Noga Weiss war ein ganz normaler israelischer Teenager. Dann kam der 7. Oktober. Und das, was die 18-Jährige seit diesem Tag sehen und ertragen muss, sollte kein Mensch jemals durchleben. Die junge Israelin wurde von Hamas-Terroristen aus ihrem Kibbutz Be‹eri entführt. Jetzt erzählte sie im israelischen Fernsehkanal 12 über ihr Martyrium als Geisel im Gazastreifen. Am selben Abend gab es Berichte, wonach eine ägyptische Delegation in Israel erwartet wird, um über einen vorübergehenden Waffenstillstand und eine Freilassung von Geiseln zu sprechen.
In einem schockierenden Interview gab Noga Weiss preis, einer der Terroristen habe sie heiraten wollen. »Der Hamasnik sagte mir: Alle werden freigelassen, aber du nicht. Du wirst bei mir bleiben und meine Kinder haben.« Er habe ihr sogar einen Ring geschenkt, als Zeichen, dass sie ihm »gehöre«.
Grausamkeit und Perversion der Terroristen
Die Grausamkeit und Perversion der Terroristen beschrieb die 18-Jährige mit jedem ihrer Sätze. Sie sei während der Entführung von ihrer Mutter Shiri getrennt worden und sicher gewesen, dass sie ermordet worden sei. Doch einige Tage später wurde die Mutter, in einem Hijab gekleidet, zu ihr gebracht.
»Eine als Araberin gekleidete Frau kam herein und mir wurde klar, dass es meine Mutter ist. Ich dachte, sie hätten sie getötet, ich war mir sicher, ich wäre ganz allein. Und dann... Plötzlich lebt sie, und ich bin nicht mehr allein«, so Weiss. Allerdings wurde der jungen Israelin schnell bewusst, warum Nogas Mutter Shiri zu ihr gelassen wurde: »Einer der Hamas-Männer sagte, er liebe mich, er wolle mich heiraten und brachte meine Mutter zu mir, damit sie ihr Einverständnis für unsere Hochzeit geben konnte.«
»In einer Minute spielten sie mit uns Karten und lachten, eine Sekunde später kamen sie mit einer Waffe auf uns zu.«
ehemalige geisel noga weiss
Sie erzählte auch davon, wie fragil die Atmosphäre während der Geiselhaft gewesen sei: »Ihre Stimmung [die der Terroristen] änderte sich so schnell. In einer Minute spielten sie mit uns Karten und lachten, eine Sekunde später kamen sie mit einer Waffe auf uns zu. Man musste ihnen immer gefallen.« Die junge Frau habe jeden Augenblick damit gerechnet, erschossen zu werden. Glücklicherweise kam es nie dazu: Noga Weiss und ihre Mutter wurden am 25. November im Rahmen eines Geisel-Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen. Der Vater der jungen Frau, Ilan, war von den Terroristen während des Hamas-Massakers am 7. Oktober ermordet worden.
Bislang habe die 18-Jährige das Erlebte »nicht verdauen« können, gab sie in dem Interview zu. »Die Leute verstehen dieses Gefühl der Angst nicht.« Dass noch immer Geiseln, Frauen, Männer und zwei Kinder, seit mehr als 200 Tagen in der Hölle Gazas festgehalten werden, treibe sie zur Verzweiflung. »Sie sind für eine unbeschreiblich lange Zeit dort. Irgendwann haben die Hamasniks uns einen halben Liter Wasser gebracht, der für zwei Tage reichen musste. So kann man nicht 200 Tage überleben.«
Es seien noch 133 Geiseln im Gazastreifen, gibt das Forum für Familien von Geiseln und Vermisste an. Wie viele von ihnen noch am Leben sind, weiß allerdings niemand genau. Anfang der Woche hatte die britische Boulevardzeitung Daily Mail geschrieben, dass »alle bis auf 40 der 129 am 7. Oktober aus Israel entführten Geiseln tot« seien und berief sich dabei auf auf anonyme Quellen im Umfeld des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet.
Der jedoch dementierte noch am selben Tag: »Die fragliche Veröffentlichung ist nicht wahr und gibt nicht die Meinung des Schin Bet wieder. Die im Artikel genannten Zahlen basieren ausschließlich auf der Meinung des Autors und nicht auf Informationen des Schin Bet.«
Israelisches Verhandlungsteam soll flexibleren Ansatz besprechen
Jedoch kursiert die Zahl 40 weiter durch die Medien. Angeblich ist Israel bereit, von seiner ursprünglichen Forderung an die Hamas nach einer Freilassung von 40 lebenden Geiseln im Austausch für einen vorübergehenden Waffenstillstand in Gaza zurückzutreten. Die »Times of Israel« schrieb am Donnerstag, Jerusalem würde die Freilassung von nur 20 Geiseln in der ersten Phase des Waffenstillstandsabkommens akzeptieren, sofern es sich dabei um Frauen, Männer über 50 Jahre und schwerkranke Menschen handele.
Eine andere israelische Quelle sprach gegenüber Medien von 33 Menschen, die freigelassen werden müssten. Die Hamas behauptete jedoch, dass sie nicht so viele Geiseln dieser Kategorien festhalte, die noch am Leben seien. Das Kriegskabinett habe daraufhin am Donnerstag das Verhandlungsteam des Landes bevollmächtigt, den flexibleren Ansatz der 20 Geiseln mit der ägyptischen Delegation zu besprechen, hieß es in Zeitungsberichten.
Der Leiter des ägyptischen Geheimdienstes, Abbas Kamel, soll die Gruppe anführen. Die katarische Nachrichtenagentur Al-Arabi Al-Jadid hatte geschrieben, Kamel werde während des Besuchs in Tel Aviv mit dem Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, und dem Nationalen Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi zusammentreffen.