Mit seiner ruhigen Ausstrahlung, der Verbindlichkeit, Wortgewandtheit und dem Mut, auch auf schwierige Fragen eine Antwort zu geben, hat sich Daniel Hagari in den Zeiten des Krieges gegen die Hamas in die Herzen der Israelis erklärt. Der Hauptsprecher der israelischen Armee (IDF) leitete die Menschen durch die schwersten Tage in der Geschichte ihres Landes. Jetzt hängt er seine Uniform an den Nagel.
Hagari war da, als das Vertrauen in die Regierung nach dem 7. Oktober 2023 auf dem Nullpunkt angelangt war. Er stand Rede und Antwort, als andere Offizielle sie verweigerten, zeigte Mitgefühl, als sich andere nicht blicken ließen – und wurde so zum beliebtesten Vertreter der Armee in Zeiten des Krieges.
Hagari äußerte sich kritisch und politisch. Das sorgte für Gegenwind.
Nach dem katastrophalen Hamas-Massaker war er der Ruhepol in stürmischen und beunruhigenden Zeiten. Er stellte sich der Öffentlichkeit in extrem schwierigen Situationen, etwa als die IDF versehentlich drei israelische Geiseln erschoss, oder bei dem Gebäudeeinsturz, durch den 21 Soldaten im Gazastreifen ums Leben kamen.
Durch und durch ein Mann des Militärs
Obwohl durch und durch ein Mann des Militärs, zeigte Hagari immer wieder menschliche Wärme. Er traf sich mit Angehörigen von Geiseln, wenn die Türen der meisten Regierungsmitglieder geschlossen blieben. Ende Februar erklärte er: »Yarden Bibas verließ am 7. Oktober sein Zuhause, um seine Familie zu schützen, und wurde entführt. Yarden sah mir in die Augen und bat darum, dass die ganze Welt erfährt und schockiert ist über die Art und Weise, wie seine Kinder ermordet wurden.«
Nicht selten war Hagaris ruhige Stimme die einzige, die zu hören war. Und das nicht nur in Israel, sondern in der ganzen Welt, denn als erster IDF-Sprecher trat er regelmäßig vor die internationale Presse. Vor seinem Posten als Hauptsprecher, den er im März 2023 übernahm, war der heute 49-Jährige Sprecher der Marine und diente als hochrangiger Berater der ehemaligen Stabschefs Benny Gantz und Gadi Eizenkot. Er war auch Kommandeur der Marine-Eliteeinheit Shayetet 13, wodurch seine Identität während des Großteils seiner Karriere geheim gehalten wurde.
Doch Hagaris Attitüde gefiel nicht allen: Seine Kritik an der Regierung, beispielsweise zur Integration der Ultraorthodoxen in die Armee, verwischte die Grenze zwischen militärischer und politischer Sphäre.
Seine Beziehung zur Regierung verschlechterte sich weiter, als er sich gegen einen von der Koalition unterstützten Gesetzentwurf aussprach, der die Weitergabe geheimer Informationen an das Büro des Premierministers entkriminalisieren sollte. Dies war geschehen, nachdem Soldaten Informationen gestohlen hatten. Als er vom Ministerpräsidenten gerügt wurde, räumte Hagari ein, einen Fehler gemacht zu haben, und entschuldigte sich.
Professionell und engagiert
Der politische Gegenwind, so sind sich viele sicher, ist der Hauptgrund, dass Hagari in den kommenden Wochen aus dem Militär ausscheiden wird. Seinen endgültigen Abschied gab der neue Stabschef Eyal Zamir am Freitag bekannt, obwohl Hagari darum gebeten hatte, zum Attaché der IDF in den USA ernannt zu werden. »Konteradmiral Daniel Hagari hat seine Pflicht als Sprecher der IDF während einer der komplexesten Kriegszeiten in der Geschichte des Landes professionell und engagiert erfüllt«, hieß es knapp in der Mitteilung.
Eyal Zamir, der Herzi Halevi ersetzt, übernahm vergangene Woche das Amt des 24. Stabschefs der IDF. Der 59-Jährige galt als Wunschkandidat von Ministerpräsident Netanjahu. »Zamir steht dem Premierminister sehr nahe«, wird eine Insider-Quelle in den israelischen Medien zitiert. Zamir selbst war von 2012 bis 2015 Netanjahus Militärsekretär.
Während seiner Amtszeit als Chef des Südkommandos der IDF bis Juni 2018 glaubte Zamir, dass die Fertigstellung des Sicherheitszauns um den Gazastreifen die Zurückhaltung Israels rechtfertigte, um eine groß angelegte Konfrontation mit der Hamas zu vermeiden. Zamir argumentierte, dass die Terrororganisation keinen Konflikt mit Israel wolle.
Nun räumte Eyal Zamir das Versagen des Militärs am 7. Oktober ein und gelobte, das System aufzurütteln.
Nun räumte Zamir das Versagen des Militärs am 7. Oktober ein und gelobte, das System aufzurütteln. »Der Krieg könnte jederzeit wieder aufflammen«, sagte er nach Übernahme des Postens, »denn die Hamas muss entscheidend besiegt werden.« In seiner ersten Rede betonte er auch die Bedeutung der »gerechten Lastenverteilung« in der Gesellschaft – sicherlich im Hinblick auf die Weigerung einer überwiegenden Mehrheit der Ultraorthodoxen, Militärdienst zu absolvieren. »Die Pflicht, den Staat zu verteidigen, muss gleichmäßig verteilt werden. Denken wir daran, dass das jüdische Volk nicht nur ein Volk des Buches und der Tora ist, sondern auch ein Volk der Tat«, sagte Zamir.
Zur selben Zeit schrieb der Noch-Sprecher Hagari eine Nachricht an seine Einheit: »Es ist mir wichtig zu sagen, dass ich Sie alle sehr lieb gewonnen habe. In diesem Monat feiere ich 30 Dienstjahre in der IDF.« Mit dem Stabschef habe er vereinbart, dass er seinen Posten in den kommenden Wochen abgebe und die IDF verlasse. Sein Nachfolger wird Brigadegeneral Effie Defri.
»Der Krieg ist noch nicht vorbei«, schloss der scheidende Sprecher und machte ein letztes Mal klar, was ihm wirklich am Herzen liegt: »Die Geiseln in Gaza sind immer vor unseren Augen, ihre Befreiung hat allerhöchste Priorität.«