Rabbi Lipman, Sie waren Gast auf dem Israelkongress, dessen Motto »Building Partnerships« lautete. Welchen Eindruck haben Sie von diesen Partnerschaften am vergangenen Sonntag in Frankfurt gewonnen?
Es war das erste Mal, dass ich an diesem Kongress teilgenommen habe. Es war sehr beeindruckend, die vielen Menschen zu erleben, die sich für eine starke Verbindung mit Israel engagieren.
Wie pflegt die World Zionist Organization (WZO) diese Partnerschaft?
Wir sind in engem Kontakt mit den Gemeinden der Diaspora, und wir bemühen uns, unsere Angebote noch auszuweiten und die Partnerschaft mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland zu verstärken.
Geht es dabei auch um eine Stärkung der jüdischen Gemeinden in der Diaspora?
Wir tun alles, um die jüdischen Gemeinden in aller Welt zu stärken. Die Bedeutung der Diaspora ist uns bewusst. Und deshalb versuchen wir, die Gemeinden in ihren Bemühungen in Bezug auf jüdisches Leben und jüdische Identität vor Ort zu unterstützen. Gleichzeitig bieten wir unsere Hilfe bei allen Fragen rund um die Alija an.
Wie sehen die aktuellen Einwanderungszahlen aus?
Wir haben im vergangenen Jahr mehr als 30.000 Neueinwanderer in Israel gezählt. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr, und es ist die höchste Zahl seit über einem Jahrzehnt. Dabei kamen rund 7900 Zuwanderer aus Frankreich, etwa 7000 aus der Ukraine.
Der Vorsitzende der Jewish Agency, Natan Sharansky, hat gesagt, dass diese Zahlen zeigen, wie kraftvoll die zionistische Idee immer noch ist. Teilen Sie seine Meinung?
Auf jeden Fall. Das zeigt sich auch daran, dass der Anteil der jungen Menschen, die Alija machen, immer weiter steigt. Viele hatten schon ein Ende der Ära der Alija prophezeit, aber die Zahlen und Fakten sprechen eine andere Sprache. Die zionistische Idee ist sehr lebendig!
Aber zeigen die Zahlen aus Frankreich nicht auch, dass sich viele nicht nur für Israel, sondern vor allem gegen Europa entscheiden und vor dem zunehmenden Antisemitismus fliehen?
Selbstverständlich wissen wir, dass sich viele aufgrund der Situation in ihren Heimatländern für die Alija entscheiden. Da ist Antisemitismus ein Grund, andere Motive sind die allgemeine Sicherheitslage oder die schlechte wirtschaftliche Situation. Aber es ist wichtig, zu betonen, dass zum Beispiel viele junge Juden aus der Diaspora, die einen freiwilligen Armeedienst in Israel absolvieren, sich danach entscheiden, im Land zu bleiben. Sie wollen als Juden im jüdischen Staat leben. Und sie stehen stellvertretend für all jene, die für sich entdecken, dass Israel ihrem Leben eine Bedeutung gibt, die sie sonst nirgendwo finden.
Mit dem Direktor für Public Diplomacy bei der World Zionist Organization sprach Detlef David Kauschke.