»Wir werden kein Ereignis in Jerusalem absagen. Jerusalem wird weiterlaufen«, hatte Bürgermeister Nir Barkat am Mittwoch angekündigt, wenige Minuten, nachdem die Stadt vom ersten Sprengstoffanschlag seit Jahren erschüttert worden war. 10.000 Athleten folgten dem Aufruf: Mit ihrer Teilnahme beim ersten internationalen Jerusalem-Marathon trotzten sie der Terrorgefahr.
Von der Knesset aus führte die 42,2 Kilometer lange Strecke unter anderem durch die Stadtteile Nahlaot und Rehavia, hoch auf den Scopusberg zur Hebräischen Universität, vorbei an der Haas Promenade und durch die German Colony. Einer der Höhepunkte war die Passage durch die Altstadt Jerusalems, zwischen Jaffa- und Zionstor entlang. »Das ist Wahnsinn, man läuft durch Geschichte«, sagte Teilnehmerin Gabriele Häuser aus Ulm nach dem Zieleinlauf begeistert. »Ein richtiger Sightseeing-Lauf war das.« Neben der langen Strecke gab es zudem einen Halb-Marathon, ein Zehn- sowie ein Vier-Kilometer-Rennen und eine 400 Meter lange Strecke für Kinder und körperlich beeinträchtigte Teilnehmer.
Im Vorfeld war die Veranstaltung wegen ihres Streckenverlaufs, der durch Teile Ost-Jerusalems führt, heiß diskutiert worden: Erst diese Woche hatte der Mufti von Jerusalem, Muhammad Hussein, den Marathon als einen Teil von »Israels Bemühungen, die Stadt zu judaisieren« kritisiert.
mulmiges Gefühl Aufgrund des Anschlags vom Mittwoch war das Aufgebot an Sicherheitskräften für den Marathon noch einmal erhöht worden: 2.000 Polizisten waren im Einsatz. Bei jeder herrenlosen Tasche, die rund um die Ziellinie im Sacher-Park gefunden wurde, sperrten Beamte die Umgebung sofort ab. Im ganzen Land herrschte höchste Alarmbereitschaft. Besonders unter den ausländischen Teilnehmern hatte die Bombenattacke für ein mulmiges Gefühl gesorgt. Die meisten waren zum Zeitpunkt des Anschlags jedoch bereits in Israel, sodass eine Absage des Marathons nicht mehr in Frage kam. »Wäre das ein paar Tage eher passiert, dann hätte ich es mir sicher überlegt, ob ich hierherkomme«, sagte Läuferin Sonja Landwehr aus Augsburg, die am Mittwoch angereist war. »Aber die lockere Art der Israelis, damit umzugehen, hat mir schon sehr geholfen und mich etwas beruhigt.«
Bürgermeister Nir Barkat, der selbst mitlief, war begeistert von Jerusalems erstem internationalen Marathon: »Die ganze Stadt hat heute gewonnen«, sagte er.