Archäologie

Die Tote vom Timna-Tal

Israelische Archäologen haben in einem Felsengrab bei den antiken Kupferminen von Timna in der Negevwüste das Skelett einer schwangeren Frau entdeckt, die vor etwa 3200 Jahren gestorben ist. Ganz in der Nähe des Fundorts liegt ein früherer ägyptischer Tempel, der der Göttin Hathor geweiht ist.

Der Archäologe Erez Ben-Yosef von der Universität Tel Aviv, der die Ausgrabungen leitet, sagte der Jüdischen Allgemeinen, es sei das erste Mal, dass die sterblichen Überreste einer Frau an dem Ort entdeckt wurden, der auch als die »Minen von König Salomon« bekannt ist. Dort schürften die alten Ägypter und andere Völker in der Region mehr als 500 Jahre lang Kupfer – zwischen dem 14. und 9. Jahrhundert v.d.Z.

Glasperlen »Wir haben die Theorie, dass es sich bei der Frau um eine Ägypterin handelte, die mit dem Kult um die Göttin Hathor zu tun hatte«, so Ben-Yosef weiter. Darauf deutet auch ein weiterer Fund hin: In dem Felsengrab fanden die Forscher Glasperlen – ähnlich denen, die bereits zuvor in den Überresten des Tempels entdeckt worden waren.

Die Ägypter glaubten daran, dass die Göttin Hathor die Minenarbeiter beschützte. Hathor war als Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit, Musik und der Naturschätze bekannt. Möglicherweise war die Frau, deren Überreste jetzt gefunden wurden, als Sängerin am Hathor-Kult beteiligt, vermuten die Experten.

Das Skelett der Schwangeren, deren Alter auf Anfang 20 geschätzt wird, war bereits im vergangenen Winter entdeckt und in diesem Sommer von den Mitarbeiterin des Central Timna Valley Project der Universität Tel Aviv geborgen worden. Das Forscherteam hatte die Entdeckung dann Ende Oktober bei einer Tagung publik gemacht. Die Zeitung »Haaretz« hatte als erste über den seltenen Fund berichtet.

Ben Yosef sagte Haaretz, die junge Frau sei im ersten Trimenon ihrer Schwangerschaft gewesen: Im Bereich des Beckens des Skeletts sind deutlich kleine Knochen ihres Fötus zu erkennen. Woran die Ägypterin gestorben ist, konnten die Forscher bisher nicht feststellen: »Vielleicht war es eine Schwangerschaftskomplikation, oder sie wurde von einer Schlange gebissen«, mutmaßte Ben-Yosef.

Klima Wahrscheinlich sei die Ägypterin auch nicht in anderen Umständen in die klimatisch extreme Wüstenregion gereist, sondern vor Ort erst schwanger geworden. »In Timna gibt es keine Wasserquellen, und es ist dort sehr unwirtlich. Niemand hat sich dort permanent niedergelassen«, sagte der Archäologe im Gespräch mit »Haaretz«. Menschen seien nur während des Winters für kürzere Expeditionen in die Region gereist, um die Kupferminen auszubeuten.

Bisher waren in den Gräbern in der Nähe des antiken ägyptischen Tempels bei den Kupferminen nur sterbliche Überreste von Männern gefunden worden – das letzte Mal 1964. Nur »wichtige« Menschen seien dort bestattet worden, während andere vermutlich in ihre Heimat überführt und dort beerdigt wurden. Der Fund des Frauenskeletts könnte nun Aufschluss darüber geben, welche Aufgabe Frauen bei den ägyptischen Expeditionen in die Negevwüste hatten, sagte Ben-Yosef der Jüdischen Allgemeinen.

Die Kupferminen von Timna waren in den 30er-Jahren entdeckt worden. Forscher hatten zunächst eine Verbindung zum biblischen Königreich Salomos im 10. Jahrhundert v.d.Z. hergestellt. In den 60er-Jahren ergaben die Ergebnisse von Grabungen aber, dass die Minen bereits bei ägyptischen Arbeiten in der späten Bronzezeit entstanden waren.

Agenda Die Entdeckung des Frauenskeletts stelle die bisherige Auffassung von der Entstehungsgeschichte der Stätte nicht infrage, aber sie bringe Frauen auf die Agenda, sagte Ben-Yosef.

»Wir müssen uns nicht nur in Bezug auf die Ägypter, sondern auch in Hinblick auf die post-ägyptische Zeit die Frage stellen: Sind ganze Familien in das Gebiet der Kupferproduktion gekommen oder nur Männer oder Männer in Begleitung einiger Frauen?«

Die Ausgrabungen des Archäologenteams von der Universität Tel Aviv im Timna-Tal hatten 2012 begonnen. Sie sollen im Januar 2018 fortgesetzt werden.

Tourismus Der Timna-Park mit seinen Felsenklippen ist eine zentrale Attraktion für Touristen, die den Süden Israels bereisen. Er ist etwa 60 Quadratkilometer groß und liegt nur 25 Kilometer nördlich der Hafenstadt Eilat am Roten Meer. Zu den bekannten Attraktionen zählen die »Säulen Salomons« aus Sandstein.

www.parktimna.co.il

Nahost

Hamas bezeichnet Trumps Gaza-Plan als »absurd«

Palästinenser und Ägypten reagieren auf das Vorhaben, die Enklave zu einem »internationalen Ort« machen zu wollen

von Sabine Brandes  05.02.2025

Interview

»Trump zwingt jetzt alle, ihre Positionen zu überdenken«

Der frühere stellvertretende nationale Sicherheitsberater Israels Chuck Freilich über die umstrittenen Gaza-Pläne des US-Präsidenten

von Michael Thaidigsmann  05.02.2025

Umsiedlung

Benny Gantz zu Trumps Gaza-Idee: »Kreativ und originell«

Reaktionen aus Israel und den USA zum Vorstoß des US-Präsidenten, die 2,3 Millionen Bewohner des Küstenstreifens umzusiedeln, und ihn unter amerikanischer Vorherrschaft wieder aufzubauen

 05.02.2025 Aktualisiert

Washington D.C.

Trump: Die USA werden Gaza übernehmen

Im Zweifel werden US-Truppen dabei helfen. Aus Gaza könne eine »Riviera des Nahen Ostens« werden

von Christiane Jacke, Dennis Düttmann, Imanuel Marcus, Luzia Geier  05.02.2025 Aktualisiert

Washington D.C.

Netanjahu berät über Verhandlungen mit der Hamas

Die Verhandlungen über die zweite Phase des Geisel-Deals hätte schon am Montag beginnen sollen

 04.02.2025

Israel

Steffen Seibert trifft Gadi Moses

Der deutsche Botschafter besuchte die freigelassene Geisel im Krankenhaus

 04.02.2025

Washington D.C.

»Israel ist ein kleines Land«

Donald Trump wird gefragt, ob die USA einer Annexion des Westjordanlandes durch Israel zustimmen würden. Seine Antwort ist typisch und bezeichnend

 04.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Westjordanland

Zwei Tote bei Terroranschlag auf IDF-Soldaten, Siedler greifen Ortschaft an

Acht IDF-Soldaten sind verletzt, zwei davon schwer. Siedler sollen Steine auf palästinensische Häuser geschleudert, Wassertanks zerstört und Autos beschädigt haben

 04.02.2025