dem Herzl-Berg Navons uneingeschränkte Liebe zu Jerusalem und rezitierte ein Gebet in Ladino, dem alten hebräisch-spanischen Dialekt, für dessen Erhaltung sich Navon zeitlebens eingesetzt hatte. »Er war ein Juwel zwischen den Steinen unserer Hauptstadt, und Jerusalem spielte auf den Saiten seiner Seele«, gab sich Premierminister Benjamin Netanjahu poetisch.
Außerhalb seiner politischen Karriere war Navon zudem ein erfolgreicher Autor und Dramatiker. Sein Stück Bustan Sefardi war jahrelang ein Hit im Habima-Theater und wurde mehr als 2000-mal aufgeführt. Für seine Tochter Naama aber war er nie der große Politiker, sondern immer nur »Papa«: »Er zeigte mir, wie Kühe gemolken werden, damit ich eine starke Bindung zu unserem Land aufbaue«, erinnerte sie sich. »Und er verpasste nicht ein einziges Mal einen Elternabend.«