Die ersten Touristen sind zurück in Israel! Der erste Pilotversuch mit Besuchern aus dem Ausland nach einer mehr als einjährigen Pause im internationalen Reiseverkehr startete am 23. Mai. 20 Gruppen geimpfter Teilnehmer aus verschiedenen Ländern wurden zugelassen. Und die touren in den nächsten Wochen durch Israel. Die ersten sind bereits da.
PILOTVERSUCH »Ich habe mich dafür eingesetzt, dass das Pilotprojekt für die geimpften Gruppen nicht verschoben wird«, machte Tourismusministerin Orit Farkash-Hacohen klar. »Weil er so wichtig ist.« Sie betont, dass dies lediglich die erste Phase des Aufbaus des internationalen Tourismus nach Israel ist. Es werde eine »viel größere sofort nach dem Ende des Pilotprojekts« erwartet. Der Versuch dauert vom 23. Mai bis zum 15. Juni.
Offenbar können es Menschen von überallher nicht abwarten, nach der Corona-Pandemie – und trotz der jüngsten kriegerischen Auseinandersetzung – wieder nach Israel zu reisen. Bei der Ausschreibung in der vergangenen Woche war schon nach neun Minuten alles ausgebucht. Jeder Veranstalter darf fünf bis 30 Teilnehmer pro Gruppe nach Israel bringen. Alle müssen vollständig mit einem von der israelischen Regierung anerkannten Vakzin gegen das Coronavirus geimpft sein.
»Das große Interesse, Israel zu besuchen, ist das beste Zeichen der Widerstandsfähigkeit unserer Tourismusbranche.«
Generaldirektor Tourismusministerium Amir Halevy
Die Reisenden müssen zudem zwei negative PCR-Tests vorlegen, einen nicht später als 72 Stunden vor der Reise und einen weiteren nach der Landung. Außerdem müssen sie in Israel einen serologischen Test durchführen lassen. Auf das Ergebnis, das es nach wenigen Stunden gibt, warten die Gäste nach Angaben der Sprecherin des Ministeriums im Hotel.
Ganz überraschend sei der Run auf die Reisen nicht gewesen, denn in den vergangenen Monaten hatten die israelischen Veranstalter dauerhaft mit den Touristenbüros der israelischen Regierung in der ganzen Welt in Kontakt gestanden. Das größte Interesse kam aus den USA, Großbritannien und Deutschland.
SICHERHEITSLAGE Amir Halevy, Generaldirektor im Tourismusministerium, meint: »Das große Interesse der Touristen, Israel trotz dieser Sicherheitslage zu besuchen, ist das beste Zeichen der Widerstandsfähigkeit unserer Tourismusindustrie. Es ist eine Widerstandsfähigkeit, die sich in den vergangenen Jahrzehnten wieder und wieder gezeigt hat.«
Im vergangenen Jahr habe das Ministerium sich bemüht, die Branche »überhaupt am Leben zu halten«. Dazu gehörten unter anderem die »Grünen Inseln«, ein Projekt, das negativ getesteten Israelis einen Urlaub am Toten Meer oder in Eilat ermöglichte. »Wir haben dauerhaft dafür gekämpft, Zimmer, Hotels, Attraktionen und Restaurants zu öffnen«, so Halevy. Außerdem seien 75 Millionen Dollar an Zuschüssen an Hotels verteilt worden.
Werner Hartstock, Spezialreiseveranstalter für Israelreisen aus dem sächsischen Vogtland, war als erster deutscher Touristiker im Land. Vor einigen Tagen kam er von seiner Reise zurück. Als Geschäftsreisendem war ihm eine individuelle Reise vor der allgemeinen Öffnung möglich. Während seines viertägigen Aufenthalts schaute er sich das Land zwischen Mittelmeer und Rotem Meer unter dem Gesichtspunkt der Neueröffnung näher an. Er stellt fest: »Israel hat die Zeit bis heute gut genutzt und ist vorbereitetet. Allerorts freut man sich auf internationale Gäste.«
»Die Gastgeber stehen in den Startlöchern.«
Touristiker Werner Hartstock
»Ich musste meine Reise sehr genau planen, damit die erforderlichen PCR-Tests in Israel und Deutschland noch gültig sind und alles passt.« Doch die Vorbereitung lohne sich. »Die Gastgeber stehen in den Startlöchern. Ich habe niemanden getroffen, der mir nicht ausdrücklich gesagt hat, wie sehr er sich wieder auf Besucher freut«, erzählt Hartstock.
»Ich betreibe dieses Unternehmen nicht nur für meinen Lebensunterhalt, ich liebe es.« Er möchte dazu beitragen, dass Menschen in Deutschland Israel besser kennenlernen und genauso lieben lernen wie er. »Daher freut es mich umso mehr, dass ich mit meiner Reisegruppe am 6. Juni zu den ersten Israeltouristen nach der Corona-Pandemie gehöre.«
In den Jahren zuvor hatte die israelische Tourismusbranche ein ausgesprochen schnelles Wachstum genossen. 2019 wurde mit 4,55 Millionen ankommenden Gästen aus aller Welt ein neuer Rekord vermeldet. Die hätten der Wirtschaft, hauptsächlich kleinen und mittelgroßen Betrieben, mehr als eine halbe Milliarde Euro eingebracht. Dieser Aufwärtstrend wurde durch den Ausbruch der Pandemie im März 2020 jäh unterbrochen. Die Einnahmen gingen durch Corona um mehr als 430 Millionen Euro zurück. Trotz Israels Titel als »Impfnation« ist noch immer ein Drittel aller Hotels geschlossen.
Auch andere wollten nach Corona beim Israeltourismus wieder einsteigen, sehen jedoch die Sicherheitslage derzeit als zu gefährlich für Reisen an. Die Kreuzfahrtgesellschaft »Royal Caribbean« sagte all ihre geplanten Kreuzfahrten ab, die am 2. Juni in Haifa hätten beginnen sollen. Der Luxusdampfer »Odyssey of the Seas« wollte den ganzen Sommer über Dutzende von Fahrten von Israel nach Zypern sowie Griechenland und zurück veranstalten.
»Wir haben Hoffnung, dass diese beliebte Route in der Zukunft von uns befahren werden kann.«
Geschäftsleitung Royal Caribbean
Die Gesellschaft erklärte: »Wegen der Unruhen in Israel und der Region konnte die ›Odyssey‹ die Vorbereitungen nicht so erfüllen, wie nötig. Das Schiff wird seine Eröffnungssaison in Florida verbringen. Doch wir haben immer noch die Hoffnung, dass diese beliebte Route in der Zukunft von uns befahren werden kann.«
KREUZFAHRT Es wären die ersten Reisen dieser Art in Israel gewesen. Rund 1000 Angestellte sollten auf dem Schiff dabei sein und sich um das Wohl der Gäste kümmern. Den zehntausenden von Israelis, die eine Kreuzfahrt gebucht hatten, bot die Gesellschaft die volle Rückerstattung des Reisepreises oder einen Gutschein im Wert von 125 Prozent für eine zukünftige Reise an.
Hilel Pomeranz wählte den Gutschein. Er hatte für sich und seine Familie eine Kreuzfahrt nach Griechenland gebucht. »Wir hatten uns schon so gefreut, es war ein echter Lichtblick nach diesem harten Jahr. Wirklich schade, dass unsere Hoffnungen auf eine entspannte Sommerreise durch einen Krieg zunichte gemacht wurden.« Diese Situation habe man nach Corona wirklich nicht gebraucht, meint er. »Aber vielleicht klappt es ja im nächsten Sommer.«