Am Donnerstag sind vier Särge nach Israel überführt worden. Darin sollen sich die Leichen von Shiri Bibas, ihren beiden Kindern Ariel und Kfir sowie die von Oded Lifshitz befinden. Das Forensische Institut in Tel Aviv hat am Donnerstagnachmittag bestätigt, dass Oded Lifshitz einer der Toten ist.
Besonders glücklich strahlte Shiri Bibas mit ihren Kindern
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Es gibt viele Fotos von Shiri Bibas. Die 32-Jährige ist eine fröhliche Frau, die besonders glücklich strahlt, wenn sie mit ihren beiden Kindern Ariel und Kfir im Bild ist. Und dann ist da dieses eine Foto, das unerträglichen Schmerz und pure Verzweiflung zeigt. Aufgenommen von einem Terroristen, als sie während des Massakers der Hamas am 7. Oktober 2023 von schwerbewaffneten Hamas-Männern zusammen mit ihren kleinen Jungen nach Gaza verschleppt wird. Es war das letzte Lebenszeichen der jungen Mutter und ihrer Kinder.
»Sie waren diese glückliche Familie. Und nun sind sie einfach weg«, sagte Ofri Bibas-Levy am 7. Oktober 2024, ein Jahr nachdem die gesamte junge Familie Bibas gekidnappt worden war. Yarden, der Familienvater, wurde am selben Tag, aber getrennt von seiner Frau und den Kindern brutal aus dem Heimatkibbuz Nir Oz entführt.
Die Familie hatte zuvor mit den Kindern im Sicherheitsraum Schutz gesucht. »Um 6.30 Uhr schrieb er eine Nachricht, dass Raketen einschlugen«, erinnerte sich Yardens Schwester Ofri. Ihre kleinen Jungen wüssten nicht, wie sie sich still verhalten sollten, und es fühle sich an wie »das Ende«. Um 9.45 Uhr schrieb er: »Sie sind da« und »ich liebe dich«.
Zwei Stunden später sah die Familie ein Video, auf dem Shiri zu erkennen war, die beide Jungen in einer Decke in ihren Armen hielt, mit einem Ausdruck des Entsetzens auf ihrem Gesicht und von Terroristen umzingelt. Shiris Eltern, Margit Silverman Shnaider und ihr Ehemann Yossi Silverman, die auch in Nir Oz lebten, wurden von der Hamas ermordet.
Berichten zufolge habe die Familie vor dem Blutbad der Hamas erwogen, den Kibbuz zu verlassen und auf die Golanhöhen zu ziehen, da sie die ständige Angst, die Nähe zum Gazastreifen und die nicht aufhören wollenden Raketen der Hamas nicht mehr ertragen konnten.
Ariel Bibas - ein Megafan von Superhelden
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Ariel, der größere der beiden Rotschöpfe, war erst vier Jahre alt, als er aus seinem Leben gerissen wurde. Ein Leben voller Freude über seinen neuen Babybruder, seinen liebenden Eltern, seine Freunde im Kindergarten des Kibbuz und vor allem seine Superhelden.
Ariel war Megafan von Batman. Nicht nur mussten sich Mama und Papa Kostüme überwerfen, auch der winzige Bruder brauchte das unverkennbare Logo unbedingt auf seinem Strampler. Wenn Ariel durch den Kibbuz rannte und Batman spielte, flogen seine roten Locken nur so umher. Es war ein Spiel, das er pausenlos spielen konnte, erzählte seine Familie über ihn.
Galila Ron-Feder-Amit: »Du, Ariel, solltest den Rang des Super-Rothaarigen erhalten und Kfir den Rang des stellvertretenden Super-Rothaarigen.«
Die Buchautorin der Reihe »Gingi« (Rotschopf), Galila Ron-Feder-Amit, hat am Donnerstag einen offenen Brief an Ariel geschrieben: »Ich habe gehört, dass die Geiseln trockene Pitas und Salzwasser bekommen. Stimmt das? Ist das wirklich das, was du isst und trinkst? Tut dir immer noch der Magen weh vor Hunger? In dem Moment, in dem ich daran denke, tut mir auch der Magen weh.«
»Die Kinder der Gruppe und ich waren sicher, dass du zurückkommst. Wow, wie aufgeregt wir waren. Wir hatten bereits spezielle Flaggen in der Farbe der Rothaarigen vorbereitet – eine Flagge für dich, Ariel, und eine für dich, Kfir. Mit Hilfe der Eltern haben wir sogar Ränge genäht. Du, Ariel, solltest den Rang des Super-Rothaarigen erhalten und Kfir den Rang des stellvertretenden Super-Rothaarigen. Ich sollte dir die Ränge überreichen.«
»Und plötzlich diese Nachricht«, schreibt Ron-Feder-Amit weiter, »Mir fällt es wirklich schwer, Worte zu finden, um zu beschreiben, was für ein Schock das ist. Du kommst nie wieder zurück? Wer kann Kindern wehtun? Das ist doch sicher ein Fehler…« Zusammen mit ganz Israel würde sie unter Tränen immer noch darauf warten, dass Ariel und Kfir zurückkommen. »Und ich schwöre, mich immer an dich zu erinnern und an dich zu denken.«
Tante von Kfir Bibas: »Ich weiß nicht, was er mag, womit er spielt.«
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Das israelische Baby mit den roten Haaren stand für viele Menschen symbolisch für die Grausamkeit der Hamas. Doch Kfir Bibas war kein Symbol. Kfir war ein Baby. Als es mit seiner Mutter Shiri, seinem vierjährigen Bruder Ariel von der Hamas verschleppt wurde, war es gerade neun Monate alt geworden.
Nach einem Jahr in Gaza sagte Ofri Bibas-Levy: »Heute ist Kfir schon ein Jahr und neun Monate und kein Baby mehr. Ich weiß nicht, was er mag, womit er gern spielt. Was er gelernt hat. Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, mochte er es sehr, gekitzelt zu werden.« Bibas-Levy ist Kfirs Tante. »Doch jetzt weiß ich gar nichts mehr. Es ist unfassbar – ein Jahr ohne sie.«
Zum ersten Geburtstag des kleinen Jungen hatten sich Israelis auf dem Platz der Geiseln versammelt. Sie hatten Wünsche für das Geburtstagskind auf orangefarbene Ballons geschrieben und Herzen dazu gemalt: »Mazal tov, kleiner Schatz. Wir hoffen, dass du bald gesund nach Hause kommst. Amen!«
Der Kinderstar Onkel Chaim konnte auf der Bühne die Tränen nicht mehr zurückhalten. »Ich habe einen Neffen. Immer, wenn ich ihn treffe, denke ich an Kfir und seinen Bruder Ariel. Es bricht mir das Herz…”
Oded Lifshitz war Journalist und Friedensaktivist
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Oded Lifshitz wurde mit 83 Jahren lebend nach Gaza entführt. Er hat die Strapazen und Qualen der Gefangenschaft und Folter der Hamas nicht überlebt. Seinen Tod hatten israelische Sicherheitskräfte bereits vor einer Weile bestätigt.
»Das war die letzte Nachricht, die wir von ihm bekommen haben.«
Am Morgen des 7. Oktobers 203 war eine Gruppe von bewaffneten Hamas-Männern in den Schutzraum der Familie im Kibbuz Nir Oz eingedrungen und hatte Oded in seine Hand geschossen. Er wurde ohnmächtig. Seine Frau Yocheved zerrten sie aus dem Bett und schleppten sie ebenfalls nach Gaza. Yocheved wurde etwa zwei Wochen nach der Entführung zusammen mit der Geisel Nurit Cooper freigelassen. Auch ihr Ehemann Amiram Cooper wurde in der Gefangenschaft der Hamas ermordet.
Wie durch freigelassene Geiseln bekannt wurde, war Oded anfangs in einer Wohnung im südlichen Gazastreifen festgehalten worden. Nach einigen Wochen aber verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Danach verliert sich seine Spur.
Seine Frau Yocheved hatte damals berichtet: »Als die freigelassenen Frauen herauskamen [im November 2023], stellte sich heraus, dass eine von ihnen aus Nir Oz bei ihm war. Da war er am Leben.« Am 20. Tag aber habe er sich unwohl gefühlt, und die Terroristen hätten ihn aus dem Raum gezerrt. »Das war die letzte Nachricht, die wir von ihm bekommen haben.«
Oded Lifshitz war eine bekannte Persönlichkeit. Nicht nur in Nir Oz, sondern in ganz Israel, der seit jeher eine Rolle in der Kibbuzbewegung gespielt hatte. Darüber hinaus war er Friedensaktivist und half dabei, für die Organisation Road to Recovery palästinensische Kinder in israelische Krankenhäuser zu transportieren.
Oded und Yocheved hatten einen beeindruckenden Kaktusgarten in ihrem Kibbuz, den sie hegten und pflegten. Nach ihrer Entführung blieb der verlassen. Doch dann kamen Menschen, die sich für die beiden um ihn kümmerten – als Zeichen der Solidarität und Hoffnung.