In sehr persönlichen Worten hat der israelische Außenminister Yair Lapid am Holocaust-Gedenktag an seinen von den Nazis ermordeten Großvater erinnert. Bei der Verhaftung seines Großvaters Bela Lampel im März 1944 habe seine Großmutter die Beine des SS-Mannes umklammert und ihn angefleht: »Vergessen sie nicht, sie haben auch eine Mutter«, sagte Lapid am Donnerstag bei einer Gedenkveranstaltung im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen in Österreich.
Der durchaus höflich wirkende SS-Mann habe aber nur mit einem »Es ist Zeit«, seinen Großvater zum Gehen aufgefordert. Kein Jude habe eigens mehr einen Koffer packen müssen, sagte Lapid. Für den Fall der Fälle hätten die Juden schon gepackt gehabt.
Zu seinem damals zwölfjährigen Sohn habe sein Großvater gesagt: »Mein Sohn, entweder werde ich dich wiedersehen oder nicht.« Das sei der Moment gewesen, an dem sein Vater mit einem Schlag erwachsen geworden sei, sagte Lapid. Sein Großvater, ein Rechtsanwalt, starb im April 1944 in Mauthausen einen Monat vor dem Ende des Krieges.
Die Nazis hätten gedacht, sie würden jüdisches Leben für immer in ein Museum verbannen. Jetzt sei Mauthausen, in dem mindestens 90.000 Gefangene ermordet wurden, ein Museum und es existiere ein starker jüdischer Staat. »Du hast gewonnen«, sagte Lapid an die Adresse seines Großvaters.
Bei der bewegenden Gedenkfeier entschuldigte sich Österreichs Kanzler Karl Nehammer im Namen des Landes für die in Mauthausen begangenen Verbrechen. »Ich entschuldige mich dafür, dass ihr Großvater hier ermordet wurde.«