Besuch

»Die Grenzen werden durch Verhandlungen bestimmt«

Im Gespräch: Guido Westerwelle und Schimon Peres Foto: Flash 90

Bundesaußenminister Guido Westerwelle ist ein regelmäßiger Gast im Heiligen Land. Jetzt legte er einen zweitägigen Kurzbesuch ein, um die deutsche Unterstützung bei den Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern zuzusichern.

Beim Treffen zwischen Westerwelle und Premierminister Benjamin Netanjahu am heutigen Montag kritisierte Netanjahu die neuen EU-Richtlinien, welche besagen, dass die EU keine Zusammenarbeit mit Firmen oder Einrichtungen mehr eingeht, die jenseits der »Grünen Linie« agieren. »Deutschland ist ein Freund Israels«, sagte Netanjahu. »Wir beide wollen das gleiche – nämlich Frieden erreichen. Als traurige Randnotiz muss ich leider sagen, dass die EU-Richtlinien den Frieden stattdessen untergraben.«

ABWIEGELN Bereits am Sonntag hatte sich Westerwelle zunächst mit Justizministerin Zipi Livni und Staatspräsident Schimon Peres getroffen. Livni leitet die israelische Delegation bei den Verhandlungen in Washington. Beim Treffen mit Westerwelle sprach auch sie die Verstimmung zwischen Israel und der Europäischen Union an, die durch die neuen Richtlinien entstanden sei.

»Manchmal sind die Beziehungen zwischen Israel und der EU durch den israelisch-palästinensischen Konflikt beeinflusst«, so Livni auf einer Pressekonferenz im Anschluss an das Gespräch. »Doch die Grenzen zwischen Israel und einem zukünftigen Palästinenserstaat werden durch die Verhandlungen definiert, nicht durch EU-Richtlinien.« Letztere dienten dazu, Israel unter Druck zu setzen, »und das ist nicht hilfreich, denn die Europäische Union sollte warten, wie sich die Verhandlungen entwickeln«.

Westerwelle betonte, »mit gutem Willen von beiden Seiten könnten die Regelungen in moderater Weise implementiert werden«. Er unterstrich die Bedeutung der wiederaufgenommenen Gespräche für beide Seiten und sagte, Deutschland werde eine Rolle dabei spielen.

UNGÜNSTIG Präsident Peres dankte Westerwelle, dass er gerade zu diesem Zeitpunkt gekommen ist, der für den Nahen Osten so entscheidend sei. »Die Gespräche sind schwierig, doch bedeutungsvoll für alle Beteiligten.« Aber auch Peres kritisierte die EU für die Ankündigung der Änderungen zu diesem Zeitpunkt. »Ich glaube nicht, dass es Intention war, doch es ist wirklich ungünstig, und ich empfehle, die Entscheidung zu revidieren«, machte er klar.

Der deutsche Außenminister betonte wiederholt, dass es keine Änderung in der EU-Politik gibt und geben werde: »Wir wollen eine dauerhafte Partnerschaft zwischen Europa und Israel.«

Am Montag traf der deutsche Gast außerdem in Ramallah mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammen. Auch dabei brachte er die nachdrückliche deutsche Unterstützung für die unter US-Vermittlung erfolgte Wiederaufnahme der Gespräche zum Ausdruck. »Deutschland und Europa werden flankierend alles tun, damit die erneuten Friedensgespräche Erfolg haben«, sagte Westerwelle.

Missbrauch

»Ich habe ein Monster vergöttert«

Eyal Golan soll systematisch junge Mädchen ausgebeutet haben. Jetzt gibt es erneut Vorwürfe

von Sabine Brandes  12.01.2025

Steffen Seibert

Geiseln sind unsere höchste Priorität

Der deutsche Botschafter in Israel sprach auf der Kundgebung in Tel Aviv

 12.01.2025

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Israel-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025

Nahost

Katz fordert Plan für Hamas-Niederlage

Sollten die Geiseln nicht bis zum 20. Januar freigelassen werden, will der israelische Verteidigungsminister eine komplette Zerschlagung der Terrorgruppe

 10.01.2025

Nachruf

Eine unabhängige Beobachterin mit Herzensbildung

WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard nimmt Abschied von Israel-Korrespondentin Christine Kensche

von Jan Philipp Burgard  10.01.2025

Israel

Armee erklärt Hamas-Geisel Hamza Ziyadna (23) für tot

Erst am Mittwoch wurde die Leiche seines Vaters im Gazastreifen geborgen

 10.01.2025

Libanon

Ist die Wahl Joseph Aouns ein Zeichen der Hoffnung?

Es hat mehr als zwei Jahre und mehr als ein Dutzend Versuche gebraucht. Nun hat der Libanon endlich wieder einen Präsidenten. Kommt nun der lang erhoffte Neustart?

von Amira Rajab  09.01.2025

Nahost

Iranischer General: »Wir haben schweren Schlag erlitten«

Zum ersten Mal gibt ein hochrangiger Offizieller aus Teheran zu, dass der Fall von Bashar al-Assad das Regime geschwächt hat

von Sabine Brandes  09.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025