Die Nachfrage nach immer neuen Erfindungen im Bereich der Erzeugung und Verarbeitung von Obst und Gemüse ist groß. Auf der Fruit-Logistica, der internationalen Messe, die Anfang des Monats in Berlin stattfand, lag Israel im internationalen Wettbewerb einmal mehr vorn: Die Fachwelt kürte als Sieger des Innovation-Award (FLIA) 2010 einen Granatapfel-Entkerner der Firma Mehadrin Tnuport Export aus Israel. Das Gerät ermöglicht dem Verbraucher das schnelle, saubere und einfache
Entkernen und damit den bequemen und kleckerfreien Genuss dieser äußerst vitaminreichen Frucht. Die Anbieter erwarten sich durch die Markteinführung des Gerätes auch einen steigenden Absatz von Granatäpfeln.
Exportschlager Im Absatz ganz weit vorn liegt eine andere Frucht: die Dattel, ganz korrekt die Phoenix Dactylifer. Sie ist der Fruchtexportschlager des jüdischen Staates. Mittlerweile werden in Israel auf 40.000 Quadratkilometer Nutzfläche Datteln angebaut, im Jahr 2008 exportierte man Früchte im Wert von 43 Millionen Euro. Dabei müssen sich die
Produzenten aus Israel auch gegen internationale Konkurenz behaupten, neben den israelischen Datteln findet man auf dem europäischen Markt Früchte aus Tunesien, Algerien und den USA. Die israelischen Früchte haben dabei einen kleinen Zeitvorteil: Das internationale Datteljahr beginnt in Israel, wo Mitte September die Ernte beginnt. Es folgen Tunesien und Algerien, wo erst im Oktober respektive November die Früchte von den Bäumen geholt werden.
Der größte israelische Anbieter von Datteln ist Hadiklaim. Als Marketingfirma für Dattel-Farmer gegründet und nun als Kooperative der israelischen Dattelpflanzer tätig, verkauft Hadiklaim mittlerweile 65 Prozent aller im Land produzierten Datteln unter verschiedenen Markennamen, größtenteils nach Europa. Chezi J. Almong, stellvertretender Leiter der
Marketingabteilung der Genossenschaft mit Sitz in Tel Aviv, verweist stolz darauf, dass man dem internationalen Trend schon lange Rechnung trägt und herkömmliche und ökologisch produzierte Datteln anbietet. Der Bio-Trend sei, wie bei anderen Lebensmitteln auch, ungebrochen. Wie viele Bioläden zum Beispiel in Deutschland die Hadiklaim-Produkte führen, wollen die israelischen Produzenten allerdings nicht sagen. »Wir verkaufen an die Großhändler, die dann weiter distribuieren.« In
dieser Woche präsentiert sich Hadiklaim auch auf der Messe
»Biofach« in Nürnberg. Die Fachausstellung für Naturkost und Fair Trade zeigt die neuesten Trends der Bio-Branche. Sechs israelische Aussteller sind vertreten, unter anderem der Bio-Verband Agrior.
Nachfrage Die Geschmäcker der internationalen Kundschaft seien sehr unterschiedlich. In Europa seien besonders die großen, teuren Dattelfrüchte beliebt, wie die Sorten Deglet Nor und Mejoul. Die Wirtschaftskrise habe bislang keine Auswirkungen auf den Absatz gehabt.
Interessant sei allerdings, wie regional unterschiedlich die Liebe zur Dattel ausgeprägt sei: Während in Osteuropa kaum Nachfrage nach der dort fast unbekannten Süßigkeit zu verzeichnen sei, gehören die Früchte vor allem in den südlichen Ländern wie Frankreich, Spanien und Italien fast schon zu den Grundnahrungsmitteln. »Wir exportieren aber auch sehr viel nach Großbritannien«, fügt Almong hinzu. »Das liegt daran, dass
dort viele Zuwanderer leben, wie in Deutschland auch, und die bringen ihre kulinarischen Vorlieben eben immer mit.«
Doch nicht nur Datteln werden aus Israel ausgeführt. Agrexco, einer der größten Produzenten und Exporteure landwirtschaftlicher Produkte, präsentiert sich auf der Fruit Logistica mit augenfälligen Trends: bunte Tomaten, die angebotenen Farbvariationen reichen vom gelblichen Orange bis zum dunklen Violett.
Tigertomaten nennt Agrexco die braun-weinrot gestreifte Sorte. Aber farbige Gemüse seien eigentlich nicht das wichtigste Thema, sagt Marketing-Managerin Taly Sive-Lahav. Aktuell
setze man auf »Carmel Green«. Darunter versteht die Firma
umweltfreundliche Lebensmittel, die möglichst schadstoffarm produziert werden, die aber keine ausgewiesenen Bio-Produkte sind. So setzt man gegen in der Landwirtschaft üblicherweise auftretenden Schädlinge und Ungeziefer, wie zum Beispiel Ratten, statt Gift einfach natürliche Feinde, beispielsweise Eulen, ein. Ähnlich geht man gegen Unkraut vor, das möglichst nicht mehr mit Chemie bekämpft, sondern Teil der Nahrungskette wird.
Auch auf dem Energiesektor ist Nachhaltigkeit das große Thema. »Wir arbeiten mit ökologisch orientierten Organisationen zusammen, um beispielsweise mehr Solarenergie einsetzen zu können«, heißt es dazu. Ganz besonders wichtig ist die Reduzierung von Kohlendioxid, einem der Hauptverursacher des Klimawandels. »Wir haben reagiert und unsere Logistik geändert«, berichtet Taly Sive-Lahav. 90 Prozent der Produkte
werden mittlerweile nicht mehr per Flugzeug, sondern mit dem Schiff transportiert.
delikatesse Ebenfalls auf dem deutschen Markt wird jetzt ein Gewächs namens Salicorn (deutsch: Queller) angeboten. Die israelische Marketingfirma Agriver vertreibt unter anderem diese unspektakulär aussehenden grünen Stengel aus der Familie der Gänsefußgewächse. Queller lieben Salzwasser, entsprechend schmecken die zarten Sprossen nach Meer. Man kann sie roh
essen oder kurz in Butter blanchieren. Wenn man sie denn findet: In Deutschland wird das vitaminreiche, gesunde Salicorn fast
ausschließlich in den Delikatessenabteilungen der großen Kaufhäuser angeboten. Sehr begehrt sind neuerdings auch getrocknete Granatäpfel-Kerne. Die vitaminreichen Kerne seien eine gute und kalorienarme Knabberei zum Bier, findet Amos Betzer von Agriver.
Obst und Gemüse aus Israel hat aber nicht nur im Ausland seine Fans. Auch Staatspräsident Schimon Peres schwört auf Früchte von einheimischen Bäumen, Sträuchern und Feldern. Den Obstbauern der israelischen »Fruit Growers’ Association« verriet der 86-Jährige am Montag vergangener Woche das Geheimnis seines jugendlichen Elans im hohen Alter: Er esse
mindestens dreimal pro Tag Obst und Gemüse. Gleich vor Ort probierte er auch noch die neuesten Erzeugnisse: blaue und rote Bananen sowie Bananen mit Apfelgeschmack, und schwärmte. »Israels Hightech-Landwirtschaft ist bekannt in der ganzen Welt und ein Grund zum Stolz für den Staat.«