Redezeit

»Druck ist meine Antriebsfeder«

Shahar Peer Foto: imago

Shahar Peer, Sie haben in den vergangenen Jahren mit dem WTA-Tennisturnier in Dubai alles andere als gute Erfahrungen gemacht. Mit welchen Gefühlen treten Sie heute dort an?
Dieses Turnier ist für mich angesichts der zurückliegenden Ereignisse durchaus negativ besetzt. Als Profi muss man aber in der Lage sein, alles Negative auszublenden. Ich bin überzeugt, dass mir dies gelingen wird. Deswegen freue ich mich darauf, hier wieder sportlich auf mich aufmerksam machen zu können.

Vor zwei Jahren wurde Ihnen vor dem Turnier die Einreise nach Dubai verweigert. Die Veranstalter sagten damals, man wolle mit Ihrer Teilnahme die arabischen Zuschauer nach dem Gaza-Krieg nicht reizen …
… das war wirklich eine sehr unschöne Geschichte. Sport und Politik sind zwei unterschiedliche Welten, sie sollten nicht miteinander vermengt werden. Wenn es um Israel geht, ist leider oft das Gegenteil der Fall.

Im Jahr darauf durften Sie auf internationalen Druck hin zwar wieder teilnehmen, mussten aber rund um die Uhr von 25 Bodyguards bewacht werden. Man befürchtete einen antiisraelischen Racheakt wegen eines zuvor in Dubai, mutmaßlich vom Mossad, getöteten Hamas-Funktionärs. Wie sind Sie damals mit der außergewöhnlichen Situation zurechtgekommen?
Ich rief mir immer wieder in Erinnerung, dass diese Stimmung gegen mich nicht die Mehrheit repräsentierte. Denn ich erhielt aus der ganzen Welt auch extrem viel Zuspruch. Zudem habe ich versucht, die Situation psychologisch ins Positive zu wenden.

Wie das?
Ich sagte mir: Du wirst vermutlich gerade besser beschützt als Präsident Obama – ideale Bedingungen, um sich einzig und allein aufs Spiel zu konzentrieren!

Es scheint geholfen zu haben. Sie haben hervorragendes Tennis gezeigt und das Finale nur knapp verpasst. Hat diese Ausnahmesituation Sie womöglich sogar stärker gemacht?
Ich möchte diese Umstände nicht noch einmal erleben, aber es stimmt: Die Bedingungen haben mich angespornt. Druck kann lähmen, für mich ist er eine starke Antriebsfeder und lässt mich in der Tat stärker spielen.

Im Unterschied zu anderen Spielerinnen stehen Sie stets vor einer besonderen Herausforderung: Zu Hause erwartet man von Ihnen Siege, im Ausland polarisieren Sie, weil Sie Israelin sind. Ist es zuweilen eine Last, nie nur sich selbst, sondern immer auch den jüdischen Staat und seine Politik zu repräsentieren?
Dass die Israelkritiker bei manchen Turnieren gegen mich demonstrieren, ist mir mittlerweile egal. Und dass sich viele Israelis mit meinen Erfolgen identifizieren, schmeichelt mir mehr, als dass es mich belastet. Ich liebe dieses Land und bin stolz, es auf der ganzen Welt vertreten zu dürfen. Wir sind eine Nation, in dem der Nahostkonflikt zwangsläufig eine große Rolle spielt. Da ist es nur allzu verständlich, dass man sich über jede positive Nachricht freut und am Erfolg des anderen teilhaben möchte.

Andere israelische Prominente wie das Topmodel Bar Refaeli haben sich um den Armeedienst gedrückt. Sie nicht. Darüber versteuern Sie Ihre Einkünfte ganz bewusst in Israel. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Wie fast alle dort möchte ich meinen Teil zum Erhalt dieses Landes beitragen. Man kann nicht nur in den Genuss der Vorteile kommen, man muss die Gesetze achten. Wenn jeder glaubte, für sich eine Ausnahme machen zu können, gäbe es Israel nicht mehr – und das wäre eine Katastrophe.

Shahar Peer, geboren am 1. Mai 1987 in Jerusalem, fing mit sechs Jahren an, Tennis zu spielen. Seit 2004 ist sie Profi. Zu ihren größten Erfolgen gehören die Turniersiege in Taschkent, Prag, Istanbul und Haifa. Zurzeit ist sie 11. der Weltrangliste. Immer wieder wird Peer bei Turnieren angefeindet. Als sie vor zwei Jahren unmittelbar nach dem Gaza-Krieg bei den Australien Open antrat, plakatierten propalästinensische Gruppen ein Bild von ihr, auf dem sie in Armeeuniform und mit Tennisschläger zu sehen war. In den Schläger war das Bild eines leidenden palästinensischen Kindes montiert. Bei einem Turnier in Auckland brüllten sogenannte Fans »Blut, Blut, Blut klebt an deinen Händen.« In Israel gehört Shahar Peer zu den beliebtesten Prominenten. Zusammen mit ihrer Großmutter Yuliana Eckstein, eine Holocaust-Überlebende, wurde sie 2010 von der Jewish Agency ausgewählt, den »Marsch der Lebenden« anzuführen, bei dem alljährlich in Auschwitz der Opfer der Vernichtungslager gedacht wird.

Nahost

Geisel-Freilassungen sollen weitergehen

Das hat die Hamas offiziell bestätigt

 13.02.2025

Nahost

Israel rudert bei Forderungen an die Hamas zurück

Einem Bericht zufolge will sich die Regierung mit einer Freilassung von drei Geiseln am Samstag zufriedengeben

 13.02.2025

Satire

So lacht Israel über das Internationale Rote Kreuz

Ein Sketch von Israels beliebtester Satire-Show führt die ausbleibende Hilfe durch die berühmte Hilfsorganisation ad absurdum

 12.02.2025

Israel

Yosef-Haim Ohana soll am Leben sein

Unklar ist der gesundheitliche Zustand des Barkeepers aus Kiryat Malachi

 12.02.2025

Jerusalem/Gaza

Netanjahu stellt Hamas ein Ultimatum: Geiselfreilassung oder Krieg

Die fragile Waffenruhe in Gaza steht auf der Kippe. Nach US-Präsident Trump droht auch die israelische Regierung der Hamas: Werden keine weiteren Geiseln freigelassen, sprechen wieder die Waffen

 12.02.2025

Madrid

Der Likud bandelt mit den »Patrioten für Europa« an

Die Netanjahu-Partei erhält bei der rechten europäischen Sammlungsbewegung Beobachterstatus, FPÖ-Chef Kickl jubelt über das Ende der »internationalen Isolation«

von Michael Thaidigsmann  11.02.2025

Vor 70 Jahren

El-Al-Flug 402: Abschuss über Petrich

Die Luftwaffe im damals kommunistischen Bulgarien holte den Passagierflug vom Himmel. 51 Passagiere und 7 Crewmitglieder starben

von Imanuel Marcus  11.02.2025

Israel/Gaza

Gali und Ziv Berman offenbar am Leben, Shlomo Mansour wurde ermordet

Die Kibbuzim dieser Geiseln erhielten Informationen über das Schicksal ihrer Bewohner auf unbekannten Wegen. In einem Fall ist es eine gute Nachricht, im anderen Fall ist sie traurig

von Imanuel Marcus  11.02.2025

Washington D.C./Gaza/Jerusalem

Trump setzt Hamas Ultimatum - und droht palästinensischen Terroristen mit »Hölle« auf Erden

Die Waffenruhe im Gazastreifen bröckelt, die palästinensische Terrororganisation Hamas will vorerst keine Geiseln mehr freilassen. Der US-Präsident macht Druck

 11.02.2025