Herr Guagnin, Sie sind für den JNF-KKL als Förster in Israel vor Ort. Wie erleben Sie die Situation?
Alle Mitarbeiter des Jüdischen Nationalfonds wurden aufgerufen zu helfen. Wir haben in Nachtschichten gearbeitet, und jeder hat versucht, dort im Einsatz zu sein, wo er konnte. Wir hatten viele Patrouillen im Wald, gerade auch, um zu sehen, wo es eine mögliche Brandstiftung gegeben haben könnte. Wer dabei nicht aktiv mitmachen konnte, der hat eben geholfen, Gepäck zu transportieren oder Thermoskannen mit Kaffee und Tee vorzubereiten. Die Feuerwehrleute und Mitarbeiter waren froh, wenn sie mal eine Pause machen konnten. Die allgemeine Bereitschaft zu helfen, ist sehr groß.
2010 brannte es am Carmel – wurden dort Schutzmaßnahmen errichtet, die nun gegriffen haben?
Nach den Carmel-Bränden wurde ein Komitee der unterschiedlichen grünen Organisationen eingerichtet, die verschiedene Konzepte entwickelten, wie man Waldbrände verhindern kann. Der JNF-KKL in Israel hat über 200 Feuerschneisen um Gemeinden angelegt, die direkt am Wald liegen, und die haben sich in diesem Gebiet auch bewährt. Dadurch können die Feuerwehrmänner näher an die Flammen herankommen und ein Übergreifen auf Wohngebiete verhindern.
Wie lange wird es dauern, bis sich die Natur von einem Schaden dieser Größenordnung erholen kann?
Die Natur fängt nach zwei, drei Jahren an, sich zu regenerieren. Nach dieser Zeit sehen wir Naturverjüngung und es haben sich wieder Austriebe an Bäumen gebildet. Wenn ein Wald, der 40 oder 50 Jahre alt ist, abbrennt, dauert es einige Jahrzehnte, bis er wieder in dem Stadium ist, in dem er vor dem Brand war. Wir fokussieren uns darauf, wie wir durch Waldmanagement die Natur unterstützen können.
Wie sieht das genau aus?
Es geht dabei um Fragen, die sich damit befassen, wie eine Wiederaufforstung aussehen kann und was mit dem verbrannten Holz geschieht. Muss man es gleich herausnehmen oder wartet man noch? Wie gehen wir mit den Bäumen um, die vereinzelt noch stehen et cetera? In einem Papier der Forstverwaltung sind die Schritte nachzuvollziehen. So heißt es zum Beispiel, dass wir in den ersten zwei Jahren nicht pflanzen. Wir warten ab und werden nur dort tätig, wo wir Bodenerosion verhindern müssen. Wenn der Boden nicht mehr durch Vegetation bedeckt ist, ist er dem Regen viel stärker ausgesetzt. Dadurch ist die Erosionsgefahr größer. Außerdem unterstützen wir durch Waldmanagement die natürliche Regeneration von Bäumen und Büschen, um möglichst bald wieder ein funktionierendes Ökosystem zu haben.
Wie sehen denn die Gebiete des Carmel heute aus?
Ich war erst vor Kurzem dort. Natürlich ist es nicht der ökologische Status, den wir vor dem Brand hatten, aber es ist grün. Es sind junge Bäume. Ein erwachsener Wald hat natürlich andere ökologische Funktionen als ein junger Wald.
Mit dem Förster sprach Katrin Richter.
www.jnf-kkl.de
www.jnf-kkl.de/d/israel_in_flammen.htm