Geiseln in Gaza

Drei Deutsche unter befreiten Geiseln

Es waren nervenaufreibende Stunden. Die Rückkehr der zweiten Gruppe von Geiseln nach Israel, die für Samstagnachmittag vorgesehen war, verzögerte sich erheblich. Letztendlich aber übergab die Hamas um 23 Uhr im Gazastreifen 13 israelische Frauen und Kinder sowie vier thailändische Staatsbürger.

Nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu waren von den 13 freigelassenen Israelis sechs Frauen und sieben Kinder und Jugendliche. Unter den Befreiten sind auch Adi Shoham mit ihren Kindern Naveh (8) und Yahel (3), alle deutsch-israelische Doppelstaatsbürger. Der Vater Tal Shoham wird weiterhin im Gazastreifen festgehalten.

Die Namen aller am Samstag nach Israel zurückgekehrten Geiseln sind: Adi Shoham mit ihren Kindern Naveh und Yahel sowie ihrer Mutter Shoshan Haran, Sharon Avigdori mit ihrer Tochter Noam (12), Shiri Weiss und ihre Tochter Noga (18), Emily Hand (9) und Hila Rotem (13), die Geschwister Alma und Noam Or, 13 und 17, sowie Maja Regev (21).

Die Behörden hatten Emilys Tod mitgeteilt

Emily Hand wurde von ihrem Vater Thomas Hand in einem zutiefst emotionalen Wiedersehen in die Arme geschlossen. Der Vater wusste erst seit etwa zwei Wochen, dass seine Tochter noch lebt. Zuvor war ihm von Behörden mitgeteilt worden, dass sie bei den Massakern in den südlichen Gemeinden Israels getötet worden sei. Am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas mehr als 1200 Menschen bei einem überraschenden Angriff auf brutalste Weise massakriert, die meisten von ihnen Zivilisten.

Emilys Vater versprach seiner Tochter, die am 17. November, während ihrer Geiselhaft, neun Jahre alt wurde, die »größte Geburtstagsfeier aller Zeiten« zu veranstalten. Emilys Mutter starb vor einigen Jahren an Krebs. Thomas Hand erzählte nach Emilys Rückkehr auch, dass er Angst davor hatte, seine Tochter vor Aufregung zu fest zu umarmen, als er sie zum ersten Mal sah.

»Wir haben viel zu lang auf diesen Moment gewartet«, sagte er inmitten eines Säufzers der Erleichterung. »Jeder der 50 Tage war ein langer und schmerzhafter Albtraum. Meine Emily ist endlich zu Hause. Gebrochen, aber ganz und heil.« Die Familie schrieb in einer Erklärung später, sie »habe keine Worte, um das Glück über Emilys Rückkehr zu beschreiben«.

»Wir haben keine Worte, um das Glück über Emilys Rückkehr zu beschreiben.«

familie hand

Zum Zeitpunkt des Angriffs übernachtete das Mädchen im Haus ihrer Freundin Hila Rotem (13). Auch sie wurde, zusammen mit ihrer Mutter Raya, von der Hamas gekidnappt. Maya kam frei, ihre Mutter ist noch immer Geisel.

Nach dem ersten reibungslosen Austausch am Freitag warf die Hamas Israel am nächsten Tag vor, bestimmte Aspekte des Abkommens nicht eingehalten zu haben, und weigerte sich, den Austausch einzuhalten, bis Ägypten und Katar in letzter Minute intervenierten. Der Streit hatte sich nach Angaben in israelischen Medien um Hilfslieferungen für Gaza gedreht. Auf Fernsehaufnahmen waren Geiseln am späten Abend schließlich auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah zu sehen, nachdem die Hamas die Geiseln dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergab.

Die 21-jährige Maya Regev, die ebenfalls zurückkehrte, ist die erste freigelassene Geisel, die von Terroristen bei der Nova-Party entführt wurde. Ihr 18-jähriger Bruder Itai ist noch immer in der Hand der Hamas, ebenso wie der Freund der beiden, Omer Shem Tov. Mirit Regev, Mayas Mutter, sagte, sie sei »aufgeregt und glücklich«, dass ihre Tochter zurückgekehrt sei. »Aber«, erklärte sie, »mein Herz ist zerrissen, weil mein Sohn Itai immer noch in Gaza von der Hamas festgehalten wird.«

Erste Geisel der Nova-Party befreit

In Aufnahmen ist Regev beim Gehen auf Krücken zu sehen. Nach ihrer Ankunft in Israel wurde sie in das Soroka-Medizinzentrum in Beer Sheva gebracht. Am Sonntagmorgen sagte der Direktor des Krankenhauses, Schlomi Codisch, dass sich die junge Frau einer Operation unterziehen müsse, fügte jedoch hinzu: »Wir gehen davon aus, dass sie vollständig genesen wird.«

Srettha Thavisin, der Premierminister von Thailand, bestätigte die Identität der vier thailändischen Geiseln, die freigelassen wurden, über einen Beitrag auf X. Es sind: Khomkrit Chombua, Manee Chirachat, Natthaforn Onkeaw und Anucha Angkaew. Der Premier schrieb in seinem Beitrag: »Alle sind gesund. Niemand brauchte dringend medizinische Hilfe.«

Hamas und Israel haben sich auf eine viertägige vorübergehende Feuerpause geeinigt, der ersten seit Kriegsausbruch vor 50 Tagen, unter der Bedingung, dass Israel im Austausch für Geiseln palästinensische Gefangene freilässt. Am Sonntag informierte die Regierung, dass sie eine Liste mit den Namen der Geiseln erhalten habe, die am Sonntag freigelassen werden sollen.

Es werden noch immer 195 Geiseln in Gaza vermutet. Die Angehörigen betonten immer wieder, dass sie nicht aufhören werden zu kämpfen, bis jeder und jede Einzelne von ihnen wieder in Freiheit ist.

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