Jerusalem

»Diplomatischer Schandfleck«

Umstrittener Gast: Präsident Rodrigo Duterte (r.), hier mit dem früheren nationalen Polizeichef General Ronald »Bato« dela Rosa im April 2018 Foto: dpa

Der in jüngster Zeit wohl umstrittenste Besucher ist am Sonntag in Israel angekommen: Rodrigo Duterte, Präsident der Philippinen, der sich selbst als »Hitler« bezeichnet und sich damit rühmt, Drogendealer und -abhängige umzubringen. Verschiedene Organisationen und Oppositionspolitiker hatten die Regierung wegen der Menschenrechtsverletzungen von Duterte scharf dafür kritisiert, ihm den roten Teppich auszurollen.

Nach seiner Ankunft auf dem Ben-Gurion-Flughafen am Abend traf sich Duterte mit einer Gruppe von philippinischen Gastarbeitern. Derzeit leben um die 30.000 philippinischen Frauen und Männer in Israel, die meisten sind in der Altenpflege beschäftigt. Bei dem Besuch soll es angeblich hauptsächlich um den Schutz dieser Arbeiter gehen.

menschenrechte Israel sei das einzige Land in der Region, das die Menschenrechte achte, ließ Duterte wissen. Doch schon beim ersten Termin gab er sich gewohnt kontrovers. Ohne dass jemand danach gefragt hatte, entschuldigte er sich bei Barack Obama, den er vor einigen Jahren einen »Hurensohn« genannt hatte. Seine abstoßenden Witze zu Vergewaltigungen von Frauen indes verteidigte er.

Am Montag aß Duterte mit Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) zu Mittag und traf Präsident Reuven Rivlin. Verschiedene Menschenrechtsgruppen hatten dazu aufgefordert, Duterte nicht zu empfangen.

Duterte besuchte auch die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, hielt eine kurze Ansprache, legte einen Kranz nieder, pflanzte einen Baum und schrieb ins Gästebuch: »Niemals wieder. Möge die Welt die Lektionen dieser schrecklichen und gottverlassenen Zeit der Menschheitsgeschichte lernen …«

Beziehungen Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte die gute Verbindung der Staaten. Es ist der erste Besuch eines philippinischen Staatsoberhauptes in Israel. Die Länder hatten 1975 diplomatische Beziehungen aufgenommen.

Netanjahu und Duterte unterzeichneten drei Abkommen zu Handel, Wissenschaft und zum philippinischen Pflegepersonal. Entsprechend des Vertrags sollen die rund 12.000 Dollar, die Pfleger und Israelis, die Pflege benötigen, an Agenturen zahlen müssen, gestrichen werden. Auch sollen die Rechte der Gastarbeiter besser geschützt werden. »Dies ist ein Zeichen unserer Freundschaft, die wir entwickeln«, so Netanjahu.

Duterte soll zudem angeblich ein Abkommen zu umfangreichen Ölgeschäften unterzeichnen und sich israelische Waffensysteme zeigen lassen, an denen er Interesse bekundet hat. 2016 tönte er: »Wenn es um Waffen geht, kaufe ich von niemand anderem als von Israel.« Deals mit den USA und Kanada sind aufgrund Dutertes umstrittener Politik im »Drogenkrieg« in seinem Land geplatzt, doch die Geschäfte mit Israel laufen rund. 2017 erwarben die Philippinen Radar- und andere militärische Anlagen im Wert von rund 21 Millionen US-Dollar.

Ideologien Duterte ist bekannt für seine wenig zusammenhängenden und schwer verständlichen Aussagen. Nach Netanjahus Ansprache sagte er: »Wir haben dieselbe Leidenschaft, Frieden zu schließen, dieselbe Leidenschaft für Menschen und dieselbe, es nicht zu erlauben, Familien von jenen zu zerstören lassen, die korrupte Ideologien hegen.«

Beim Treffen mit Staatspräsident Reuven Rivlin gab dieser seinem Gast mit auf den Weg, dass Hitler, der sechs Millionen Juden ermorden ließ, »der Teufel persönlich war«.

Nach Angaben der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt Kan reist Duterte mit einer Delegation von 400 Personen, darunter auch hochrangige Armee- und Polizeiangehörige. Sie sollen unter anderem Armeebasen in Israel besuchen.

Israelische und in Israel ansässige Journalisten sind zu der Visite nicht zugelassen. Sämtliche Informationen verteilt das Pressebüro der Regierung. Dennoch halten sich die Berichterstatter mit ihrer Kritik nicht zurück. Die linksliberale Tageszeitung »Haaretz« brachte es zu Beginn des Besuches mit folgenden Worten auf den Punkt: »Ein Hitler-Bewunderer in Yad Vashem, das ist ein diplomatischer Schandfleck.«

Jerusalem

Israels Sicherheitskabinett stimmt Geisel-Deal zu

Die Vereinbarung muss noch von der gesamten israelischen Regierung genehmigt werden

 17.01.2025

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel über die israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin-Neukölln nach Verkündung der Gaza-Waffenruhe

von Philipp Peyman Engel  17.01.2025

Nachrichten

Fluglinie, Betrug, Reisewarnung

Kurzmeldungen aus Israel

 17.01.2025

Israel

Israelische Armee geht juristisch gegen ultraorthodoxe Deserteure vor

Die israelische Armee geht gegen strengreligiös-jüdische Männer vor, die sich dem Wehrdienst entziehen. Sie müssen nun als Deserteure mit Sanktionen rechnen

 17.01.2025

Israel

Katz hebt Administrativhaft für Siedler auf

Als Grund für die Maßnahme werden Auswirkungen des Gaza-Deals genannt

 17.01.2025

Gaza-Krieg

Freilassung der Geiseln soll am Sonntag beginnen

Trotz Verzögerungen bei der Ratifizierung des Abkommens mit der Hamas will Israel am derzeitigen Plan festhalten

 17.01.2025

Tel Aviv

Israelis mehrheitlich für Abkommen mit Hamas-Terroristen

Eine Umfrage der Zeitung »Maariv« liefert aufschlussreiche Ergebnisse

von Imanuel Marcus  17.01.2025

Gaza-Krieg

Das sind die Geiseln, die freikommen sollen

In der ersten Phase der Waffenruhe in Gaza sollen 33 Personen nach Israel zurückkehren können. Wie viele von ihnen noch leben, ist jedoch nach wie vor unklar

 17.01.2025

Washington D.C.

Trump will Israel im Fall einer neuen Gaza-Operation unterstützen

Der künftige Präsident will zudem das Momentum des Waffenruheabkommens nutzen, um die Abraham Accords wiederzubeleben

 17.01.2025