Interview

»Die Lügen konnten sofort entkräftet werden«

Der frühere Sprecher der israelischen Armee, Peter Lerner, über Kommunikation in Zeiten des Krieges und die Gefahr durch den Islamischen Dschihad

von Helmut Kuhn  09.08.2022 12:00 Uhr

Foto: privat

Der frühere Sprecher der israelischen Armee, Peter Lerner, über Kommunikation in Zeiten des Krieges und die Gefahr durch den Islamischen Dschihad

von Helmut Kuhn  09.08.2022 12:00 Uhr

Herr Lerner, in den vergangenen Tagen haben wir einen Krieg zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad erlebt. Hunderte Raketen wurden auf Israel abgefeuert. Dennoch schien die weltweite Wahrnehmung und Reaktion eher gering zu sein. Warum?
Ich denke, das hat verschiedene Gründe. Erstens ist es über das Wochenende passiert. Das ist eine technische Frage. Zweitens herrscht in der Welt eine gewisse Müdigkeit gegenüber dieser Art von Konflikten. Und sicherlich ist die globale Agenda prall gefüllt mit anderen Probleme wie der Inflation, dem Konflikt zwischen China und Taiwan und ganz offensichtlich dem Krieg in der Ukraine. Es gingen eine Menge Dinge vor sich in der Welt, bevor dieser Konflikt ein Haupttagesthema werden konnte. So funktioniert das Mediensystem. Wäre der Konflikt noch einige Tage weitergegangen, wäre er womöglich an die Spitze der Tagesordnung gerutscht. 

Ein Waffenstillstand wurde erreicht und hält zunächst. Der Konflikt wurde rasch und effektiv beigelegt. Wie bewerten Sie das Vorgehen und den Erfolg der israelischen Armee?
Was wir beobachten, ist ein sehr gut geplanter Schlag gegen eine bestimmte Terrororganisation in Gaza, den Islamischen Dschihad. Es scheint, dass die israelische Armee über sehr gute Geheimdienstinformationen verfügte. Sie zeigte gute operative Fähigkeiten und agierte aufgrund dieser Informationen mit großer Präzision gegen spezifische Ziele, die bereits vor Ausbruch des Konfliktes am Wochenende identifiziert worden waren. Die Tatsache, dass die Armee den Konflikt innerhalb von drei Tagen praktisch ausgehungert hat, zeigt, dass sie sehr effektiv und genau im Ergebnis war. Das zeigt alles in allem vielleicht: Sollte Israel in den Krieg ziehen müssen, ist dies die Art und Weise, wie man es machen sollte. Konkret und präzise.

Was unterscheidet diesen Konflikt von anderen, länger anhaltenden Auseinandersetzungen?
Ich glaube, das ist schwer zu vergleichen, weil sich alle anderen Konflikte, die seit ungefähr 2009 stattfanden, überwiegend gegen die Hamas richteten. Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Dies war ein Schlag gegen eine spezifische, kleinere Organisation. Jeder versteht, dass ein Konflikt mit der Hamas nicht das Gleiche ist wie ein Konflikt mit dem palästinensischen Islamischen Dschihad.

Auch die Kommunikation war effektiver …
Es scheint, als ob die israelische Führung, das Büro des Premierministers, das Außenministerium und ebenso die IDF-Sprecher dieses Mal sehr effektiv darin waren, Anschuldigungen zu widerlegen. Wir sehen da eine Verbesserung im Vergleich zu früheren Konflikten.

Inwiefern?
Die israelische Führung konnte relevante Informationen an die Medien in ausreichender Zeit innerhalb des Medien-Zyklus kommunizieren. So wie die Ereignisse und die Tragödie, die sich in Jabalya abspielten, als fünf Kinder von einer palästinensischen Rakete getötet wurden und Israel beschuldigt wurde, die Rakete abgefeuert zu haben. Das ist das beste Beispiel: Die Lügen konnten sofort entkräftet werden. Aus meiner Erfahrung heraus war das oft nicht einfach, und die Tatsache, dass die Institutionen so gut und gemeinsam zu diesem Ergebnis beigetragen haben, zeigt eine positive Lernkurve auch innerhalb der israelischen Führung. Es ist wichtig, dies festzuhalten.    

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