Nach mehr als vier Wochen strikten Lockdowns wegen der Corona-Pandemie nimmt die Regierung langsam einige der Beschränkungen zurück. Gleichzeitig sinken die Zahlen der Neuinfektionen. »Wir haben Grund zu Optimismus«, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Am Sonntagabend wurde der Vorschlag bei der Sitzung des Corona-Kabinetts angenommen, bis zu 2000 Menschen täglich durch den internationalen Ben-Gurion-Flughafen ins Land zu lassen. Derzeit ist der Flughafen bis einschließlich 21. Februar für sämtliche Flüge – Cargo und Notfälle ausgenommen – gesperrt.
SPRITZE Am Sonntag lag die Rate der positiven Corona-Tests bei 6,7 Prozent, nachdem sie sich zuvor mehr als einen Monat dauerhaft um die neun Prozent bewegt hatte. Mittlerweile sind 3,9 Millionen Israelis geimpft worden, das entspricht rund 43 Prozent der Bevölkerung. 27 Prozent der Israelis haben bereits die zweite Spritze erhalten.
Auch die Zahl der schwerkranken Patienten in den Krankenhäusern ging in den vergangenen Tagen weiter zurück. Wochenlang hatte diese bei rund 1200 landesweit gelegen. Jetzt werden noch 992 Covid-19-Kranke stationär behandelt. Von ihnen müssen 388 künstlich beatmet werden. 5388 Israelis sind gestorben.
Die Zahl der ernsthaften Covid-19-Fälle ging laut der Erhebung um 92 Prozent zurück.
Zunehmend gibt es Studien, die die Wirksamkeit der Impfungen bestätigen. Die bislang ausführlichste wurde jetzt von der Krankenversicherung Clalit veröffentlicht. Sie analysierte die Daten von 1,2 Millionen Mitgliedern, darunter 600.000, die das Vakzin von Biontech-Pfizer erhalten haben, und fand heraus, dass die Zahl symptomatischer Erkrankungen anschließend um 94 Prozent sank. Die Zahl der ernsthaften Covid-19-Fälle ging um 92 Prozent zurück.
VARIANTE Unterdessen wurde bekannt, dass sich zwei Israelis, die bereits mit dem Coronavirus infiziert waren, mit der südafrikanischen Variante angesteckt haben. Es seien insgesamt 44 Fälle mit dieser Mutation im Land aufgetaucht.
Am Sonntagabend beschloss das Corona-Kabinett, dass Ortschaften, in denen die Infektionsraten gesunken sind, ab Montag Kindergärten betreiben und die Grundschulklassen eins bis vier wieder in den Schulgebäuden unterrichtet werden können. Die Öffnung der Bildungseinrichtungen erfolgt nach einem sogenannten Ampelplan, bei denen es »grünen« und »gelben« Gegenden gestattet wird, Wirtschaft und öffentliches Leben schrittweise zu öffnen.
»Wir müssen aufpassen, dass wir die Persönlichkeitsrechte der Jüngeren nicht verletzen.«
Tourismusministerin Orit Farkash-Hacohen
Die Einbringung von Premierminister Benjamin Netanjahu, Daten von Nicht-Geimpften an lokale Behörden weiterzugeben, wurde indes noch nicht angenommen. Hauptsächlich ginge es jetzt darum, wie die Daten gesichert werden können, damit sie nicht in die Hände von Unbefugten gelangen, heißt es aus Regierungskreisen.
GESETZGEBUNG Tourismusministerin Orit Farkash-Hacohen (Blau-Weiß) warnte, dass man dieses Gesetz auf die Altersgruppe 50+ beschränken solle. »Wir müssen aufpassen, dass wir die Persönlichkeitsrechte der Jüngeren nicht verletzen.« Der Regierungschef machte deutlich, dass er die »ad-hoc-Gesetzgebung« aber in jedem Fall durchbringen wolle.
Derweil ruft Gesundheitsminister Yuli Edelstein (Likud) alle noch nicht geimpften Israelis auf, in die Gesundheitszentren zu kommen, um sich das Mittel gegen das Coronavirus verabreichen zu lassen. Dadurch könnten sie bald zum Besuch von Fitness-Studios oder Kulturveranstaltungen berechtigt sein.
SICHERHEIT Auch will er durchsetzen, dass alle Angestellten von Firmen mit Publikumsverkehr sich entweder impfen lassen oder alle zwei Tage einen Corona-Test machen müssen. »Ein Lehrer, der nicht geimpft ist, gefährdet die Sicherheit seiner Schüler, und das ist Machtmissbrauch«, so Edelstein. »Wir werden ein entsprechendes Gesetz einbringen.« Ebenso wolle er dafür sorgen, dass Geimpfte anhand von Tourismusvereinbarungen ins Ausland reisen dürfen.
Israel bemüht sich, der ins Stocken gekommenen Impfkampagne neuen Schwung zu verleihen. Nach einem erfolgreichen Auftakt ist die Bereitschaft, sich das Mittel verabreichen zu lassen, vor allem bei jüngeren Menschen deutlich zurückgegangen.