Dreieinhalb Monate hielt der Waffenstillstand zwischen der Hisbollah und Israel – dann war es mit der Ruhe vorbei. Am frühen Samstagmorgen brach die Terrororganisation das Abkommen und feuerte vom Libanon aus auf israelisches Gebiet. Drei Raketen wurden von der IDF über der Kleinstadt Metula in Obergaliläa abgefangen, drei weitere überquerten die Grenze nicht.
Das israelische Militär flog anschließend Vergeltungsangriffe im Süden des Libanons auf Stellungen der Terrororganisation, um die Gefahr für die Bürger Israels einzudämmen.
Als Reaktion auf den Raketenbeschuss hieß es am Mittag aus dem Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu, dass er und Verteidigungsminister Israel Katz die Streitkräfte angewiesen haben, »mit Gewalt gegen Dutzende terroristischer Ziele im Libanon vorzugehen«. Die libanesische Regierung trage die Verantwortung für alle Vorgänge auf ihrem Territorium, hieß es.
Letzte Hisbollah-Raketen wurden am 2. Dezember abgefeuert
»Israel wird keinen Schaden für seine Bürger und seine Souveränität dulden und alles in seiner Macht Stehende tun, um die Sicherheit der Bürger Israels und der Gemeinden im Norden zu gewährleisten«, so die Erklärung weiter.
Anschließend berichteten die libanesischen Medien über Artillerieangriffe der israelischen Armee auf den Süden des Landes und von libanesischen Kontakten mit dem Komitee, das das Waffenstillstandsabkommen mit Israel überwacht. Der Libanon wolle angeblich eine weitere Eskalation zwischen den Nachbarn verhindern.
Die letzten Raketen aus dem Libanon wurden am 2. Dezember auf Israel abgefeuert. Der jetzige Beschuss der Hisbollah schließt sich dem aus Gaza und dem Jemen an, der diese Woche wieder begonnen hatte, nachdem die IDF nach dem Scheitern des Deals zur Geiselbefreiung die Kämpfe im Gazastreifen gegen die Hamas wieder aufgenommen hatten. Die Terrorgruppe hatte sich wiederholt geweigert, die noch 59 Geiseln in ihrer Gewalt freizulassen.
IDF: »Wir werden auf die Schüsse von heute Morgen mit aller Härte reagieren.«
Ein IDF-Sprecher sagte, Generalstabschef Eyal Zamir habe nach den Schüssen aus dem Libanon eine Lagebeurteilung durchgeführt und erklärt, dass die »IDF auf die Schüsse heute Morgen mit aller Härte reagieren wird«. Der libanesische Staat trage die Verantwortung für die Einhaltung der Vereinbarung. An den Anweisungen des Heimatfrontkommandos habe sich jedoch nichts geändert.
In Metula, das Städtchen, das in unmittelbarer Nähe zur libanesischen Grenze liegt, wurden die meisten Häuser während des Krieges zerstört oder beschädigt. Eigentlich hatten die Aufbauarbeiten an manchen Stellen bereits begonnen.
Allerdings waren bislang weniger als zehn Prozent Bewohner in ihre Heimat zurückgekehrt, obwohl die Regierung die Menschen dazu aufgefordert hatte. Viele haben Zweifel, dass ihre Sicherheit gewährleistet ist. Dass die Sorge berechtigt ist, bestätigte sich am Samstagmorgen auf dramatische Weise.
»Wir sind von Haus zu Haus gegangen und fragten die Menschen, wie sie sich fühlen, nachdem die israelische Armee erklärt hatte, es bestehe kein Sicherheitsrisiko mehr«, berichtete Metulas Bürgermeister David Azulay im öffentlich-rechtlichen Sender Kan nach dem Beschuss. »Und jetzt haben wir den Beweis: Es gibt keinerlei Sicherheit.«
Bürgermeister Azoulay: »Seit 23 Jahren sporadische Angriffe«
»Wir leben seit 23 Jahren unter sporadischen Angriffen, und die Regierung bezeichnet das als normal«, wetterte der Bürgermeister und forderte die komplette Zerstörung der vom Iran finanzierten Terrororganisation Hisbollah. »Keine einzige Kugel, Rakete oder Flugkörper dürfen auf Galiläa abgefeuert werden. Einzig die libanesische Armee darf bewaffnet an der Grenze zu Israel stationiert sein.«
Momentan gelte »wieder dieselbe Beschwichtigungspolitik wie vor dem 7. Oktober«, kritisierte er. »Doch wir werden sie nicht mehr akzeptieren. Die Regierung muss aufhören, Zeit zu verschwenden und anfangen, ihre Bürger zu schützen.«
Nur wenige Tage vor dem erneuten Angriff der Hisbollah hatte sich Azoulay mit einem Brief an den neuen Stabschef Zamir und den Ministerpräsidenten gewandt. Er schrieb: »Metula ist noch immer nicht sicher. Es wurden keine Pläne zur Verteidigung unserer Siedlungen ausgearbeitet, keine Lehren aus dem Krieg gezogen und keine Untersuchungen zu den Ereignissen im Norden durchgeführt.« Doch all das, meint er, müsse unbedingt geschehen, »damit sich die Bürger hier wieder sicher fühlen«.