Einreise

Der Strand lockt im August

In Tel Aviv wird es demnächst hoffentlich wieder ein bisschen voller. Foto: Flash 90

Der neue Tourismusminister hatte es vorgemacht: Yoel Razvozov von der Partei Jesch Atid schwang sich auf sein Paddleboard und genoss die Schönheit der israelischen Strände. Ab 1. Juli sollten es ihm Gäste aus dem Ausland eigentlich gleichtun können. Israel wollte nach der Corona-Pandemie seine Grenzen für vollständig geimpfte Individualreisende aus Dutzenden von Ländern öffnen. Mit dabei sein dürfen sollten ungeimpfte Kinder der Besucher bis einschließlich sechs Jahren.

Doch angesichts der Sorge wegen der sogenannten Delta-Variante des Coronavirus und steigenden Neuinfektionen hat die Regierung am MIttwoch beschlossen, die Öffnung für Touristen auf August zu verschieben.

Zu den Details einer Einreise von Nicht-Israelis hatte der Chef des Tourismusressorts allerdings ohnehin noch keine konkrete Aussage gemacht. Dabei versicherte er bei der Amtsübergabe mit der scheidenden Ministerin, Orit Farkash-Hacohen von der Partei Blau-Weiß: »Ich sehe es als meine erste Aufgabe an, korrekte und effiziente Erleichterungen der Beschränkungen für Touristen zu ermöglichen, die nach Israel reisen möchten.«

Ursprünglich sollte die Öffnung schon ab dem 1. Juli gelten.

Innenministerin Ayelet Shaked (Jamina) hatte am Wochenbeginn die grundlegenden Richtlinien vorgestellt: »Die Einreise von Ausländern wird bestimmten Kriterien unterliegen. Geimpfte Ausländer benötigen ab 1. Juli keine Sondergenehmigung mehr für eine Einreise. Es dürfen keine Touristen aus Staaten ankommen, die für Israelis derzeit gesperrt sind. Diese Liste wird regelmäßig aktualisiert. Es existieren keine Beschränkungen für Ausländer, Israel zu verlassen.«

Die exakten Details, heißt es aus dem Innenministerium, würden momentan vom Gesundheitsministerium erarbeitet und auf dessen Website bekannt gegeben. »Nachdem wir lange Zeit in geschlossenen Räumen und in Isolierung verbracht haben, beginnen wir die Sommerferien mit großer Freude«, sagte Shaked. »Doch es ist ein absolutes Muss, dass sich alle an die Regeln halten. Denn nur so können wir den Sommer in Gesundheit und Frieden überstehen und schnell zu unseren alten Routinen zurückkehren, die wir so lange vermissen mussten.«

FORMULARE Der Vorsitzende der Vereinigung der Reiseveranstalter für ausländische Touristen, Yossi Fattael, erklärt, wie die Details für eine Einreise von Touristen nach seinem Verständnis aussehen könnten. Touristen, Gruppen und Individualreisende aus einem der etwa 45 Länder der »grünen Liste« dürften – nunmehr voraussichtlich ab August – nach Israel einreisen. Allerdings nur dann, wenn sie bereits zwei Spritzen mit einem Vakzin erhalten haben, das entweder in den USA oder der Europäischen Union zugelassen ist. Welche Länder auf der Liste stehen, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Auch ist unklar, wie lange die zweite Impfung zurückliegen muss.

Einwohner der sogenannten roten Länder, derzeit sind das Indien, Brasilien, Argentinien, Mexiko, Russland, die Ukraine, Äthiopien, Südafrika und die Türkei, dürften demzufolge nicht einreisen, unabhängig davon, ob sie geimpft sind oder nicht.

Fattael geht davon aus, dass ausländische Touristen, die in Israel ankommen, wahrscheinlich dieselben Formulare vorlegen müssen wie israelische Staatsangehörige. Dazu gehört ein Online-Formular zur Gesundheit und ein negativer PCR-Test, der vor dem Abflug nicht älter sein darf als 72 Stunden. Ein weiterer PCR-Test muss direkt nach der Landung am Ben-Gurion-Flughafen durchgeführt werden. Dieser kostet derzeit 100 Schekel, etwa 25 Euro.

Ob Touristen einen Bluttest absolvieren und sich anschließend für zwei Tage in Quarantäne begeben müssen, ist ebenfalls noch nicht sicher. Fattael meint, dies würde viele Menschen von einer Reise ins Heilige Land abhalten. Er nimmt an, dass diese Anforderung daher nicht mehr gelten werde. Bestätigt ist dies aber nicht.

Touristen, die von Covid-19 genesen, aber nicht getestet sind, müssen in jedem Fall einen serologischen Test über sich ergehen lassen. Allerdings ist noch nicht klar, ob sie überhaupt einreisen dürfen. Im Falle, dass es erlaubt wäre, müssten diese Reisenden den Bluttest wohl selbst bezahlen. Der Preis jedoch wurde noch nicht bekannt gegeben.

Der ehemalige Knessetabgeordnete Dov Lipman von Jesch Atid, der sich in den vergangenen Monaten besonders darum bemüht hatte, Familienangehörigen aus den USA bei einer Einreise nach Israel zu helfen, bestätigte auf Facebook, dass sehr viele Details derzeit noch unklar sind.

ATMOSPHÄRE Amir Rogev, der in einer Strandbar in Tel Aviv arbeitet, kann es kaum abwarten, bis die Touristen wiederkommen. »Es ist einfach eine andere Atmosphäre, wenn die Ausländer da sind. Viel lebendiger und aufregender. Dann fühlt sich Israel nicht so abgeschottet an.« Fast eineinhalb Jahre lang hatte der Student keinen Job und musste zu seinen Eltern in den Norden zurückziehen. »Das war hart.« Seit einem Monat kellnert er wieder neben der Uni, »und das Leben hat begonnen«.

Tourismusminister Yoel Razvozov von Jesch Atid zog für das Zurschaustellen seines muskulösen Körpers unter Israels Sonne sogar den Neid seiner Kollegen in der Knesset auf sich: »Yoel, warum musst du uns vor unseren Frauen bloßstellen?«, frotzelte Ministerpräsident Naftali Bennett. Kommentatoren im Internet schrieben: »Was sie uns nicht über die neue Regierung erzählt haben – dass sie den schönsten Tourismusminister aller Zeiten hat.«

Der 40-Jährige ist ehemaliger Judoka, der Israel bereits bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen vertrat. Auf die Neckerei des Premiers antwortete Razvozov nach Fernsehberichten angeblich errötend und schmunzelnd: »Ich vermarkte nur Israels Strände für die Touristen.«

Erkundigen Sie sich vor dem Buchen einer Reise nach Israel unbedingt bei den zuständigen israelischen Behörden über den aktuellen Stand der Bestimmungen.

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