Jerusalem

»Der mörderische Terror erhebt wieder sein Haupt«

Israels designierter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Foto: imago

Bei Bombenanschlägen an zwei Bushaltestellen im Großraum Jerusalem sind ein Jugendlicher getötet und mindestens 18 weitere Menschen verletzt worden. Darunter sind mehrere Schwerverletzte, wie der israelische Rettungsdienst Magen David Adom am Mittwoch mitteilte. Die Polizei sprach vom Verdacht auf einen kombinierten Anschlag.

»Dieser Vorfall ist anders als das, was wir in den vergangenen Jahren gesehen haben«, teilte der scheidende Ministerpräsident Yair Lapid nach einer Dringlichkeitssitzung mit der Polizei- und Militärspitze mit. »Wir werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen«, versprach Lapid. Seit Jahren war es in Jerusalem nicht mehr zu einem vergleichbaren Anschlag mit Sprengsätzen gekommen.

Die erste Explosion ereignete sich am frühen Morgen an einer Haltestelle am Stadtrand. Dabei wurden ein 16-Jähriger getötet sowie elf Menschen verletzt. Kurz darauf kam es zu einer weiteren Explosion mit mindestens sieben Verletzten an einer Haltestelle in Ramot nördlich der Stadt.

Medienberichten zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die Sprengsätze aus der Ferne gezündet wurden. Um möglichst viele Opfer zu verursachen, sollen diese demnach mit Nägeln und Schrauben gefüllt gewesen sein.

Die Suche nach Verdächtigen laufe, teilte die Polizei mit und erhöhte ihre Alarmbereitschaft. Polizeikommissar Jaakov Schabtai rief zu mehr Wachsamkeit auf. Verdächtige Objekte sollten gemeldet und nicht berührt werden. Lapid kündigte an, die Zahl der Sicherheitskräfte im Raum Jerusalem in den kommenden Tagen zu erhöhen.

Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu den Anschlägen. Die im Gazastreifen herrschende palästinensische Terrororganisation Hamas lobte sie jedoch in einer Mitteilung als »heldenhafte Operation«. Sie seien »das Ergebnis der anhaltenden Verbrechen der Besatzung und der Siedler gegen Palästinenser«.

Jerusalem war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Schauplatz schwerer Terroranschläge auch auf Passagierbusse gewesen - insbesondere während der zweiten Intifada zwischen 2000 und 2005.

Zuletzt wurden 2016 bei einem Bombenanschlag auf einen Bus in Jerusalem 21 Menschen verletzt. Im Jahr 2011 wurden zudem zwei Menschen durch einen Sprengsatz in einem Rucksack an einer Bushaltestelle getötet.

Israels designierter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte nach einer Besprechung mit Lapid: »Wir haben mit mörderischem Terror zu kämpfen, der wieder sein Haupt erhebt. Wir werden alles tun, um die Sicherheit aller Bürger Israels schnell wiederherzustellen.« Derzeit laufen in Israel Koalitionsgespräche.

Der rechtsextreme Politiker Itamar Ben-Gvir - der in der neuen Regierung den Posten des Ministers für innere Sicherheit anstrebt - forderte am Mittwoch unter anderem eine Rückkehr zu gezielten Tötungen und eine Verschärfung der Haftbedingungen für militante Palästinenser in Israel. Die Verantwortlichen müssten einen »Preis für den Terror« zahlen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin teilte mit: »Die abscheulichen Anschläge an Bushaltestellen in Jerusalem sind ein Angriff auf den friedlichen Alltag aller Israelis. Der Terror und der Hass, die damit verbreitet werden sollen, dürfen nicht die Oberhand gewinnen«. Eine Sprecherin des Weißen Hauses bot der israelischen Regierung die Unterstützung der USA bei der Aufklärung an und drückte ihr Beileid aus.

Für Aufsehen sorgten am Mittwoch zudem Berichte über die Entführung der Leiche eines israelischen Staatsbürgers aus einem Krankenhaus in der Palästinenserstadt Dschenin. Es war unklar, ob der junge Mann zum Zeitpunkt der Entführung noch lebte oder nicht. Das Militär hatte am Mittwochmorgen mitgeteilt, der 18-jährige Zivilist sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Später wurden aber Vorwürfe der Familie laut, denen zufolge die Entführer den jungen Mann von einem Beatmungsgerät abgetrennt und anschließend seinen Körper mitgenommen hätten.

Lapid kündigte an, dass die Entführer einen hohen Preis zahlen würden, wenn die Leiche nicht zurückgebracht werde.

Benjamin Netanjahu

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