»So sieht Apartheid nicht aus«, findet Student Alexander Nabert aus Berlin an seinem ersten Tag in Israel, beim Blick auf die Straßenschilder. »Die sind hier übrigens dreisprachig«, schreibt er unter einem Bild bei Instagram. Alexander ist einer von 180 jungen deutschen Talenten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft, die fünf Tage lang durch Israel touren – mit voll gepacktem Programm.
Sie sind auf Einladung des Außenministeriums im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums diplomatischer Beziehungen der beiden Länder in Israel, treffen auf hochrangige israelische Politiker, darunter auch Staatspräsident Reuven Rivlin, sowie auf Menschen unterschiedlicher Kulturen und lernen Israel in seiner ganzen Vielfalt kennen – von kulinarischen Genüssen über die Start-up- und Kunstszene bis zum pulsierenden Nachtleben in Jerusalem und Tel Aviv.
zukunft Verabschiedet wurden sie am vergangenen Sonntag vom israelischen Botschafter Yakov Hadas-Handelsman und von Daniela Schadt, der Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck. Hadas-Handelsman sagte: »Sie sind alle junge Führungskräfte in Deutschland in ganz unterschiedlichen Bereichen, und Sie können die Gegenwart und die Zukunft unserer Beziehungen mitgestalten. Wir hoffen, dass die Programme Ihnen interessante und inspirierende Einblicke geben werden. Lassen Sie sich überraschen.«
Überrascht wurden die Teilnehmer dann auch – zum Beispiel vom Schriftsteller David Grossman, der ihnen riet: »Erlaubt es euch, von der Vielfalt verwirrt zu sein.« Helge Fuhst, Journalist beim Kölner WDR, macht sich das zum Motto.
Alexander Leger, der junge Bürgermeister der bayerischen Stadt Alzenau, ist beeindruckt: »Es ist unglaublich, wie viel es allein in Jerusalem zu erleben gibt, der Mahane-Yehuda-Markt mit seinen Köstlichkeiten, die heiligen Stätten ...« Er sei ein Freund der klaren Worte, daher würde er sich nicht scheuen, zuzugeben, wenn er enttäuscht wäre. »Doch das bin ich nicht. Die Israelis sind warmherzig, offen und erlauben auch kritischen Dialog. Ob es um die Rolle der Frau in ultraorthodoxen Gemeinden geht oder den Siedlungsbau. Das hat mich schon überrascht.«
yad vashem Besonders bewegt habe ihn der Besuch in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und Reuven Rivlins Worte, dass Israel und Deutschland gemeinsame Werte haben. »Das hat bei mir viel in Bewegung gebracht.« Die deutschen Medien zeigten oft ein anderes Bild, »und es ist so erfreulich, jetzt das Israel kennenzulernen, das wir meist nicht zu sehen bekommen«.
Diesen Eindruck bestätigt Gabriela Wunderlich, die als Begleiterin der israelischen Botschaft in Berlin vor Ort ist. »Man hört immer wieder von den Leuten, wie normal hier alles ist, und dass sie das so nicht erwartet hätten.« Matthias Böhning, Fachreferent für Politik, hat es besonders die Innovationslust der Israelis angetan: »Es ist ein großes Start-up mit Ben Gurion als CEO. Gefällt mir!«
Genau darum geht es bei dieser Reise: Klischees aufzulösen. Für Bürgermeister Leger ist das wichtig. Er will den Reiseerlebnissen praktische Taten folgen lassen und in naher Zukunft in seiner Stadt eine Partnerschaft mit einer israelischen Schule ins Leben rufen.