Gaza

Deutscher UNRWA-Direktor entschuldigt sich

Matthias Schmale leitet die Aktivitäten des UN-Flüchtlingswerks UNRWA im Gazastreifen Foto: imago images/ZUMA Wire

Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser (UNRWA), Matthias Schmale, hat sich nach scharfer Kritik der palästinensischen Terrororganisation Hamas für Aussagen entschuldigt, Israels Militärschläge im Gazastreifen seien präzise und »raffiniert« gewesen und hätten nur wenige zivile Opfer verursacht.

PRÄZISISON Ein Interview mit Schmale, das am Sonntag im israelischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, hatte bei der Hamas und anderen Terrorgruppen Empörung ausgelöst. Hinsichtlich der Präzision der israelischen Angriffe in Gaza gefragt, hatte der Deutsche erwidert: »Ich bin kein Militärexperte, aber ich würde das nicht bestreiten. Ich habe auch den Eindruck, dass es eine große Raffinesse in der Art und Weise gibt, wie das israelische Militär in den letzten elf Tagen zugeschlagen hat.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die habe zwar – mit einigen Ausnahmen – keine zivilen Ziele bombardiert, fügte er an. Dennoch seien die Schwere der Schläge im Gazastreifen zu spüren gewesen und mehr als 60 Kinder getötet worden, so Schmale, darunter auch viele Schüler der UNRWA-Schulen.

Einige der Opfer seien auch durch Raketen der Hamas gestorben, die im Gazastreifen selbst landeten, fügte er an. Es gebe aktuell in dem Küstenstreifen auch keine Engpässe bei Lebensmitteln, Medikamenten oder Wasser, da Israel die Grenzübergang Keren Schalom wieder geöffnet habe.

Die Hamas, die seit 15 Jahren den Gazastreifen beherrscht, erklärte daraufhin, die Kommentare des UNRWA-Direktors in Gaza seien »eine völlige Verzerrung zugunsten der Zionisten« und ein Versuch, »die Besatzung von der Ermordung von 254 Palästinensern zu rechtfertigen, von denen mehr als 40 Prozent Kinder, Frauen und ältere Menschen waren«.

SCHMERZ Am Dienstag twitterte Schmale: »Die jüngsten Bemerkungen, die ich im israelischen Fernsehen gemacht habe, haben diejenigen beleidigt und verletzt, deren Familienmitglieder und Freunde während des gerade zu Ende gegangenen Krieges getötet und verletzt wurden. Ich bedauere aufrichtig, ihnen Schmerz bereitet zu haben.«

Weiter schrieb er: »Es gibt keinerlei Rechtfertigung für das Töten von Zivilisten. Jeder getötete Zivilist ist einer zu viel. Es ist einfach unerträglich, dass so viele unschuldige Menschen mit ihrem Leben bezahlt haben.« Militärische Präzision und Raffinesse könnten niemals eine Rechtfertigung für einen Krieg sein.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Den israelischen Medien warf Schmale vor, seine Aussagen verzerrt oder falsch wiedergegeben zu haben. Auf die Kritik, die Hamas und andere hätten ihn zu einer Entschuldigung gezwungen, entgegnete er auf Twitter mit den Worten: »Niemand hat mich zu einer Entschuldigung gezwungen. Verantwortungsbewusste Führungspersönlichkeiten hören den Menschen, denen sie dienen - in meinem Fall den palästinensischen Flüchtlingen, Zivilisten, nicht politische oder militärischen Akteure - aufmerksam zu und akzeptieren und korrigieren Fehleinschätzungen.« mth

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

Netanjahu: »Verfahren wird wie Dreyfus-Prozess enden«

Gegen Israels Ministerpräsidenten wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen – nun wehrt er sich mit scharfen Worten

 21.11.2024

Hintergrund

Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant erlassen

Der Internationale Strafgerichtshof hat am Donnerstag einem Antrag des Chefanklägers Karim Khan stattgegeben

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nahost

Israelischer Historiker bei Feldstudie im Südlibanon getötet

Der Wissenschaftler wollte in der Kampfzone eine Festung studieren

 21.11.2024

Nahost

Ringen um Waffenruhe: Amerikanischer Vermittler optimistisch

Amos Hochstein trifft heute Benjamin Netanjahu

 21.11.2024

Charedim

Wehrpflicht für alle?

Unter Israels Reservisten wächst der Unmut über die Ausnahmeregelung

von Sabine Brandes  21.11.2024

Vermisst

»Meinem Vater ist kalt«

Ohad Ben Ami wurde ohne Kleidung gekidnappt

von Sabine Brandes  21.11.2024

Libanon/Israel

US-Vermittler: Fortschritte im Ringen um Waffenruhe

Amos Hochstein bringt Bewegung in die Verhandlungen

 22.11.2024 Aktualisiert